Interreligiöser Zusammenhalt
Religionen rücken nach Anschlag zusammen
Nach dem schrecklichen Attentat in Wien am Abend des Allerseelentages, bei dem vier Menschen und der Attentäter starben sowie 17 weitere Menschen teils schwer verletzt wurden, fanden in Wien und in ganz Österreich interreligiöse Friedensgebete sowie Trauer- und Gedenkveranstaltungen statt. Dabei gab es eine stets gleich lautende Botschaft: eine Absage an Spaltung und Hass.
Im Wiener Stephansdom haben am Tag nach der Terrorattacke führende Vertreter der Kirchen und Religionsgemeinschaften sowie der Politik mit einem Gottesdienst ihre Verbundenheit mit den Opfern des Terroranschlags, aber auch untereinander bekundet. Dem Gottesdienst standen Kardinal Christoph Schönborn, der lutherische Bischof Michael Chalupka, der orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis), der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, Ümit Vural, sowie die Vizepräsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde, Claudia Prutscher, vor. Die Vertreter der Kirchen und Religionen sprachen Gebete und entzündeten Kerzen für die beim Anschlag Getöteten.
Am 5. November bekundeten die Spitzenvertreter der Kirchen und Religionsgemeinschaften mit einem Gedenkmarsch durch die Wiener Innenstadt zu den Tatorten des Terroranschlags ihre Verbundenheit und ihren Zusammenhalt. Im Blick auf diesen Schulterschluss der Religionen sagte Kardinal Schönborn am Rande des Gedenkens: „Das ist Österreich. Wer Österreich liebt, der spaltet es nicht.“ Es gelte, sich gegen alle Tendenzen zur Wehr zu setzen, die versuchten, in die Bevölkerung einen Keil zu treiben. Es sei dies die Tat eines Einzelnen, deshalb dürfe man nicht eine ganze Gruppe oder die Gesellschaft dafür verantwortlich machen. Es gebe keine Sippenhaftung.
Im Hinblick auf den Terroranschlag und die derzeitige Covid-19-Krise hinterfragt Bischof Alois Schwarz den Ruf nach immer mehr Sicherheit. „Wir leben in der Vorstellung, dass wir alles kontrollieren können, während die Welt um uns komplexer geworden ist“, schreibt der Bischof in seinem Kommentar in der aktuellen Ausgabe der NÖN. Es brauche die Sicherheit, konstatiert der Bischof. Doch neben dem verständlichen und notwendigen gesellschaftlichen Bemühen um das an Leib und Leben sichere Miteinander brauche es vor allem auch den „inneren Halt“, einen „geistigen Haltegriff“, um Geborgenheit, um Ruhe zu finden. Der Bischof fragt: „Finden wir ihn im Gebet, im Glauben?“ Jesus, so Schwarz, sichert uns zu: „In der Welt seid ihr in Bedrängnis. Habt Mut; Ich habe die Welt besiegt.“ (Joh 16,33).
Der Bischof lädt die Menschen ein, den Blick nach oben, himmelwärts zu richten. „Unser Gott will uns dabei helfen, Gewissheit, Halt, Wohlbefinden und Ruhe zu finden und aus der Dunkelheit, die in unser aller Leben immer wieder aufzieht, mit dem Blick auf Christus inneren Halt und einen sicheren Weg zu finden.“
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.