Mongolei
Papst rief zum Frieden auf
Auch der Arbesbacher P. Leopold Kropfreiter, der in Kasachstan als Missionar wirkt, war anlässlich des Papstbesuchs in der Mongolei (siehe Bild).
Kommentar von "Kirche bunt"-Chefredakteurin Sonja Planitzer
Einmal mehr ist Papst Franziskus an die „Ränder der Welt“ geflogen: In die Mongolei, wo nur rund 1.400 Menschen der 3,4 Millionen Einwohner katholisch sind. Grund für seine Reise dürfte dieses Mal aber vor allem die geopolitische Lage des Landes gewesen sein. Franzis-kus wollte den großen Nachbarn der Mongolei – China und Russland – nahe kommen. An sie richtete er indirekt einige Botschaften: So lobte er die Mongolei als Land ohne Atomwaffen und Todesstrafe. Ein Appell für Frieden, Geschwisterlichkeit und die Achtung der Grundrechte für alle Menschen folgte.
Es waren deutliche Signale an die großen Nachbarn. Großmächte mit Atomwaffen, wo es die Todesstrafe gibt und wo die Menschenrechte nicht viel zählen. Der Papst weiß, dass er keine Änderung von jetzt auf gleich erreichen kann. Franziskus weiß aber auch, dass er gehört wird – weltweit. Der Papst ist eine der wenigen Weltpersönlichkeiten, die sich stets für Frieden, Liebe, Solidarität einsetzen– für die Armen, Ausgegrenzten, Kranken und Einsamen. Das Weltgewissen braucht seine Stimme!
Bericht in "Kirche bunt"
Papst Franziskus hat bei seinem Besuch vom 1. bis 4. September in der Mongolei zur Zusammenarbeit der Religionen für den Frieden in der Welt aufgerufen. In Reden und Ansprachen vor Regierungsvertretern, Diplomaten und Vertretern anderer Religionen hob er das gemeinsame Interesse aller Menschen an einer Welt ohne Krieg und Konflikte hervor. Dabei sendete er auch freundliche Sig-nale in Richtung China, neben Russland das Nachbarland der Mongolei.
Eine Zukunft im Frieden
Ohne den russischen Angriff auf die Ukraine zu nennen, sagte Franziskus in der Hauptstadt Ulan Bator: „Mögen die dunklen Wolken des Krieges vorüberziehen, mögen sie vom festen Willen einer universalen Geschwisterlichkeit hinweggefegt werden.“ Der Papst rief zur Achtung internationaler Gesetze auf und verlangte Grundrechte für alle Menschen. „Bemühen wir uns gemeinsam darum, eine Zukunft des Friedens zu errichten“, sagte er.
Bei seiner Rede im Beisein des mongolischen Staatspräsidenten Uchnaagiin Chürelsüch lobte Franziskus die ablehnende Haltung der Mongolei zu Atomwaffen und Todesstrafe, ihre friedliche Außenpolitik und die Religionsfreiheit in dem Land. Der Schamanismus und der aus dem Buddhismus abgeleitete Respekt für jedes Lebewesen würden einen wertvollen Beitrag für das Engagement für Klimaschutz darstellen, sagte er mit Blick auf die in der Mongolei am meisten verbreiteten Religionen.
Die katholische Kirche glaube fest an den Dialog, betonte der Papst beim interreligiösen Treffen am Sonntag, 3. September. „Wir haben einen gemeinsamen Ursprung, der allen die gleiche Würde verleiht, und einen gemeinsamen Weg, den wir nur zusammen gehen können, da wir unter ein und demselben Himmel wohnen, der uns erleuchtet und umhüllt.“ Wenn die Menschheit nur auf irdische Interessen ausgerichtet sei, ruiniere sie am Ende die Erde, wie Konflikte, Umweltzerstörung, Verfolgung und die Ablehnung menschlichen Lebens zeigen würden.
Während seiner Mongolei-Reise ermutigte der Papst immer wieder zum Glauben. Der Mensch sehne sich nach Freude, Glück, einem Sinn im Leben und vor allem nach Liebe, sagte der Papst am Sonntag bei einem Gottesdienst in Ulan Bator. „Es nützt nicht groß, reich oder mächtig zu sein, wenn man glücklich sein möchte. Nur die Liebe stillt den Durst unseres Herzens, nur die Liebe heilt unsere Wunden, nur die Liebe schenkt uns wahre Freude“, predigte er. Gott sei die Liebe; er wolle das Leben der Menschen und ihren Durst nach Glück teilen.
Zu der Messe waren rund 2.500 Teilnehmende in die Steppe-Arena in der Hauptstadt gekommen, darunter auch Katholikinnen und Katholiken aus anderen asiatischen Ländern. Etwa 100 Katholiken waren aus dem kommunistischen China trotz Verbots ihrer Regierung zum Papstbesuch in die Mongolei gereist. Um dem Überwachungssystem durch Gesichtserkennung in der Heimat zu entgehen, trugen die meisten von ihnen Gesichtsmasken und Sonnenbrillen. Mit Fahnen der Volksrepublik machten sie sich bei Papstveranstaltungen sichtbar. Zum Ende der Messe überraschte Franziskus mit einer Botschaft an China. An der Seite eines früheren und dem aktuellen Bischof von Hongkong grüßte er das „edle chinesischen Volk“. Er wünsche ihm das Beste und dass es immer vorwärts gehe und vorankomme. „Und ich bitte die chinesischen Katholiken, gute Christen und gute Staatsbürger zu sein“, so der Appell von Franziskus.
Positive Reaktion auf Papstbotschaft aus China
Schon bei seiner Anreise hatte der Papst – als sein Flugzeug den chinesischen Luftraum durchquerte – dem Staatspräsidenten in einem Telegramm seine Gebete zugesichert. Er, so Franziskus, bitte außerdem um „göttlichen Segen von Einheit und Frieden“ für die Chinesen. Pekings Reaktion fiel positiv aus. Ein Sprecher des Außenministeriums erklärte: „China möchte den konstruktiven Dialog mit dem Vatikan weiterführen, das Verständnis verbessern, gegenseitiges Vertrauen aufbauen und den Prozess der Verbesserung der Beziehung zwischen den beiden Seiten voranbringen.“ Den anderen Nachbarn Russland erwähnte der Papst bei der Reise nicht direkt, er rief aber zu einem Ende von Kriegen und Konflikten auf. Bei der Abschlussmesse war es ausgerechnet die auf Russisch vorgetragene Fürbitte, in der um die Weisheit des Himmels für Regierende gebetet wurde. Sie sollten sich um das Gemeinwohl kümmern, Parteiinteressen überwinden und sich für Frieden unter den Völkern und den Klimaschutz einsetzen.
Im Rahmen seines Besuches in der Mongolei wies Papst Franziskus den Vorwurf zurück, die Kirche betreibe Sozialprojekte aus Eigennutz. Die Sorge für andere sei kein Mittel, um andere auf die eigene Seite zu ziehen, sagte er bei der Segnung und Eröffnung eines katholischen Sozialzentrums in Ulan Bator. „Christen erkennen diejenigen, die in Not sind, und tun das Mögliche, um deren Leiden zu lindern, weil sie darin Jesus sehen“, sagte der Papst beim abschließenden Programmpunkt seines viertägigen Mongolei-Besuchs. Franziskus hob dabei die Bedeutung freiwilligen Engagements in sozialen Einrichtungen hervor. Auch in hochtechnologisierten Gesellschaften reiche das Sozialversicherungssystem allein nicht aus, um alle Dienstleistungen für die Bürger zu erbringen, sagte er. Der wahre Fortschritt der Nationen bemesse sich an ihrer Fähigkeit, für die Gesundheit, die Bildung und die ganzheitliche Entwicklung der Menschen zu sorgen.
Ermutigung zum Engagement
Der Papst ermutigte auch Menschen mit geringem Einkommen, sich zu engagieren. „Es sind fast immer die einfachen Leute, die ihre Zeit, ihren Sachverstand und ihr Herz einsetzen, um sich um andere zu kümmern“, sagte er. Bezahlte Mitarbeiter zu beschäftigen und in große Einrichtungen zu investieren, sei zudem nicht die einzige Möglichkeit, sich um andere zu kümmern.
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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