Heiliges Jahr 2025
Neue Serie: Mit Notker Wolf in Rom
Ein grundlegendes Element eines Heiliges Jahres ist eine Wallfahrt nach Rom. Für alle, die zuhause bleiben: Abt Notker Wolf, der viele Jahr in Rom lebte, kennt spirituelle Kraftorte abseits der üblichen Touristenpfade, und vier davon stellen wir in "Kirche bunt" vor. Der erste: die Priscilla Katakombe.
Im Zentrum Roms waren Bestattungen einst aus hygienischen Gründen verboten. Antike Grabbauten entstanden daher stets außerhalb der damaligen Stadtmauern, so etwa entlang der Via Appia. Weniger bekannt, aber nicht minder interessant sind einige Grabanlagen im Norden Roms. Zu ihnen gehört die Priscilla-Katakombe. Sie liegt an der Via Salaria. (...)
Die Priscilla-Katakombe wird von Benediktinerinnen betreut. Ihr kleines Kloster befindet sich fast versteckt hinter einer hohen, rötlichen Mauer. Als wir klingeln, werden wir eingelassen und können an einer Führung durch die Katakombe teilnehmen. Als Erstes besuchen wir eine kleine frühchristliche Basilika aus dem 4. Jahrhundert. In ihr wurden damals zwei jugendliche Märtyrer bestattet, Felix und Philippus. Alte Überlieferungen berichten, dass Bischof Silvester I. den Bau dieser Kirche veranlasst habe und später in dem darunterliegenden Gräberareal selbst beigesetzt wurde. (...)
Eine Benediktinerin führt uns von der Basilika über ein enge Treppe hinab in die Katakombe: Wir wandern durch endlos erscheinende, ebenso schmale wie dunkle unterirdische Gänge. Zu beiden Seiten sehen wir in den Wänden sogenannte Loculi: längliche Nischen, die einst mit Ziegel- oder Marmorplatten verschlossen wurden. Es waren die Gräber armer Leute.
Zwischendurch öffnen sich links oder rechts kleine Grabräume, sogenannte Cubiculi, die bessergestellten Familien gehörten. Einige sind mit Stückornamenten und hübschen farbigen Wandmalereien verziert. Sie erlauben uns, ein wenig in die Glaubenswelt der ersten Christen einzutauchen: Wir sehen drei junge Männer mit zum Gebet erhobenen Händen inmitten eines Flammenmeeres stehen. Die Szene sei vom Alten Testament inspiriert, erklärt unsere Führerin. Sie zeige drei Jünglinge, die König Nebukadnezar ins Feuer werfen ließ, um sie von ihrem Glauben abzubringen, doch die Flammen können ihnen kein Leid zufügen.
Es läuft einem kalt den Rücken herunter, wenn man bedenkt, dass während der Verfolgungen in Rom Christen als lebende Fackeln angezündet wurden. Wir fragen uns, was ihnen die Kraft gab, vor solchem Elend nicht zu kapitulieren. Wie unermesslich musste ihr Vertrauen in den gewesen sein, der sagte: „Ich bin die Auferstehung und das Leben!“ (...)
Wie unermesslich muss ihr Vertrauen gewesen sein.
Ein weiterer Grabraum zeigt einen Hirten, der behütend ein Schaf auf seinen Schultern trägt, umgeben von Blumen, Früchten und Vögeln. Solche Elemente idyllischer Landschaften findet man oft auch auf vorchristlichen Gräbern. (...) Christen verbanden solche Bilder auch mit dem Paradies, das sie am Ende ihres Lebens erwarteten, meint unsere Führerin. (...)
Als wir uns verabschieden, meint unsere Führerin nachdenklich: „Zu glauben, dass es noch ein anderes, besseres Leben gibt, ich denke, das ist die Botschaft der frühchristlichen Gräber und Katakomben für die heutige Welt. Die Religion damals war eine große Quelle der Hoffnung, für alle. Das gilt insbesondere für das Christentum. Zu sehen, wie Jesus anderen hilft, selber leidet und aufersteht, hat etwas Faszinierendes, Wunderbares an sich. Das hat Menschen angezogen: der Glaube, dass das Elend hier nicht alles ist!“
Notker Wolf
Autor:Patricia Harant-Schagerl aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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