Gereinigt, renoviert, gesegnet
Legendärer Vater Unser-Stein in Schrems

Foto: Josef Gottler

Der Vater Unser-Stein in einem Wald im Pfarrgebiet von Schrems gilt als beliebtes Ausflugsziel und guter Platz zum Innehalten. Nach einer Sanierung segnete Pfarrer Thomas Kuziora den Stein (siehe Bild). Viele nahmen an der Feier im Forstgebiet Ludwigs­thal teil, die die Jagdhornbläsergruppe Gmünd musikalisch gestaltete.

1960 meißelte der damals 27-jährige Bauer Karl Riedl aus Kottinghörmanns in einen fünf Meter langen und zweieinhalb Meter hohen Granitblock das Vater Unser-Gebet ein. Der Ort hatte den jungen Landwirt derart inspiriert, dass er das Vater Unser als „stummes Gebet“ auf diesem großen Granitblock verewigte. Alle Worte des Gebetes mit 275 Buchstaben und sechs Satzzeichen füllen in acht Zeilen die Fläche der Steinvorderwand zur Gänze aus.

Eine Woche lang geschrieben

Eine ganze Woche lang soll der Bauer im Dorf nicht gesehen worden sein, niemand konnte ahnen, dass er im Wald an seinem Kunstwerk mit Hammer und Spitzeisen – teils im Schein einer Petroleumlampe – arbeitete. Am Ende fügte er seine Signatur und Datum dazu sowie die Abbildung eines Rosenkranzes. Karl Riedl hat sein Bauernhaus als ruhiger und fleißiger Landwirt bis zuletzt betreut. Er verstarb 2001 gläubig und bescheiden im Alter von 68 Jahren.

Der Spenglermeister und Initiator der Restaurierung, Josef Gottler aus Gmünd, der sich mit dem Vater Unser-Stein und diesem Kraftplatz seit jeher besonders verbunden fühlt, hat sich im Frühjahr 2022 entschlossen, das einzigartige Werk für die Nachwelt zu erhalten. Die einzelnen Buchstaben des Gebetes waren nach 62 Jahren stark verwittert.

Im August und September wurde der Gebetsstein innerhalb von zwei Wochen gereinigt und die verwitterten Schriftzeichen wiederhergestellt. Der Drosendorfer Hobbyfotograf Franz Kres­tan begleitete diese Arbeiten fotografisch.

Die Arbeit, den Originalzustand wieder herzustellen, wurde mit Hilfe des Schremser Steinmetzmeisters Anton Pfeiffer gemeinsam abgeschlossen. Somit erfahren die Mühen und der Fleiß des Schöpfers dieses Werkes, Karl Riedl, den nötigen Dank und Anerkennung, berichtet Josef Gottler.

Autor:

Wolfgang Zarl aus Niederösterreich | Kirche bunt

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