40 Jahre Medjugorje
„Hotspot der Mission“
Vor 40 Jahren – am 24. und 25. Juni 1981 – berichteten sechs Kinder im Dorf Medjugorje im Süden des heutigen Bosnien-Herzegowina, die Jungfrau Maria hätte sich ihnen gezeigt. Die Berichte haben einen Pilgerstrom ausgelöst.
Die Erscheinungen dauern nach Angaben der inzwischen längst erwachsenen und verheirateten „Seher“ mit großer Häufigkeit an; insgesamt soll es mehr als 42.000 dieser Visionen gegeben haben. Die ihnen erscheinende Gestalt soll sich selbst als „Königin des Friedens“ bezeichnen und bei etlichen dieser Begegnungen auch Botschaften zu den Themen Gebet für den Frieden, Fasten, Beichte und tägliches Bibellesen geben, bezeugen sie. Die Berichte haben einen Pilgerstrom ausgelöst, der bis vor der Corona-Pandemie auf mehr als eine Million Menschen pro Jahr angewachsen ist, darunter auch viele aus Österreich.
Seitens der Kirchenleitung gab es Zweifel an der Echtheit des Phänomens, weshalb die zuständige Diözese Mostar ab 1982 mehrere Untersuchungen startete. Ab 2010 untersuchte auch der Vatikan mit einer Kommission, deren Ergebnis noch nicht veröffentlicht wurde. Papst Franziskus reagierte jedoch 2017 mit der Einsetzung des polnischen Erzbischofs Henryk Hoser zu seinem Sondergesandten für Medjugorje, um die vom Franziskanerorden geleitete Seelsorge vor Ort zu analysieren und Vorschläge dafür zu machen, sowie 2019 mit der Aufhebung des dahin geltenden Verbotes offizieller Wallfahrten nach Medjugorje. Eine endgültige Entscheidung über die Echtheit der berichteten Erscheinungen dürfte vorerst nicht fallen.
Außer Streit stehen indes die Folgewirkungen von Medjugorje, das in der katholischen Kirche Europas einen wichtigen Impuls zur Wiederentdeckung der Sakramente wie Beichte und Eucharistie sowie zu zahlreichen Berufungen zum Priester- oder Ordensleben gegeben hat. In Österreich wie in vielen anderen Ländern – zuletzt auch in anderen Kontinenten – beruft sich eine wachsende Zahl von katholischen Bewegungen wie auch sozialen Initiativen auf die Spiritualität von Medjugorje, wo das 40-Jahr-Jubiläum mit Prozessionen und Anfang August mit einem Jugendfestival gefeiert wird.
Zwischen Medjugorje und Österreich bestehe seit fast 40 Jahren eine enge Verbindung, die sowohl das Ansehen des Marienwallfahrtsortes wie auch das religiöse Leben in der Alpenrepublik verändert hat – davon ist der Leiter der Gebetsgemeinschaft „Oase des Friedens“, Christian Stelzer, überzeugt. Kardinal Christoph Schönborn sei derjenige gewesen, der mit seiner Offenheit und seinem Besuch in Medjugorje „innerkirchlich die Türen entriegelte, die dann Papst Franziskus mit der Erlaubnis offizieller Pilgerreisen 2019 weit aufstieß“, so der Allgemeinmediziner im Interview mit Kathpress. Umgekehrt stehe Medjugorje hinter vielen geistlichen Berufungen, spirituellen Aufbrüchen und auch sozialen Initiativen in Österreich.
Pater Karl Wallner, Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke, bezeichnet Medjugorje als „Missionshotspot für Europa“ und als Ort einer „zeitgemäßen Charismatik, die über die Sakramente geht“. In Zeiten eines „abgekühlten Glaubens“ verhelfe das Pilgerziel mit seiner eigenen slawischen und marianischen Spiritualität wieder an das Wirken Gottes in der Welt zu glauben und sein Leben an ihm auszurichten, sagte der Heiligenkreuzer Zisterzienser. Rund ein Dutzend Mal sei er selbst bereits in Medjugorje gewesen, gab Wallner an. Beim ersten Mal, kurz nach der Priesterweihe 1988 sei er mit Skepsis angereist, da er dachte, dort „Wundersucht und Überdrehtheit“ zu finden. Es sei ganz anders gekommen. Wie die meisten priesterlichen Besucher spendete Wallner vor Ort das Bußsakrament. „Meine Stola wurde täglich nass von den Tränen der vielen, denen ich dort oft erstmals nach Jahren oder Jahrzehnten die Beichte abnehmen durfte“, berichtete der Ordensmann. In Medjugorje stünden nachhaltige Bekehrungen und totale Neuausrichtungen des Lebens auf Gott hin an der Tagesordnung.
Antwort auf heutige seelische Ablenkung und Zerstreutheit
Beeindruckt hätten ihn in Medjugorje „nicht die Erscheinungen und unerklärliche Phänomene, sondern vor allem die Intensität, mit der man die Sakramente feiert und das Normalkatholische wie die eucharistische Anbetung, Kreuzweg und Rosenkranz praktiziert“. Alles sei in dem Marienwallfahrtsort auf die Begegnung mit Jesus Christus ausgerichtet.
Er persönlich glaube „dass die Muttergottes durch Medjugorje eine Botschaft geben will“, bekannte der Ordensmann. Diese unterscheide sich jedoch wesentlich von den Botschaften anderer großer Erscheinungsorte Europas: Sei Lourdes (1858) „eine Art Gottesbeweis im anbrechenden Atheismus“ und Fatima (1917) ein Gebetsaufruf inmitten des Ersten Weltkrieges für eine weltpolitische Wendung gewesen, so sehe er Medjugorje als Antwort auf heutige „seelische Ablenkungen und Zerstreutheit in der Kirche in verschiedenste Fragestellungen“, erklärte Wallner.
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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