Bestattungen und Begräbnis
Friedhofskultur im Wandel

Wegen der vermehrten Beisetzung von Urnen sind die Pfarrfriedhöfe gefordert, oftmals neue Wege in der Friedhofsgestaltung zu finden. Das Bild zeigt einen katholischen Friedhof, der von vielen kleinen Urnengräbern geprägt ist. | Foto: Blende8  – stovk.adobe.com
  • Wegen der vermehrten Beisetzung von Urnen sind die Pfarrfriedhöfe gefordert, oftmals neue Wege in der Friedhofsgestaltung zu finden. Das Bild zeigt einen katholischen Friedhof, der von vielen kleinen Urnengräbern geprägt ist.
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Mit Blumen geschmückte Gräber und hunderte Lichter prägen das Bild der Friedhöfe gerade zu Allerheiligen und Allerseelen  – das wird auch in Zukunft so sein, auch wenn sich wohl so mancher Friedhof wegen des zunehmenden Trends zu Feuerbestattungen und Urnengräbern den Gegenbenheiten anpassen wird. So beschäftigt man sich u. a. in der Pfarre Purgstall intensiv mit den Herausforderungen der Zeit.

Allerheiligen und Allerseelen sind die Tage, an denen wir die ge­schmü­ckten Gräber unserer Verstorbenen aufsuchen, Kerzen entzünden und für sie beten. Wie eindrucksvoll sind an diesen Tagen die Besuche am Friedhof, wenn ein Blumen- und Lichtermeer die vielen Gräber erleuchtet. Friedhöfe sind für Christen Orte der Glaubenshoffnung, die voller Frieden sind und den Hinterbliebenen in ihrer feierlichen Ruhe gut tun.

Trend zur Urnenbestattung

Freilich: Die Friedhöfe vielerorts befinden sich aus vielerlei Gründen im Wandel. Im ländlichen Raum ist es vor allem der Trend hin zu Feuerbestattungen und Urnenbeisetzungen, die die Abschieds- und auch Friedhofskultur verändern. Eine Herausforderung mit der sich zurzeit u. a. auch die Pfarre Purgstall beschäftigt. Aus diesem Grund lädt das Katholische Bildungswerk am 31. Oktober um 18 Uhr zum „Ge(h)denken am Abend vor Allerheiligen“ und am 3. November widmet sich Prof. Pater Dr. Ewald Volgger, der die Pfarre schon bei der Kirchensanierung beraten hat, aus fachlicher Perspektive dem Thema „Friedhofskultur und neue Tendenzen bei Begräbnissen und Urnenbestattungen“. (Siehe nähere Informationen im Kasten sowie Interview auf dieser Seite).

Ich bin die Auferstehung
und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder,
der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. (Joh 11,25f)

Pfarrer Franz Kronister sieht sich vor allem mit zwei Herausforderungen konfrontiert: „Einerseits werden viele Gräber aufgelassen, andererseits haben wir immer mehr Urnenbestattungen.“ In Purgstall gibt es pro Jahr durchschnittlich 50 bis 60 Todesfälle, ungefähr die Hälfte davon sind Begräbnisse mit Erdbestattungen, die andere Hälfte sind Verabschiedungen mit Urnenbeisetzungen, wobei die Tendenz zu Urnenbeisetzungen steigend ist.
Familien, die ein Erdgrab haben, lassen ihre Verstorbenen meist dort beisetzen. Angehörige ohne eigenes Grab nehmen meist ein „kleines“ Urnengrab an der Friedhofsmauer. Doch diese Möglichkeit, so Pfarrer Kronister, gehe langsam zu Ende. Es brauche in Zukunft Erdgräber, wo auch Särge bestattet werden können oder kleine Urnengräber, wo nur Urnen beigesetzt werden können. Um neue Wege in der Friedhofsgestaltung zu finden, wurde in Purgstall im Herbst 2020 ein „Urnenprojektteam“ ins Leben gerufen, dem neben dem pfarrlichen Team u. a. auch der Linzer Theologe Pater Ewald Volgger und Hubert Nitsch vom Kunstreferat der Diözese Linz sowie Vertreter der Diözese St. Pölten angehören.

Eine „Urnennischenwand“, wie es sie anderswo gibt, ist in der Pfarre Purgstall nicht zu finden. „Dort werden Urnen nicht begraben, sondern aufgehoben“, begründet Pfarrer Kronister. In der Pfarre fiel hingegen schon vor Jahren die Entscheidung, dass alle Urnen biologisch abbaubar in der Erde begraben werden. „Von der Erde sind wir genommen und zur Erde kehren wir zurück, so schließt sich der biologische Lebenskreislauf“, betont Kronister.

Präsenz des geliebten Menschen

Auch beim Begräbnis hat man in der Pfarre ganz bestimmte Vorstellungen. „Wir bitten die Angehörigen bei einem Todesfall und der Entscheidung für eine Kremation, dass das Requiem in der Kirche mit dem Sarg und dem Leichnam gefeiert werden darf“, so Kronister. Es sei eine andere Präsenz des geliebten Menschen zu spüren, wenn der Sarg mit dem Leichnam in der Kirchenmitte steht und nicht nur eine Urne mit der Asche des verstorbenen Menschen. Nach dem Requiem findet die Verabschiedung auf der Pfarrhofwiese statt. Die Urnenbeisetzung im kleineren Familienkreis ist dann meist eine Woche nach dem Requiem.

Baumbestattung bei der Ochsenburg

Neben den vermehrten Urnenbeisetzungen auf den Friedhöfen entwickeln sich auch andere Alternativen zu den traditionellen Bestattungsformen. In der Diözese St. Pölten gibt es seit heurigem Jahr die Möglichkeit der Baumbestattung. In unmittelbarer Nähe zum Schloss Ochsenburg bei St. Pölten wurde von der Firma Klosterwald ein Bestattungswald eingerichtet. Das Schloss Ochsenburg, das erst im Besitz des Chorherrenstiftes St. Pölten war und danach Sommersitz der Bischöfe der Diözese St. Pölten wurde, und der angrenzende Wald sind ein beliebtes Ausflugsziel für Naturliebhaber aus der gesamten Region. Ein Teil dieses Waldes wird künftig für Baumbestattungen genutzt. Die Asche von Verstorbenen wird in einer biologisch abbaubaren Urne direkt an einem Baum beigesetzt. Im Anschluss daran wird das Grab verschlossen und der natürliche Waldboden wiederhergestellt. Die Grabpflege übernimmt die Natur und die Angehörigen müssen sich um nichts kümmern. Nur ein dezentes Namensschild an dem einen oder anderen Baum erinnert daran, dass hier jemand seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Waldspaziergängerinnen und Waldspaziergängern bleibt das Gebiet weiterhin wie gewohnt zugänglich. Betreut wird die Bestattungsfläche von der Firma Klos­terwald (die im Eigentum der Stifte Heiligenkreuz und Klosterneuburg sowie der Erzdiözese Wien steht), und die bei allen Aktivitäten auf größtmögliche Umweltverträglichkeit und ökologische Grundsätze achtet.

Termine

31. Oktober, 18 Uhr: Unter dem Motto „Ge(h)denken am Abend vor Allerheiligen. Gemeinsam bringen wir das Licht von der Kirche zum Friedhof“ geht es von der Pfarrhofwiese in Purgstall zum Friedhof. Dieser Abend soll auch für Gedanken rund um die Geschichte und Zukunft des Pfarrfriedhofes genutzt werden.

3. November, 19.30 Uhr: „Tod und Trauer. Friedhofskultur und neue Tendenzen bei Begräbnissen und Urnenbestattungen“ mit Prof. Pater Dr. Ewald Volgger. Ort: Pfarrheim Purgstall. Teilnahmegebühr: 5 Euro. Die Veranstaltung wird von den Bildungswerken der Pfarren Purgstall, Steinakirchen und Scheibbs ausgetragen.

Autor:

Sonja Planitzer aus Niederösterreich | Kirche bunt

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