50 Jahre gesendete Berufe
Freude haben miteinander und aneinander

Weihbischof Anton Leichtfried bei der Diplomfeier zur Ausbildung der Pastoral-assistentinnen und -assistenten am 21. Juni im Garten des Bildungshauses 
St. Hippolyt in St. Pölten.  | Foto: Wolfgang Zarl
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  • Weihbischof Anton Leichtfried bei der Diplomfeier zur Ausbildung der Pastoral-assistentinnen und -assistenten am 21. Juni im Garten des Bildungshauses
    St. Hippolyt in St. Pölten.
  • Foto: Wolfgang Zarl
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Vor 50 Jahren wurde von der Bischofskonferenz die Berufsbezeichnung „Pastoralassistent“ eingeführt. Heute sind hauptamtlich in der Pastoral tätige Frauen und Männer nicht mehr aus dem kirchlichen Leben wegzudenken. Wie blicken diese heute auf diese besondere Berufs- und Berufungsgruppe? Ein Interview mit Weihbischof Anton Leichtfried, der in der Bischofskonferenz u. a. für geistliche Berufe und kirchliche Dienste zuständig ist.

Herr Weihbischof, wir feiern heuer 50 Jahre gesendete pastorale Berufe. Wie blicken Sie und die Bischöfe heute auf diese besondere Berufs- und Berufsgruppe?

Weihbischof Anton Leichtfried: Mit großer Freude und Dankbarkeit! Da ist die große Bereicherung durch viele Frauen in pastoralen Berufen und insgesamt die Erweiterung des Spektrums in der Seelsorge durch so viele Männer und Frauen, die sich hauptberuflich, mit so großem Engagement und hoher Professionalität, in der Pastoral engagieren!

Was waren bei der Entwicklung dieses Berufsfelds in Ihrer Wahrnehmung Meilensteine?
Weihbischof Leichtfried:
Vor 50 Jahren wurde auf Österreichebene die gemeinsame Berufsbezeichnung „Pastoralassistent“ eingeführt – die Anfänge und Einsatzfelder von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Pastoral waren in den einzelnen Diözesen ja schon viel früher und recht unterschiedlich. Aus meiner Sicht gab es da nicht die ganz großen einzelnen Meilensteine, sondern die stetige Entwicklung von Handlungsfeldern und die so schnell gewachsene selbstverständliche Akzeptanz von neuen pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Das Berufsfeld für Pastoralassistentinnen und -assistenten ist heute sehr weit und umfasst mehr als 50 Berufe und Tätigkeiten. Was bedeutet das für die berufliche Qualifikation und Ausbildung? Wie kann man dieser Vielfalt überhaupt in der Ausbildung gerecht werden?

Weihbischof Leichtfried: Ja, am Anfang war das Einsatzgebiet vor allem die Kinder- und Jugendarbeit. Und die ist und bleibt zentral und steht auch weiterhin für die meisten am Anfang des persönlichen pastoralen Einsatzes. Und dann sind so viele weitere Felder dazugekommen, wie etwa die Krankenhausseelsorge, um nur ein ganz großes Gebiet zu nennen. Wie in vielen Berufen in unserer Gesellschaft überhaupt, ändern sich die Anforderungen ständig, braucht es dauernd Kurse und Weiterbildung. Das gilt auch für die Seelsorge. Da gibt es die Basis-Ausbildung und dann, neben den fachlichen Spezialisierungen wohl insgesamt die Bereitschaft, dazuzulernen – in der Seelsorge und im Glauben kann ich da ja jeden Tag und von jedem Menschen etwas lernen.

Ein Jubiläum ist Anlass zum dankbaren Rückblick und auch zum Ausblick.

Ein Jubiläum ist Grund zum dankbaren Rückblick – aber immer auch zum Ausblick. Und der ist im Blick auf Gläubigenzahlen, aber auch im Blick auf das Fachpersonal nicht gerade rosig. Wie, glauben Sie, wird sich das Berufsfeld weiterentwickeln? Werden die pastoralen Räume noch größer werden und wird sich damit auch das Dienstfeld pastoraler Berufe ausdehnen?

Weihbischof Leichtfried: Ja, die Räume werden größer und damit wird sicherlich auch manches komplizierter. Eine wichtige Dimension in der Pastoral ist das Arbeiten in vielen verschiedenen Teams: hauptamtliche Teams, viele ehrenamtliche Teams und viele Mischformen. Und ein Schlüssel ist sicherlich die gute Begleitung von Ehrenamtlichen. Da können sich für Hauptamtliche auch neue Berufsfelder entwickeln.

Mitunter gibt es Reibeflächen zwischen Priestern und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den pastoralen Berufen. Wie kann es gelingen, das Miteinander zu verbessern?

Weihbischof Leichtfried: Wo immer Menschen miteinander arbeiten, gibt es auch Konflikte und z. B. die Gefahr von Neid. Ihre Frage halte ich tatsächlich für eine Schlüsselfrage überhaupt in der Kirche und in der Gesellschaft: „Wie kann es gelingen, das Miteinander zu verbessern?“ Meiner Meinung ist das auch das Anliegen von Papst Franziskus in seinem dringenden Wunsch nach Synodalität: Wie kommen wir zu einem guten Miteinander, auf allen Ebenen?! Alles, was da hilft, muss man ausprobieren und anwenden. Miteinander arbeiten, glauben, … z.B. auch Freude haben miteinander und aneinander!

Das Jubiläum der ÖKOBI (Österreichische Konferenz der Berufs- und Interessensgemeinschaften) möchte auch die ganze Bandbreite geistlicher Berufungen sichtbar machen. Wenn man bedenkt, dass das Canisiuswerk, das den Auftrag zur Förderung geistlicher Berufungen hat, ein rein spendenbasiertes Unternehmen ist, kann man auf den Gedanken kommen, dass der Bischofskonferenz dieses Anliegen nicht ganz so wichtig ist …

Weihbischof Leichtfried: Jedem Bischof, ja jedem Christen muss die Förderung von geistlichen Berufungen ein Anliegen sein! In Österreich gibt es die erfreuliche Besonderheit, dass eine private Initiative zur Gründung des Canisiuswerks geführt hat, getragen von vielen, vielen Spenden! Das darf man nie vergessen und natürlich ist auch die Frage, was der gemeinsame Beitrag dafür in einer Diözese und auf der Ebene der Bischofskonferenz ist. Wir brauchen so dringend geistliche Berufungen. Danke allen, die, wo und wie auch immer, da mithelfen!

Dieses Interview wurde von Henning Klingen geführt und erschien im Magazin „miteinander“ des Canisiuswerkes. „Kirche bunt“ veröffentlicht das Interview mit freundlicher Genehmigung von „miteinander“.

Pastoralassistentinnen und Pastoralassistenten über ihren Beruf

Martin Kastner, Pastoralassistent im Pfarrverband St. Pölten Süd und Vorsitzender der Berufsgemeinschaft der Pastoralassistentinnen und -assistenten

Martin Kastner | Foto: zVg

Beim Jubiläum „50 Jahre gesendete Berufe“ denke ich zuallererst an jene Frauen, die als Seelsorgehelferinnen Pionierinnen für unseren Beruf waren. Und ebenso an Kolleginnen/Kollegen, die – begeistert durch den Aufbruch in der Kirche nach dem 2. Vatikanischen Konzil – die ersten Pastoralassistentinnen/ - assistenten wurden. Diese engagierten Kolleginnen und Kollegen haben die Berufsgemeinschaft aufgebaut und geprägt. Sie sind uns Vorbild und Beispiel, im Glauben und Vertrauen auf Gott und im Sinne des Evangeliums für die Menschen mit ihren Sorgen und Anliegen da zu sein.

Michaela Böldl, Pastoralassistentin in der Pfarre Amstetten-Herz Jesu

Michaela Böldl | Foto: Wolfgang Zarl

Ich mag meinen Beruf, weil er abwechslungsreich und interessant ist. Die Menschen an den Wendepunkten ihres Lebens begleiten zu dürfen, macht mir große Freude und berührt mich oft!

Christian Zeitlberger, Pastoralassistent im Pfarrverband Eggenburg

Christian Zeitlberger | Foto: zVg

Die meiste Freude an meinem Beruf bereiten mir die vielen Begegnungen mit den Menschen, sei es bei den Besuchen im Kindergarten, in der Schule, bei Gottesdiensten, in Sitzungen oder bei Gesprächen einfach auf der Straße zwischendurch. Es ist schön, für Jemanden dazu sein, egal ob in schönen oder traurigen Momenten.

Michael Ledwinka war bis zu seiner Pensionierung Pastoralassistent in der Pfarre Zwentendorf

Michael Ledwinka | Foto: zVg

Ich sah mich stets als Begleiter und Ermöglicher, das hat sich im Laufe der Jahre vertieft. Die Aufgaben wurden mit den Jahren natürlich mehr und mehr, so war der Pfarrerwechsel im Jahr 1999 eine günstige Gelegenheit, etwas zurückzustecken.

Michaela Meierhofer, Pastoralassistin im Pfarrverband zur Heiligen Gottesmutter Maria im Waldviertel

Michaela Meierhofer | Foto: zVg

Was macht mir Freude an meinem Job? Die Besuche im Kindergarten, das Vorbereiten und Feiern der Familiengottesdienste, das Begleiten der Firmlinge, … – alle Momente, in denen ich mit Menschen gemeinsam den Glauben feiern und leben kann.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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