Filmpremiere und Gedenken
Die wichtigen Predigten mutiger Bischöfe

Kinopremiere im Hollywood Megaplex in St. Pölten mit Bischof Alois Schwarz (vorne Mitte) und Regisseurin Anita Lackenberger (2. v. l.). Der Film wird in den nächsten Wochen und Monaten in Kinos, aber auch in Pfarren zu sehen sein. Pfarren können den Film bestellen unter E-Mail koitz@kreativloesung.at oder unter Tel. 0677/630 92 602. | Foto: Pressestelle Diözese St. Pölten
  • Kinopremiere im Hollywood Megaplex in St. Pölten mit Bischof Alois Schwarz (vorne Mitte) und Regisseurin Anita Lackenberger (2. v. l.). Der Film wird in den nächsten Wochen und Monaten in Kinos, aber auch in Pfarren zu sehen sein. Pfarren können den Film bestellen unter E-Mail koitz@kreativloesung.at oder unter Tel. 0677/630 92 602.
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Gefeierte Kinopremiere für den Film über Bischof Michael Memelauer, der mit seiner Silvesterpredigt 1941 das Euthanasieprogramm der Nazis offen kritisierte. In Deutschland wird an die mutigen Predigten von Bischof Clemens August von Galen gedacht.

In einem vollbesetzten Saal im Hollywood Megaplex-Kino in St. Pölten feierte der Film „Das Land, der Bischof und das Böse – Bischof Mi­chael Memelauer“ seine fulminante Premiere. Im historisch aufbereiteten Dokumentarfilm wird dem Leben und Wirken des St. Pöltner Bischofs Michael Memelauer nachgespürt. In seiner Silvesterpredigt 1941 hatte er die Euthanasie-Politik der Nazis offen kritisiert.

Bischof Alois Schwarz, Ehrengast bei der Film­premiere, zeigte sich vom Film tief bewegt und dankte Regisseurin Anita Lackenberger für das Zeitdokument: „Mit diesem Film treten wir ein in eine Zeitepoche, über die manche schweigen. Eine Zeitepoche wo es Verletzungen gab, Ausgrenzung, Aggression, Wut, wo viele Menschen gestorben sind. Ein Jahrhundert, das in der Geschichte sehr viel Blut hinterlassen hat. Ein Jahrhundert, in dem es Menschen gab wie Bischof Michael Memelauer, die mit ihrer klaren Haltung, für das Leben einzutreten, eine bis heute nicht überhörbare Stimme sind. Gerade jetzt in diesen Tagen, wo wir in Österreich diskutieren, welche Hilfen es zum assistierten Suizid geben soll – da ist so eine Predigt eine Mahnung an uns alle. Die Mahnung: Menschen, ihr habt nicht das Recht, das Leben anderer zu beenden. Die Botschaft dieses Filmes ist auch eine Mahnung an unser Jahrhundert.“

Der „Löwe von Münster“

Weltberühmt sind die Mahnungen, die damals Bischof Clemens August von Galen aussprach: Als Bischof im deutschen Münster (1933-1946) kritisierte er in seinen berühmten Predigten die totalitäre Herrschaft der Nazis. Als einer von wenigen Bischöfen rang sich der „Löwe von Müns­ter“ zu öffentlichem Protest durch. Goebbels und Hitler sahen in Galen zwar einen „Staatsfeind“, doch die „Abrechnung“ glaubten sie auf die Zeit nach dem Krieg verschieben zu können. Das ganze Rheinland und Westfalen seien für den Krieg abzuschreiben, wenn man aus dem Bischof einen Märtyrer mache, so ihr Kalkül.

Der Anlass für die Wut des „Führers“: vor allem des Bischofs Predigten gegen Euthanasie und Nazi-Terror im Sommer 1941. Sie wurden unter der Hand in ganz Deutschland und an allen Fronten verbreitet.
Schon zu Beginn der NS-Herrschaft hatte Galen deutliche Worte gefunden. In der Folgezeit protestierte er immer wieder gegen die totalitäre Herrschaft der Nazis. Am deutlichsten wird das in drei Predigten vom Juli und August 1941: Weil Ordensniederlassungen von der Gestapo einfach aufgelöst und die Mönche und Nonnen aus ihrer Heimatprovinz ausgewiesen worden waren, kritisierte er am 13. und 20. Juli mit scharfen Worten die Rechtlosigkeit in Deutschland. „Der physischen Übermacht der Geheimen Staatspolizei steht jeder deutsche Staatsbürger völlig schutzlos und wehrlos gegen­über“, rief er am 13. Juli von der Kanzel der Lambertikirche. „Keiner sei mehr sicher, dass er nicht eines Tages aus seiner Wohnung geholt, seiner Freiheit beraubt, in den Kellern und Konzentrationslagern der Geheimen Staatspolizei eingesperrt wird.“ Eine Woche später fand der Bischof in Münsters Überwasserkirche ähnliche Worte: Die Rechtlosigkeit und der Terror der Gestapo zerstörten die Volksgemeinschaft, donnerte er von der Kanzel. Da Christen aber keine Revolution machten, gelte die Devise Durchhalten. Am 3. August 1941 prangerte er den organisierten Mord an Altersschwachen und Geis­teskranken an. „Wenn man den Grundsatz aufstellt und anwendet, dass man den ,unproduktiven‘ Menschen töten darf, dann wehe uns allen, wenn wir alt und altersschwach werden.“

Von Galens Standhaftigkeit

Mutige Worte, mit denen von Galen dafür sorgte, dass die Nazis das Euthanasie-Programm zumindest stark einschränkten: Zwischen Jänner 1940 und August 1941 waren der von Hitler persönlich angeordneten Erwachseneneuthanasie mindestens 70.000 Insassen von Heil- und Pflegeanstalten zum Opfer gefallen. Nach den Predigten des Bischofs wurde die sogenannte „Aktion T4“ zunächst abgebrochen. Der Luftkrieg ab 1943 und der dadurch wachsende Bedarf an Krankenhäusern lieferte dann erneut den Vorwand, um die Mordaktion wieder aufzunehmen. Nach Schätzungen wurden nach August 1941 nochmals 30.000 Behinderte ermordet.
Von Galen wurde von Historikern später auch vorgehalten, dass er im Grunde obrigkeitshörig gewesen sei und in erster Linie für die Rechte der Kirche gekämpft und nichts für die bedrohten Juden getan habe. Ein Vorwurf allerdings, der außer Acht lässt, dass der Bischof auf bereits geplante öffentliche Proteste verzichtete, weil Juden selbst ihn darum baten. Sie fürchteten, dass die Nazis, wie in den Niederlanden geschehen, dann erst recht zuschlagen würden. Galens Standhaftigkeit wurde weltweit anerkannt. Am 21. Februar 1946 erhob Papst Pius XII. den Münsteraner Bischof in Rom zum Kardinal. Einen Monat nach seiner triumphalen Rückkehr starb von Galen am 22. März 1946. 2005 wurde er seliggesprochen.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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