Nachgefragt
Die Vorbereitungen auf Weihnachten laufen auf Hochtouren
Rorate-Messen, besinnliche Musik, Kerzenschein und stimmungsvolle Texte: „Kirche bunt“ befragte Personen aus der Diözese St. Pölten nach ihren Vorbereitungen und Tipps auf Weihnachten hin. Für alle ist klar: Die Kirche mit ihrem reichen Brauchtum und ihrer besonderen Spiritualität bietet hier einen wertvollen Schatz, den es nicht nur zu bewahren gilt, sondern lebendig an die nächsten Generationen weiterzutragen.
Die Gemeinschaft der Congregatio Jesu im St. Pöltner Lilienhof bereitet sich intensiv auf Weihnachten vor: „Zuerst einmal so wie alle, indem wir das Haus schmücken, über kleine Geschenke nachdenken und Weihnachtspost schreiben. Da wir aber den eigentlichen Sinn des Festes nicht aus den Augen verlieren wollen, bemühen wir uns auch, uns Zeiten der Stille und Besinnung zu sichern: Zum Anfang des Advents drei stille Tage, und auch sonst die täglichen Zeiten für die Schriftbetrachtung.“ Die Ordensfrauen weiter: „Die Lesungen der Adventzeit führen uns deutlich beides vor Augen: Die Erlösungsbedürftigkeit – unsere eigene und die der Welt – und Gottes Verheißungen, die sich in der Geburt Jesu ansatzweise erfüllt haben.“
Dem Benediktinerpater Clemens Hainzl vom „Pfarrverband Im Hornerbecken“ geht es wie vielen anderen auch: „Der Advent ist für mich als Seelsorger eine der stressigsten Zeiten. Ich gönne mir aber heuer jeden Abend ganz bewusst fünf Minuten Stille vor dem Adventkranz.“ Eine Lektüre mit bereichernden Adventimpulsen hilft ihm dabei. Dennoch das überraschende Resümee: „Die Feier der zahlreichen Gottesdienste ist für mich die beste Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen.“
Fest der Familie
„Für mich beginnt die Weihnachtszeit mit dem Anzünden der ersten Kerze am Adventkranz und deren Weihe“, erzählt Stefan Pruckner, neuer Geschäftsführer des Katholischen Familienverbandes der Diözese St. Pölten und Mesner in seiner Pfarre Randegg. Seit einigen Jahren ist es für ihn auch wichtig, in der Vorweihnachtszeit zur Beichte zu gehen. „Ansonsten ist der Alltag meistens sogar stressiger, da bis Jahresende immer alles erledigt werden sollte. Abends zünde ich gerne die Kerzen des Adventkranzes an und rede mit meiner lieben Frau über vergangene Weihnachtsfeiern und wie wir dieses Jahr das Fest feiern wollen. Ich denke auch darüber nach, wem ich was schenken soll, wobei mir der ideelle Wert wichtiger ist als der materielle. Weihnachten ist für mich das Fest der Familie.“
Bei Weihbischof Anton Leichtfried „stehen im Zentrum von Weihnachten die Weihnachtsgottesdienste und vorher die besonderen Adventgottesdienste, z. B. Roratemessen im Dom oder in einer Schule. Auf die möchte ich mich gut vorbereiten.“ Weihbischof Anton erinnert: „Zu Weihnachten feiern wir, dass wir groß von Gott beschenkt werden! Meine Frage ist: wie bereite ich mich da gut vor, dass ich das annehmen kann?“
Claudia Teufl, Vorsitzende der diözesanen Katholischen Jugend, erzählt: „So wie für die meisten, ist auch für mich die Vorweihnachtszeit oft herausfordernd. Neben der Arbeit Kekse backen, sich besinnlich auf die schöne Zeit im Jahr einstimmen sowie auch dem Christkind mit Kleinigkeiten unter die Arme greifen.“ Zusätzlich darf bei der Purgstallerin ein Adventmarktbesuch auch nicht fehlen. Sie freut sich auf den 24. Dezember, wenn alles erledigt ist und die ganze Familie am Tisch beisammen sitzt. „Den krönenden Abschluss bildet für mich dann die Christmette in meiner Heimatpfarre“, ist Claudia Teufl schon in Vorfreude auf das Fest.
Adventzeit bei Musikern
„Für uns Musiker ist die Advent- und Weihnachtszeit eine sehr geschäftige Zeit: viele Proben, feierliche Gottesdienste und Konzerte. Es macht sehr große Freude, mit wunderbarer Musik den Menschen Hoffnung und Fröhlichkeit schenken zu dürfen“, so Valentin Kunert, neuer St. Pöltner Domkapellmeister. Für ihn sind auch die stillen Momente besonders wertvoll: nach einer Probe oder einem Konzert zur späten Stunde durch die ruhende Stadt zu gehen und die Kerzen anzuschauen.
Auch Manuela Göll, Geschäftsführerin der NÖ Volkskultur und Leiterin des Kirchenchores Zwettl, verweist auf die Bedeutung von Musik im Advent. Diese spiele eine ganz besondere Rolle für sie. „Einerseits proben wir im Chor intensiv für die musikalische Umrahmung der Weihnachtsliturgien, andererseits gibt es so viele wunderbare Adventkonzerte, bei denen ich die Kombination aus Musik, Texten, der Stimmung in den Kirchen und die Ruhe gerne auf mich wirken lasse.“ An freien Abenden genießt Göll eine gute Tasse Tee, die Kerzen am Adventkranz und weihnachtliche Musik zu Hause. Spätestens mit Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium stellt sich die Vorfreude auf das Weihnachtsfest endgültig ein.
Der Steinakirchner Pfarrer Hans Lagler erzählt: „So schwierig die letzten Monate mit den Corona-Problemen auch waren, für mich brachte es persönlich einen sehr großen Vorteil. 2021 hatte ich viel Zeit, damit ich mich selber auf das Weihnachtsfest vorbereiten konnte, da es nicht viele Feiern und adventliche Anlässe gab.“ Heuer ist sein Terminkalender wieder voll mit Adventfeiern, Schulbeichten oder Weihnachtskommunionen. Diese unterschiedlichen Feiern bringen Hans Lagler mit den verschiedensten Menschen in Berührung. „Gemeinsam mit ihnen blicke ich Richtung Weihnachten.“
Kerzen sorgen für Stimmung
„Im Advent liebe ich den Kerzenschein zuhause ganz besonders. Manchmal denke ich, dass meine Kerzen am Adventkranz fast zu schön sind, um sie anzuzünden. Aber welchen Sinn hätten sie, wenn sie niemals brennen würden? Es ist doch ihre Bestimmung“, erzählt die Eggenburger Pastoralassistentin Bernadette Gundinger von ihrer guten Adventstimmung. In den adventlichen Traditionen und biblischen Texten begegnet uns immer wieder das Licht. Auch durch das Entzünden der Kerzen am Adventkranz wird es von Woche zu Woche heller. Deswegen versucht Gundinger in der Adventzeit bewusst darüber nachzudenken: „Wo kann ich mehr Wärme und Licht verbreiten? Ist das nicht unser aller Bestimmung?“ Durch das Licht der flackernden Kerzen ist es für die Pastoralassistentin leichter, den Moment und die Stille zu genießen und sich Kraft für diese Bestimmung schenken zu lassen. Es fühle sich wirklich gut an, mit tiefer innerer Freude auf das Weihnachtsfest zuzugehen.
Durch die Dekoration des Hauses und den Besuch von Christkindlmärkten beginnt bei Religionspädagogin Julia Landauer aus der Pfarre Tautendorf die Vorbereitung auf Weihnachten. Im Advent versucht sie besonders, die besinnliche Zeit zu genießen und Stress zu vermeiden. „In der Schule bereite ich die Kinder mit schönen Geschichten, Unterrichtsstunden zu weihnachtlichen Bräuchen und Traditionen sowie zu wichtigen ethischen Themen auf das Fest vor. Die Vorfreude der Schüler kann dabei sehr ansteckend sein“, sagt Landauer. Auch Termine in der Pfarre sind bei ihr fester Bestandteil in der Vorbereitung auf Weihnachten, wie die Nikolausfeier, der Punschstand und die Proben für die Kindermette.
Manuela Kopper, Landwirtin und Religionslehrerin aus Neukirchen a. d. Wild, sagt: „Bereits zum zweiten Mal bieten wir Religionslehrer an unserer Schule einmal pro Woche vor Unterrichtsbeginn eine kurze Andacht an, die wir ,Advent – Ankommen in 10 Minuten’ nennen. Mit Liedern und Texten sitzen Lehrer und Schüler rund um den Adventkranz, lesen aus der Bibel und bereiten sich gemeinsam auf Weihnachten vor.“
Für Maria Gedl, langjährige Vorsitzende der Berufsgemeinschaft der Pfarrhaushälterinnen, ist der Advent trotz allem eine stille Zeit – „daher bemühe ich mich, in diesen Wochen alles Unwesentliche wegzulassen“. Da sie mittlerweile in Pension ist, kann sie sich die Zeit zum Arbeiten und die Zeit zur Ruhe und Stille in Hafnerbach einteilen. Ganz fest helfen ihr da die guten alten Adventbräuche – etwa das Rosenkranzgebet beim Adventkranz. „Dadurch wird die Freude immer größer auf so manche Begegnung mit lieben Menschen, denen ich den Frieden zu Weihnachten wünsche, dieses Geschenk erfahre ich im Innersten in der Stille der Tage vorher. Das hilft mir, innerlich bereit zu werden für das Weihnachtsfest“, gibt Maria Gedl einen wertvollen Tipp.
Autor:Wolfgang Zarl aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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