Interview
Als Missionarin im Einsatz auf den Philippinen

Sr. Angela Maria (2. Reihe, 3. v. r.) in ihrer Gemeinschaft auf den Philippinen. | Foto: zVg
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  • Sr. Angela Maria (2. Reihe, 3. v. r.) in ihrer Gemeinschaft auf den Philippinen.
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Sr. Angela Maria Rappelsberger stammt aus der Pfarre Neulengbach, gehört der Gemeinschaft „Maria Stella Matutina“ an und ist seit 2021 als Missionarin auf den Philippinen eingesetzt. Im Interview mit „Kirche bunt“ erzählt sie von ihrem Leben als Missionarin, von der Armut und dem Reichtum auf der Insel, der tiefen Gläubigkeit der Menschen und was wir von ihnen lernen können.

Was war für Sie ausschlaggebend, dass Sie in die Gemeinschaft „Maria Stella Matutina“ eingetreten sind?
Sr. Angela Maria Rappelsberger: Die tiefe Freude, welche alle Schwestern ausstrahlten, denen ich begegnete, sowie die Verbindung von Gebet, Studium, Arbeit und missionarischem Geist.

Die Aufgabe als Missionarin ist eine Herausforderung. Ab wann wussten Sie, dass Sie in die Mission gehen wollen?
Sr. Angela Maria: Angezogen hat mich die Mission schon als Jugendliche. Innerhalb der Gemeinschaft wurde dieser Wunsch durch die Berichte meiner Mitschwestern genährt, die in verschiedenen Teilen der Welt tätig sind.

Sie sind seit Ende August 2019 auf den Philippinen. Was ist dort Ihre Aufgabe?
Sr. Angela Maria: Ich bin in unserem asiatischen Noviziatshaus in Calamba hauptsächlich in der Verwaltung als Buchhalterin, zur Mithilfe bei der Organisation des Hauses und als Chauffeurin tätig.

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Wie schaut ein ,,normaler“ Tag Ihrer Gemeinschaft dort aus?
Sr. Angela Maria: Wie in all unseren Klöstern beginnen wir um 5 Uhr mit der Lesehore, anschließen haben wir persönliches Bibelstudium in unseren Zellen. Um 6 Uhr treffen wir uns wieder in der Kapelle zum stillen Gebet und zur Laudes. Nach dem Frühstück haben wir Unterricht und als Höhepunkt des Tages die heilige Messe und das Mittagsgebet. Nachmittags arbeiten wir in den Werkstätten. Nach der Vesper (17.30 Uhr) und dem stillen Gebet (18 Uhr) gibt es um 19 Uhr das Abendessen und anschließend persönliche Zeit für Anbetung oder Studium. Um 21 Uhr ist die „Große Stille“, also Nachtruhe.

„Man findet hier kaum ein Auto, auf dem man nicht „Jesus loves you“ („Jesus liebt dich“) oder verschiedene Bibelzitate lesen kann.“

Auf welche besonderen Erfahrungen, Begegnungen oder Erlebnisse blicken Sie zurück?
Sr. Angela Maria: In diesen fünf Jahren konnte ich viel Schönes, aber auch Erschütterndes kennenlernen. Das Land selbst ist sehr reich an traumhaft schönen Landschaften und die Filipinos sind ein sehr freundliches und zutiefst christliches Volk. Man findet hier kaum ein Auto, auf dem man nicht „Jesus loves you“ („Jesus liebt dich“) oder verschiedene Bibelzitate lesen kann. Schockierend ist für mich zum Teil immer noch zu sehen, wie „normal“ hier Wohlstand und tiefste Armut direkt nebeneinander existieren. Gleich neben unserem Konvent gibt es eine geschützte Siedlung mit Häusern wie in Europa und auf der anderen Seite leben in einfachen Hütten viele Familien, die teilweise nur von Gelegenheitsjobs leben und kaum das Nötigste für Ihre Kinder aufbringen können. In diesem Jahr konnten wir drei Kinder aus diesen armen Familien einer Gemeinschaft in Manila vermitteln, die Kindern aus solchen Familien eine gute Schulbildung ermöglicht. Eine besondere Freude im Noviziatshaus sind die regelmäßigen Feiern der Einkleidungen und Gelübde, bei denen auch die Familien der Schwestern unsere Gemeinschaft besser kennenlernen.

Was sind die herausfordernden Seiten Ihrer Aufgabe? Und was die schönen, bereichernden Seiten?
Sr. Angela Maria: Das Herausfordernde und gleichzeitig Schöne und Bereichernde liegt für mich in erster Linie in der Tatsache, dass wir eine internationale Gemeinschaft sind. Das bedeutet, dass ich ständig von anderen Kulturen und Gebräuchen umgeben bin: Nicht nur die Filippinos stammen von unterschiedlichen Inseln, sondern auch die Mitschwestern kommen aus anderen Ländern. Sie alle bringen ihre eigene Geschichte und Kultur mit. Eine große Herausforderung stellen auch die immer wiederkehrenden Typhone und Erdbeben sowie Vulkanausbrüche dar. So hatten wir z. B. eines Morgens eine graue Schicht in unserem Garten: Ein Aschenregen, ausgelöst durch den Taal-Vulkan, verursachte schwere Schäden auf unseren Dächern, die zunehmend undicht werden und bald einer Generalsanierung bedürfen. Bei einem schweren Taifun wurde unser Kloster auf der Insel Cebu so schwer beschädigt, dass kurz vor Weihnachten mehrere Schwestern zu uns kommen mussten, weil ihre Zellen unbewohnbar waren und die Kapelle völlig zerstört war. Dank zahlreicher Spender konnte das Kloster mittlerweile wieder aufgebaut und zu Pfingsten die Kapelle neu gesegnet werden. Zu dieser großen Segnungs- und Dankfeier durften alle Schwestern aus Calamba anreisen und gemeinsam mit den Schwestern dort am Abend auch noch die Einkleidung von Sr. Maya feiern, die aus Cebu stammt.
Als Chauffeurin war es auch sehr spannend, mich auf den Straßenverkehr hier einzulassen. Schwierig war für mich am Anfang die Körpersprache, besonders die Handzeichen und Gesichtsausdrücke der Verkehrsbeamten richtig zu verstehen sowie im dichten Verkehr die Ruhe zu bewahren.

Für uns in Österreich ist so vieles selbstverständlich. Gibt es etwas, das Ihnen auf den Philippinen besonders fehlt?
Sr. Angela Maria: Für mich persönlich sind es die Milchprodukte, die es hier zwar gibt, aber sie sind ein Luxusgut, da sie importiert werden. Gute Wurstwaren gibt es nur in den Feinkostläden der „Reichenviertel“, also ebenso unerschwinglich. Für die Filipinos fehlt ein gutes Sozialversicherungssystem.

Und umgekehrt: Was schätzen Sie besonders an Ihrem Einsatzland?
Sr. Angela Maria: Die tiefe Gläubigkeit der Menschen, den hohen Respekt vor Priestern und Ordensleuten und die tiefe Verbundenheit mit der eigenen Familie.

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Was können wir als österreichische Katholiken von diesen sehr gläubigen Christen auf den Philippinen lernen?
Sr. Angela Maria: Ich denke da an drei Dinge: 1. Die große Freude, die bei den katholischen Festen einen besonderen Ausdruck findet. 2. Das beständige Vertrauen auf Gott besonders auch in schweren Zeiten wie Krankheit oder Naturkatastrophen, wie es sie durch die häufigen Taifune, Erdbeben und Vulkanausbrüche immer wieder gibt. Viele, die „alles verloren“ haben, verlieren nicht den Mut und fangen voll Hoffnung und Dankbarkeit überlebt zu haben einfach von vorne an. 3. Die Geduld der Menschen. Lange Wartezeiten sind hier ganz normal, egal ob an der Kasse im Supermarkt, bei den Ämtern oder beim Arzt.

Sie waren vor Ihrer Aufgabe auf den Philippinen einige Jahre in Deutschland sowie einige Zeit in Spanien, aber auch für kurze Zeit in Irland und in der Ukraine. Unterscheidet sich die Missionsarbeit in diesen Ländern?
Sr. Angela Maria: Der Unterschied in unserer Missionsarbeit ergibt sich vor allem durch die Leute, die uns umgeben und mit ihren Anliegen zu uns kommen. Z. B. konnten wir in Deutschland viele Firmgruppen bei uns empfangen und in der Ukraine konnten wir oft Jugendlichen mit ihren Lebensfragen weiterhelfen; aber die Grundstruktur unseres Ordenslebens ist dieselbe in allen unseren Häusern.

Wie können wir in Österreich Ihre Arbeit unterstützen?
Sr. Angela Maria: In erster Linie durch Ihr Gebet, aber natürlich auch durch Ihre Spenden.
Interview: Sonja Planitzer

Sr. Angela Maria. | Foto: zVg

Zur Person
Sr. Angela Maria Rappelsberger kam 1977 zur Welt, wuchs in der Pfarre Neulengbach auf und legte 2020 ihre Ewigen Gelübde für ihre Berufung als Schwester des Ordens „Maria Stella Matutina“ ab. Seit 2021 lebt sie als eine von rund 20 Schwestern in einem Kloster auf den Philippinen.

Die Ordensgemeinschaft „Maria Stella Matutina“ ist eine römisch-katholische Frauen-Kongregation. Sie umfasst heute über 250 Schwestern in 20 Konventen in Europa (Spanien, Italien, Großbritannien, Niederlande, Deutschland, Polen), Nord- und Südamerika (Vereinigte Staaten, Kuba, Mexiko, Brasilien), Afrika (Kamerun, Burkina Faso) und Asien (Philippinen). Die Schwestern leben kontemp-
lativ, aber ohne strenge Klausur. Nach eigener Definition besteht ihr Charisma aus Gebet, Nächstenliebe, Wahrheitssuche und Handarbeit. Alle Infos zum Orden unter: https://mariastellamatutina.org

Spenden sind möglich in den Pfarren rund um den Missionssonntag bzw. an Missio direkt: IBAN: AT96 6000 0000 0701 5500.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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