Pfingsten
Vollendung des Heilswerkes Christi

Das Fresko von August Müller-Warth aus dem Jahr 1923 befindet sich in der Dreifaltigkeitskirche in Bern und zeigt die Herabkunft des Heiligen Geistes in Feuerzungen am Pfingsttag. | Foto: Renáta Sedmáková/Stock Adobe
  • Das Fresko von August Müller-Warth aus dem Jahr 1923 befindet sich in der Dreifaltigkeitskirche in Bern und zeigt die Herabkunft des Heiligen Geistes in Feuerzungen am Pfingsttag.
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Meist im Schatten von Weihnachten und Ostern bildet es doch gemeinsam mit ihnen die drei Herrenfeste, die wichtigsten Feste des Kirchenjahres: Pfingsten. Während sich rund um die beiden anderen Herrenfeste zahlreiche Bräuche und Traditionen sammeln, ist Pfingsten im kirchlichen Brauchtum eher unterbelichtet – zu Unrecht, handelt es sich doch um den Gründungstag der Kirche.

Zu Weihnachten und Ostern ist der Kirchenbesuch für Viele obligatorisch, zahlreiche Bräuche werden nach wie vor gepflegt und man weiß im Wesentlichen über den Inhalt der Feste Bescheid. Das dritte der Herrenfeste gerät dabei meist ins Hintertreffen – was feiern wir eigentlich zu Pfingsten?

Das sogenannte „Pfingstereignis“, das als Gründungstag der Kirche gilt, wird in der Apostelgeschichte im Neuen Testament geschildert: Am jüdischen Fest Schawuot, 50 Tage nach dem Pessachfest, trafen in Jerusalem jüdische Festpilger zusammen. „Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab“ (Apg 2,2-4). Fassungslos stellten sie fest, dass sie alle die Apostel in ihrer Muttersprache hörten. Zynische Beobachter meinten: „Sie sind vom süßen Wein betrunken“ (Apg 2,13).

Erfüllung der alttestamentlichen Verheißung

Dies konnte der Apostel Petrus nicht auf sich und seinen Brüdern im Glauben sitzen lassen und ergriff das Wort zu seiner berühmten Pfingstpredigt. Für ihn sei nun vielmehr die Prophezeiung des Propheten Joel erfüllt: „Danach aber wird Folgendes geschehen: Ich werde meinen Geist ausgießen über alles Fleisch. Eure Söhne und Töchter werden Propheten sein, eure Alten werden Träume haben und eure jungen Männer haben Visionen. Auch über Knechte und Mägde werde ich meinen Geist ausgießen in jenen Tagen. Ich werde wunderbare Zeichen wirken am Himmel und auf der Erde: Blut und Feuer und Rauchsäulen. Die Sonne wird sich in Finsternis verwandeln und der Mond in Blut, ehe der Tag des HERRN kommt, der große und schreckliche Tag. Und es wird geschehen: Jeder, der den Namen des HERRN anruft, wird gerettet. Denn auf dem Berg Zion und in Jerusalem gibt es Rettung, wie der HERR gesagt hat, und wen der HERR ruft, der wird entrinnen“ (Joel 3,1-5).
„Die Mauer, die sich vor die Rede von Jesus stellte, brach zusammen, und auf den Trümmern erhob sich die Kirche.“ (Peter Schindler)

Von der Himmelfahrt Jesu bis zu Pfingsten verharrte die Jerusalemer Urgemeinde gemeinsam mit der Gottesmutter im Gebet um den Heiligen Geist (Apg 1,13f). Daher kommt auch die kirchliche Tradition, in den neun Tagen zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten die sogenannte „Pfingstnovene“ zu beten.
Der dänische Priester und Autor Peter Schindler (1892-1967) bemühte dafür das Bild der Schallmauer, die alle Reden begrenzt. Wenn man mit einem Menschen spricht, der der gesprochenen Sprache nicht mächtig ist, kommt die Botschaft nicht an. Die Sprachbarriere ist wie eine Schallmauer, durch die man mit seiner Botschaft nicht durchkommt. Diese Barriere war auch bei der Botschaft Jesu vorhanden: Er predigte in aramäisch und verwendete eine jüdisch geprägte Bildsprache. Für alle anderen Völker blieb seine Botschaft verborgen.

Grundstein der Kirche Christi

Dies änderte sich mit dem Pfingsttag: Durch die Herabsendung des Heiligen Geistes können Menschen aus allen Völkern der Lehre Christi lauschen. Die Schallmauer wurde durchbrochen, leeren Lauten wurde plötzlich Sinn eingehaucht. Als die Pilger vieler Völker die Apostel hörten und verstanden, „traf es sie mitten ins Herz“ (Apg 2,37). „Die Mauer, die sich vor die Rede von Jesus stellte, brach zusammen, und auf den Trümmern erhob sich die Kirche – eine Kirche, die nicht ein Außenwerk des Alten Bundes blieb, sondern ein neues Israel aus allen Völkern wurde“ (Peter Schindler).

„Kehrt um und jeder von euch lasse sich auf den Namen Jesu Christi taufen zur Vergebung eurer Sünden; dann werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen“ (Apg 2,38). Diesem Aufruf Petrus‘ folgten die, „die sein Wort annahmen“ (Apg 2,41). Mit Pfingsten war somit die Kirche gegründet – eine Kirche, die wir heute „katholisch“ (allumfassend) nennen. „Katholisch“ kann sie nur sein, weil sie von der Bindung an ein Volk, eine Sprache und eine Kultur gelöst wurde.

„Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab“ (Apg 2,4), berichtet die Heilige Schrift über die Entstehung der Kirche. „Alle sind erfüllt, so beginnt das Leben der Kirche: nicht mit einem präzisen und ausgearbeiteten Plan, sondern mit der Erfahrung ein und derselben Liebe Gottes. Der Geist schafft auf diese Weise Harmonie, er lädt uns ein, über seine Liebe und seine Gaben zu staunen, die in anderen vorhanden sind“, so Papst Franziskus in seiner Pfingstpredigt 2023.

Die Taufe – das „pfingstliche“ Sakrament

Vielerorts wird um Pfingsten herum daher auch das Sakrament der Firmung gespendet, da es besonders als Sakrament des Heiligen Geistes gilt. Die Herabrufung des Heiligen Geistes durch Handauflegung wird in der Heiligen Schrift allerdings erst an späterer Stelle bezeugt, als Petrus und Johannes nach Samaria zogen (Apg 8,14-25). In engerem Zusammenhang mit dem Pfingstfest steht tatsächlich die Taufe: Sie ist es, die uns Christus gleich macht und die Kirche wachsen lässt. In der zweiten Lesung der Pfingstliturgie weist Paulus genau darauf hin: „Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist. […] Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt“ (1 Kor 12,4.13).

„Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab“ (Apg 2,4).

Christus hatte seinen Jüngern aufgetragen: „Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,19f). Dieser Missionsauftrag Christi konnte durch Pfingsten verwirklicht werden.

In der Pfingstsequenz beten wir: „Komm herab, o Heilger Geist, der die finstre Nacht zerreißt, strahle Licht in diese Welt.“ Jesus selbst hat sich im Evangelium als „Licht der Welt“ (Joh 8,12) bezeichnet. Er ist es, der und dessen Botschaft nun zu allen Menschen getragen werden kann. Die Kirche ist der lebendige Leib Christi (vgl. 1 Kor 12,27), der durch die Herabkunft des Heiligen Geistes ausstrahlt in die ganze Welt.

Mit Pfingsten konnte das Heilswerk, das mit Weihnachten begonnen und mit Ostern vollendet wurde, der ganzen Welt geoffenbart werden. Weihnachten, Ostern und Pfingsten sind somit allesamt Ausdruck des einen Erlösungswerkes Christi, um das herum das ganze Kirchenjahr aufgebaut ist. Darauf verweist auch die Präfation der Pfingstliturgie: „Denn heute hast du das österliche Heilswerk vollendet, heute hast du den Heiligen Geist gesandt über alle, die du mit Christus auferweckt und zu deinen Kindern berufen hast. Am Pfingsttag erfüllst du deine Kirche mit Leben: Dein Geist schenkt allen Völkern die Erkenntnis des lebendigen Gottes und vereint die vielen Sprachen im Bekenntnis des einen Glaubens.“

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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