Ora et labora et lege. Bete und arbeite und lies.
Sei ruhig: arbeite!

Ausschnitt aus dem Deckenfresco in der Melker Stiftskirche von Johann Michael Rottmayr (1722): Via trium–phalis des heiligen Benedikt. Nach seinem Tod sollen Engel den heiligen Benedikt auf Teppichen in den Himmel getragen haben. 
 | Foto: Uoaei1 – commons.wikimedia
  • Ausschnitt aus dem Deckenfresco in der Melker Stiftskirche von Johann Michael Rottmayr (1722): Via trium–phalis des heiligen Benedikt. Nach seinem Tod sollen Engel den heiligen Benedikt auf Teppichen in den Himmel getragen haben.
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Österreich – Klösterreich: 16 der zahlreichen österreichischen Klöster werden von Benediktinern bewohnt. Nächste Woche feiert die Kirche ihren geistigen Vater: Benedikt von Nursia.

In seiner „Orthodoxie: Handreichung für die Ungläubigen“ schreibt der Konvertit und Apologet G. K. Chesterton über den Hang seiner modernen Zeitgenossen, sich über den Lärm, die Rastlosigkeit, Hektik und Anstrengung des Lebens zu beklagen. Dabei sitzen die Jammernden jedoch einem Irrtum auf: „Unsere Welt wäre stiller, wenn sie anstrengender wäre“, hält er in seiner Schrift fest. Durch das Fenster dringt ihm während des Schreibens der Lärm der Autos ans Ohr – den gäbe es nicht, wenn die Menschen zu Fuß gehen würden, anstatt sich auf das bequemere Auto zu verlassen.

Chesterton sagt also, dass der Lärm der Welt nicht von einem Zuviel an anstrengender und sinnvoller Beschäftigung kommt, vielmehr ist es der Versuch, sie zu vermeiden, der Geräusche hervorruft. Umgedreht könnte das heißen: Will man Ruhe, muss man sich anstrengen.

Umkehr in der konzentrierten Stille

Der Kirchenvater Augustinus ( 354-430), in der ersten Hälfte seines Lebens unsteter Philosoph und Lebemann, erlebte seine Bekehrung so: Im Sturm seiner Gedanken und widerstrebender Gefühle hört er durch sein Fenster die Stimme von Kindern. Er macht in ihrem Rufen drei Worte aus: „Nimm und lies.“ Darin ein Zeichen vermutend, nimmt er die Heilige Schrift zur Hand, schlägt sie auf und liest. Was er dort liest, verändert sein Leben: Die Passage aus Röm 13,13f ruft zur Umkehr von der Sünde zu Christus auf. Aus der Lautheit seines Herzens herausgerissen und genötigt, seine Gedanken auf einen Bibelvers zu konzentrieren, erlebt Augustinus seine Bekehrung vom Laster und einem sündhaften Leben im Irrtum falscher Lehren zu Christus, seiner Kirche und der von ihr geforderten Tugend.
Es war also dieser einfache Akt der inneren Einkehr, der stillen Konzentration, der dafür sorgte, dass das unstete – und man konnte sagen lärmende – Leben des Philosophen geheiligt werden sollte.

Ora et labora et lege. Bete und arbeite und lies.

Ungefähr 130 Jahre später wurde Benedikt von Nursia geboren. Der konnte mit dem Lärm seiner Studienstadt Rom von Anfang an nichts anfangen, weshalb er sich schon bald nach seinem Studienbeginn wieder von dort zurückzog und fernab der Stadt mit einer kleinen Schar Gefolgsleuten die Einsamkeit suchte. „Müßiggang ist der Feind der Seele“, soll Benedikt gesagt haben und so ist es nicht verwunderlich, dass das Zusammenleben der Männer, mit denen er gemeinsam wohnte und betete einem strengen Ablauf unterworfen wurde. Die von ihm aufgestellte Benediktsregel lässt sich hinunterbrechen auf „Ora et labora et lege“: „Bete und arbeite und lese“. Der Müßiggang, der lärmende Feind der Seele, das verführerisch Angenehme, das vom Wesentlichen ablenkt, soll damit ferngehalten werden. Das Herz soll offen sein für die Stille der Innerlichkeit, indem sich der Mensch nicht nur einfach beschäftigt hält, sondern gefordert ist mit echter, sinngetragener und sinnvoller Tätigkeit: die körperliche Arbeit, die die Mönche zu Selbstversorgern macht, das Gebet, das diese Arbeit in regelmäßigen Zeiten unterbricht und auf Gott ausrichtet, und das Studium, das Herz und Geist bildet.

Alleine in unserer Diözese gibt es vier Benediktinerstifte und zwei Zisterzienserstifte, deren Mönche nach der „Regula Benedicti“ leben sollen. Diese Klöster sind heute Baudenkmäler und Wahrzeichen, in bunten Stuck, Marmor und Glas gegossene Huldigungen an Gott. Ein einfacher Mönch, den die Hektik seiner Zeit nicht abzuholen vermochte, steht heute Pate für diese in Österreich verstreuten Bauten. Sie sollen Orte der Einkehr und der Stille sein, eben jene Orte, an denen ein Benedikt, ein Augustinus, ein Chesterton und jeder, der ähnlich fühlt, zur Ruhe kommen kann. Sie ist aber keine Ruhe des Nichtstuns, des Müßigganges, es ist die Konzentration auf die harte Arbeit des Glaubens, auf die mitunter anstrengende Aufgabe, Christus nachzufolgen. Sie ist aber eine Anstrengung, an deren Ende die Ruhe steht: die Ruhe in Gott.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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