Ideen auch für Familien
Orden bereiten sich auf Weihnachten vor
Ordensleute aus Klöstern in Neustadtl, Herzogenburg, Gerersdorf und Göttweig geben „Kirche bunt“-Lesern einen Einblick in ihre adventliche Zeit sowie Tipps für das vorweihnachtliche Feiern.
In der Neustadtler Gemeinschaft Ancillae Domini ist die Adventzeit stiller als im restlichen Jahr: Es gibt Zeiten in denen die Ordensfrauen bewusst schweigen, um so die Möglichkeit zu haben, sich auf das Wesentliche zu besinnen und auch das Herz auf den Geburtstag Jesu vorzubereiten. Im Advent hat die Gemeinschaft einen ganz besonderen Adventkalender, wie Manuela Csasar „Kirche bunt“ erzählt: „Jeden Tag gibt es Personen und Sorgen, für die wir besonders beten. Für spontane Spezialanliegen ist da auch noch Platz.“
Die heilige Messe am Morgen feiern sie im Advent in der Hauskapelle nur mit Kerzenlicht: „Die Dunkelheit weist uns darauf hin, wie sehr wir Jesus, das Licht, in unserem Leben brauchen.“ Die Adventzeit entspreche einer „kleinen Fastenzeit“, so Manuela Csasar. „Sie gibt uns dazu Anlass, ein paar Wochen wieder mehr auf die Einfachheit zu achten und auch vieles aufzubrauchen, was vielleicht schon länger in der Speisekammer steht.“
Die Frauengemeinschaft empfiehlt in der Adventzeit: „Wie wäre es mit einem Abendgebet mit der Familie um den Adventkranz oder mit einem Gespräch mit einem Priester oder einer Beichte?“ Anrufe bei alleinstehenden Personen, Weihnachtspost oder das gemeinsame Singen von Adventliedern seien ebenfalls sinnvoll. Weitere Tipps für die vorweihnachtliche Zeit von der Gemeinschaft Ancillae Domini sind: der Spaziergang, die Wohnung dekorieren, eine Gebetsecke herrichten, einen Brief an Gott schreiben, ein Gebet formulieren, für spezielle Anliegen beten, Jesus in einer Kirche besuchen und natürlich die Krippe aufbauen.
Advent im Stift Herzogenburg
„Die Vorbereitung auf Weihnachten beginnt für uns Chorherren im Stift Herzogenburg jedes Jahr eigentlich schon bald nach dem Sommer“, heißt es von Propst Petrus Stockinger. Das sei jene Zeit, in der es klar zu entscheiden gelte, welche Termine wahrgenommen werden. Die Wachsamkeit, zu der am Beginn des Advents im Evangelium gemahnt werde, brauche man also schon viel früher, sonst sei die Chance auf eine besinnliche Vorweihnachtszeit schon im September verspielt.
Wobei heuer das meiste anders sei als sonst: Viele Termine fänden nicht statt und es stelle sich die Frage: Was ist machbar? „So gewinnt auf einmal ein auf den ersten Blick recht nüchterner Gedanke an Gewicht: Wo-rauf dürfen wir zum kommenden Weihnachtsfest hoffen?“, so der junge Propst. Bei genauerer Betrachtung seien das adventliche Fragen mit einem tiefen Sinn: „Worauf dürfen wir hoffen? Auf Erlösung von allem, was uns belastet! Womit können wir rechnen? Dass Gott uns mit seinem Heil behutsam entgegenkommt! Die Texte des Stundengebetes, des Chorgebets im Advent bereiten uns darauf vor. Dank der Umstände sind mehr Mitbrüder dazu versammelt als sonst.“ Es herrsche eine „recht dichte, getragene Atmosphäre“. Es werde mehr gesungen als in der gewöhnlichen Zeit – „wenn wir unter uns sind, ist uns das ja trotz Beschränkungen nicht verboten“. Der Augustiner weiter: „Seinen Höhepunkt werde diese „behutsame Feierlichkeit ab dem 17. Dezember erreichen, wenn in den Gebeten die alttestamentlichen Verheißungen eines Messias auftauchen.“
Man bereite sich als Klostergemeinschaft darauf vor, „dass Gott in unserer Mitte Mensch wird. Wir feiern das nicht oberflächlich, sondern im Bewusstsein dessen, dass wir ihn brauchen: Unser gemeinsames Leben im Kloster baut darauf auf, dass er bei uns wohnt!“
Innerliche Vorbereitung auf Fest
„In der Gemeinschaft der Dienerinnen der Immaculata in Gerersdorf wird in der Adventzeit gerne musiziert“, erzählt Generaloberin Sr. Rosalinde Simmel. Es sei Tradition, dass die Schwestern an den vier Adventsonntagen am Morgen mit Musik geweckt werden; das heißt, ein paar Ordensfrauen bereiten Instrumentalstücke oder Lieder vor und wecken damit die Mitschwestern. Heuer wurde das Musizieren aufgenommen und per WhatsApp an Familien und einsame Menschen verschickt, um ihnen eine kleine Freude zu bereiten. Ein anderer Brauch im Gerersdorfer Kloster ist die Herbergsuche. Es wird vor Weihnachten eine Statue der Muttergottes von „Ort zu Ort“ getragen. Dabei beten und singen die Schwestern. Das Lied „Sankt Josef geht von Tür zu Tür, bringt überall sein Bitten vor …“ erklingt auf den Gängen des Klosters.
Weihnachten verlange auch eine innere Vorbereitung: „Schon die Liturgiefarbe violett sagt, dass die Adventzeit eine Bußzeit ist.“ So könne man sich einen Vorsatz wählen, zum Beispiel in diesen Wochen besonders für die Kranken beten oder einen kleinen Dienst der Nächstenliebe tun. Der Tipp der Gerersdorfer Schwestern: „Mache jemandem eine kleine Freude – denn die Freude, die wir geben, kehrt ins eigene Herz zurück.“
Vieles kann man sich von klösterlichen Gemeinschaften natürlich auch für den Heiligen Abend abschauen. Pater Pius Nemes vom Stift Göttweig verrät: Abt Columban Luser wird allen das Gleiche schenken sowie eine Karte mit persönlichen Worten. P. Pius: „Bei uns geht es ruhig und familiär zu und die Gemeinschaft konzentriert sich auf das Wesentliche: das Fest der Menschwerdung Gottes in der Geburt Jesu.“ W. Zarl
Autor:Wolfgang Zarl aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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