Neues Lesejahr
In Wort und Tat für den Himmel
Mit dem ersten Adventsonntag beginnt ein neues Lesejahr. Dieses steht ganz im Zeichen des Lukasevangeliums, das ein besonderes Augenmerk auf soziale Verantwortung und Gebet legt.
In der kirchlichen Leseordnung, die vorschreibt, an welchem Tag welcher Bibeltext gelesen wird, sind verschiedene Lesejahre vorgesehen, sodass in einem Zyklus von drei Jahren immer unterschiedliche Texte an den Sonntagen vorgetragen werden. Dabei stehen je unterschiedliche Evangelisten im Fokus der Textauswahl. Das sorgt nicht nur für die nötige Abwechslung, sondern erlaubt es auch, die verschiedenen Blickwinkel der Evangelienautoren wahrzunehmen. Das Lesejahr 2024/25, das mit dem ersten Adventsonntag beginnt, steht gleichsam unter dem Patronat des heiligen Lukas: Es sind vor allem seine Texte, die an den Sonntagen gelesen werden.
Der heilige Lukas ist in der kirchlichen Überlieferung bekannt als Arzt und Maler. Gerade letzteres nimmt man auch in seinem Evangelium wahr – bilderreich und anschaulich erzählt Lukas von den Geschehnissen des Lebens Jesu, auch den Ereignissen vor seiner Geburt. Es ist das längste der vier Evangelien und auch das, welches den reichsten Wortschatz aufweist. Das und die poetischen Passagen, die sich im Buch finden lassen, deuten auf die hohe Bildung des Verfassers hin. Der Evangelist war wahrscheinlich ein Heidenchrist, kam also nicht aus der jüdischen Gemeinde, kannte aber die Texte des Judentums und seine Gebräuche gut.Gebet und Sorge um den Nächsten
Während die anderen Evangelien einen starken Fokus auf das Passionsgeschehen setzen, also den Tod Jesu als seine entscheidende Erlösungstat und den Moment des Sieges über den Tod, liegt der Schwerpunkt von Lukas ein wenig anders gelagert. Im Zentrum seiner Erzählungen stehen vor allem die Berichte über das Leben Jesu, über sein Wirken und Handeln zu Lebzeiten hier auf Erden. Damit wird aber der Kreuzestod als Heilsgeschehen nicht gemindert, sondern Lukas eröffnet einen weiteren Blickwinkel: Das Leben Jesu als Ganzes ist heilbringend für die Welt und die Menschheit. Das markiert schon der Beginn des Evangeliums, als der Engel den Hirten verkündete: „Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr“ (Lk 2,11). So ist die Verheißung auf Erlösung und Rettung direkt an den Anfang des Evangeliums und der Berichte vom Leben Jesu gestellt.... damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe.
Jesu Leben ist nach der Schilderung Lukas’ ein Leben des Gebetes und der unermüdlichen Arbeit für den Nächsten. Dass das Gebet eine besondere Rolle bei Lukas spielt, zeigt sich unter anderem bei der Taufe durch Johannes, wo gemäß Lukas der Heilige Geist in dem Moment auf Jesus kam, in dem er ins Gebet versunken war (vgl. Lk 3,21-22).
Beim ersten großen öffentlichen Auftritt Jesu liest er aus dem Buch Jesaja eine Stelle vor, in der der von Gott erwählte Messias angekündigt wird. Es ist bemerkenswert, welche Stelle genau im Lukasevangelium vermerkt ist: „Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht“ (Lk 4,18/Jes 61,1). Diese programmatische Aussage trägt das gesamte Evangelium: Der Jesus des Lukasevangeliums ist ein sozial engagierter Jesus, einer, der sich für die Armen, Sünder, Aussätzigen, kurz: die Ausgegrenzten seiner Zeit, einsetzte.Lukaslesejahr und Heiliges Jahr
Somit passt das Lesejahr gut zum Heiligen Jahr 2025 mit dem Motto „Pilger der Hoffnung“, in dem besonders die Kranken, Gefangenen und Armen in den Fokus unserer Aufmerksamkeit gerückt werden sollen. Die Frohe Botschaft eines Jesus, der die Hoffnung auf das Reich Gottes in allen Herzen entzündete, besonders in denen, die von der Gesellschaft zurückgelassen wurden, kann für dieses Heilige Jahr starkes Leitbild sein.
Das Bild, das Lukas von Jesus entwirft, ist aber keineswegs das eines kantenlosen „Gutmenschen“. Ganz im Gegenteil, Christus sagt bei Lukas: „Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen“ (Lk 12,49) und ruft im Anschluss zum entschiedenen Einsatz für das Reich Gottes in der Zeit der Bewährung und der Auseinandersetzung auf. Dass Lukas die Erfahrung des Sich-bewähren-Müssens kannte, wird durch die ihm zugeschriebene Apostelgeschichte deutlich, wo er die Verfolgung und das Martyrium der jungen Kirche schildert.
Im Gegensatz zum Evangelisten Markus setzt Lukas beim Wort Jesu einen besonderen Akzent. Wo Markus schreibt, Jesus fordere die Jünger auf, ihr Kreuz zu nehmen, um ihm zu folgen (vgl. Mk 8,34), schreibt Lukas, die Jünger müssten „täglich“ ihr Kreuz nehmen (Lk 9,23). In diesem Wort täglich steckt vieles: Vor allem die Überzeugung, dass das ganze Leben heilbringend ist und sein kann und die Aufforderung, jederzeit und kompromisslos am Reich Gottes zu arbeiten.
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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