Jahre der Bibel
Die Bibel lesen – auf die „richtige“ Weise
Für viele Menschen gehört es dazu, täglich in der Bibel zu lesen. Andere wieder finden schwer einen Zugang zum Buch der Bücher. Dr. Elisabeth Birnbaum, Direktorin des Österreichischen Katholischen Bibelwerkes, gibt Tipps fürs Gewinn bringende Bibellesen.
Im November 2019 haben die österreichischen Bischöfe dazu aufgerufen, mehr Bibel zu lesen. Aber für viele ist es gar nicht so einfach damit zu beginnen. Die gute Nachricht: Sie müssen nicht überdurchschnittlich klug, fromm oder kirchlich engagiert sein, um die Bibel mit Gewinn lesen zu können.
Wichtig ist nur zu verstehen, was ihr Wesen ausmacht. Die Bibel ist von ihrem Wesen her kein Roman, aber auch keine Reportage und schon gar keine Zeitung. Sie ist vergleichbar mit einer Walnuss. Wer sie nur flüchtig überfliegt, nur nach spannenden Geschichten oder gar nach nüchternen Tatsachenberichten sucht, für den kann sie schnell ungenießbar sein wie die grüne Schale der Nuss. Wer sie aufmerksam als buchgewordene Gotteserfahrung früherer Menschen studiert, der stößt immer wieder auf schwierige Stellen, die nicht leicht zu knacken sind. Erst wer sich davon nicht abschrecken lässt und sich selbst und seine Suche nach Gott – wie fragil auch immer – mit einbringt, dringt zum wohlschmeckenden Kern durch und kann die Nuss genießen.
Einfacher gesagt: Richtiges Bibellesen erfordert Zeit, Muße und die Bereitschaft sich auf ihre Botschaft mit Herz, Seele und Verstand einzulassen.
Richtiges Bibellesen erfordert Zeit, Muße und die Bereitschaft, sich auf ihre Botschaft mit Herz, Seele und Verstand einzulassen.
Das bedeutet auch, die Bibeltexte in Ruhe, langsam und in kleinen Abschnitten zu lesen. Weniger ist mehr! Lesen Sie am besten laut und wiederholen Sie den Text nach einer kurzen Stille noch einmal, um ihn besser wirken zu lassen. Weitere Tipps für das Bibellesen finden Sie auf der Homepage des Bibelwerks www.bibelwerk.at/bibel-erkunden.
Was Sie mit dieser Einstellung zuerst in der Bibel lesen, ist eine Sache des Typs. Manche beginnen mit einem bestimmten biblischen Buch – das Markusevangelium bietet sich dafür an, aber auch das Buch Jona. Andere lesen die Texte der Sonntagslesungen – am besten im Voraus. Auch die Psalmen bieten vielen einen guten Einstieg. Und manche lassen einfach den Zufall (oder die Fügung?) entscheiden und schlagen die Bibel intuitiv auf.
Die Bibel mag manchmal eine „harte Nuss“ sein. Aber eines ist sicher: Die Mühe des „Nussknackens“ lohnt sich.
Autorin: Elisabeth Birnbaum, Direktorin des Österreichischen Katholischen Bibelwerks.
Autor:Elisabeth Birnbaum aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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