Start in die Fastenzeit
Der zweifache Appell des Aschermittwochs

Der Ritus der Bezeichnung der Gläubigen mit dem Aschenkreuz beinhaltet eine besondere Symbolik. | Foto: Harald Oppitz/KNA
  • Der Ritus der Bezeichnung der Gläubigen mit dem Aschenkreuz beinhaltet eine besondere Symbolik.
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Auf die fröhlichen Faschingsfeiern folgtdirekt der trübe Aschermittwoch – ein abrupter Stimmungswechsel, der sich nach ausgelassenen Faschingsdienstagsfeiern möglicherweise sogar von selbst ergibt. Der Einschnitt zeigt: Beides gehört zum katholischen Leben elementar dazu – das Feiern und die Besinnung.

Mit dem Aschermittwoch beginnt auch bekanntlich die 40-tägige Fastenzeit, in der sich die Kirche auf Ostern vorbereitet. Zwei Appelle richtet die Liturgie des Aschermittwochs an die Gläubigen „Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst“ (Gen 3,19) und „Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium“ (Mk 1,15). Das Messbuch lässt dem Priester die Wahl, welches dieser Schriftzitate er beim Austeilen des Aschenkreuzes zu den Messbesuchern spricht – eigentlich schade, denn beide Mahnungen sollte man aus der Aschermittwochsliturgie für die kommende Zeit mitnehmen.

Das Fasten kann auch ein Mehr sein – ein Mehr an Rücksicht, ein Mehr an sozialer Betätigung, ein mehr an Gebet.

Das Messbuch vor der Liturgiereform kannte nur die erste der beiden Formen. Vielfach wird in der Aschermittwochsliturgie heute allerdings nur mehr die zweite Form verwendet. Sie erregt auch weit weniger Anstoß, denn mit dem Bild vom Menschen, der Staub ist und wieder zum Staub zurückkehrt, möchte sich der moderne, „aufgeklärte“ Mensch von heute nur sehr ungern identifizieren. Da passt doch besser der Aufruf, sich zu bekehren und an das Evangelium zu glauben. Dieser bliebe jedoch leer, wenn er nicht präzisiert wird. Insofern würde die Aschermittwochsliturgie (und vor allem der Aschenkreuzritus) eines wesentlichen Teils seiner Symbolik verlustig, ließe man den Aspekt des „Memento mori“ (Gedenken des Todes) völlig außer Acht.

Von der Vergänglichkeit und Schuldfähigkeit der Menschen zu sprechen ist gewiss unbequem, womöglich passt es auch nicht in unsere Zeit – doch gerade deshalb braucht es unsere Zeit. Egal wohin man sieht, überall werden die Auswirkungen menschlicher Schwächen wie Hochmut, Gier und Bequemlichkeit offenbar. Ist es denn angesichts des Verfalls gesellschaftlicher Werte, des Umgangs der Menschen mit ihrer Umwelt und der zahlreichen Kriege nicht mehr als an der Zeit, an eine Rückbesinnung auf das Wesentliche zu denken?

Genau das will der Aschermittwoch mit seiner Symbolik: den Menschen in Erinnerung rufen, dass sie nur durch Gott das sind, was sie sind. Das Fasten in der Zeit vor Ostern soll jedes Jahr aufs Neue Anlass sein, die eigenen Selbstverständlichkeiten zu überdenken und den Mut zur Demut neu zu wecken.

Fasten = Verzicht?

„Kehr um!“, lautete der zweite Appell des Aschermittwochs. Weder spirituell angereichertes Abnehm-Programm noch qualvolles Training der Selbstbeherrschung soll das Fasten sein, sondern ein Bewusstseinswandel durch eine spürbare Umstellung der Lebensgewohnheiten. Es liegt in der Natur des Menschen, immer wieder in seine schlechten Gewohnheiten zurückzufallen – das geht wohl jedem so.
Daher kehrt die Fastenzeit auch alljährlich wieder, um den Einzelnen darauf aufmerksam zu machen: Verliere dich nicht in deinen Gewohnheiten! Fasten muss nicht immer nur Verzicht sein. Vielmehr kann es auch ein Mehr sein – ein Mehr an Rücksicht, ein Mehr an sozialer Betätigung, ein mehr an Gebet oder Kirchenbesuch.

Felix Deinhofer

Autor:

Felix Deinhofer aus Niederösterreich | Kirche bunt

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