Eine Reihe der THEOLOGISCHEN KURSE
Das Sakrament der Vierzig Tage
Heilsame Weggemeinschaft
„Jetzt ist die Zeit der Gnade, jetzt sind die Tage des Heiles.“ Sehr früh nennt die Kirche die Wochen vor dem Osterfest „das Sakrament der 40 Tage“ (sacramentum quadragesimale). Sakramente als „Feiern des Glaubens und der Kirche“ geben der innigen Verbindung mit Christus elementaren Ausdruck. Das 40 Tage hindurch geschenkte „Zeit-Sakrament“ lässt sich als liturgische Weggemeinschaft auf Ostern hin begehen, in der die Gemeinde vielfältige persönliche Weisen der Umkehr mitträgt. Drei Stationen auf dem Weg zum Osterfest ermutigen dazu, große und kleine Schritte der Lebenserneuerung gemeinsam zu gehen.
Miteinander anfangen
„Gott ruft sein Volk zusammen“: Alle sind am Aschermittwoch eingeladen, an der Seite der Taufbewerber und mit denen, die ihr Leben nach Entfremdung, Scheitern oder Schuld neu orientieren müssen, auch das eigene Leben zu prüfen. Anteilnahme und solidarische Bereitschaft zur Umkehr werden im Zeichen der Asche und dem bewussten Verzicht auf die Kommunion (Fasttag!) deutlich, da noch nicht alle diese (wieder) empfangen dürfen. Schriftliche Vorsätze in verschlossenen Kuverts – sichtbar im Kirchenraum aufbewahrt – bleiben als der Gemeinschaft anvertraute Zeichen des persönlichen Bemühens präsent und regen an, füreinander zu beten.
Ermutigung auf dem Weg
Etwa zur Halbzeit gibt eine schlichte „Statio“ Gelegenheit zum Innehalten. Kreativ und sensibel eingesetzte Schriftworte, Gesänge, Gesten und Symbole, Stille und persönlicher Austausch eignen sich, das Paulus-Wort „Wenn darum ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit; wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle Glieder mit“ (1 Kor 12,26) spürbar zu machen: Ob Wasser, duftendes Öl oder weiße Taufschals (die auch in der Osternacht getragen werden können) das Taufbewusstsein vertiefen, Olivenöl (Stärkung), Salz (Geschmack, Würze), Licht (der Welt) Dimensionen der Nachfolge deuten oder aber Erde/Scherben unsere Bedürftigkeit anzeigen … ein Element mag hier genügen.
Trost, Vergebung, Heilung
In einer Versöhnungsfeier gegen Ende der 40 Tage wird alles Bemühen – Schuldeinsicht und Umkehrwillen, auch Misslungenes und Unfertiges – vor Gott gebracht. Nach dem Schuldbekenntnis der Gemeinde und ihrer Bitte um Vergebung kann, wer möchte, ein sichtbares Zeichen der Versöhnung empfangen: Er/sie tritt zum Vorsteher hin und bittet mit einem kurzen Wort um Erbarmen; dieser spricht darauf mit einer Geste der Ermutigung (Umarmung, Handauflegung) ein Trost- und Heilungswort zu. – Versöhnt mit Gott und untereinander geht die Gemeinde in die Feier der Hohen Woche von Ostern.
DDr. Ingrid Fischer
Dieser Beitrag erscheint in einer Reihe von „Kirche bunt“ in Zusammenarbeit mit den THEOLOGISCHEN KURSEN der Erzdiözese Wien und der Österreichischen Bischofskonferenz
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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