Kreuzerhöhung
Das Kreuz Christi – ein Thron?

Das Gnadenbild des gekrönten Christus am Kreuz, genannt „Volto Santo“ im Dom zu Lucca (Italien), durch das Gitter seines Schreins gesehen.  | Foto: commons.wikipedia
  • Das Gnadenbild des gekrönten Christus am Kreuz, genannt „Volto Santo“ im Dom zu Lucca (Italien), durch das Gitter seines Schreins gesehen.
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Am Fest der Kreuzerhöhung am 14. September rückt das Kreuz Christi in den Mittelpunkt. Im Mittelalter zeigten die Kreuzesdarstellungen Christus oft als König, nicht als Gemarterten.

Das Kreuz ist ein Hinrichtungswerkzeug: In seinem Zweck unterscheidet es sich nicht von einem Fallbeil, einem Galgen oder einer Giftspritze. Es ist dazu da, jemanden zu töten und zwar auf eine möglichst langsame und grausame Art und Weise. Dass es zu dem zentralen Symbol des christlichen Glaubens wurde, kommt freilich daher, dass Gott selbst durch dieses Mordinstrument hingerichtet wurde und mit diesem Opfer die Welt erlöst hat. Im Tod am Kreuz hat er den Tod besiegt. In seinem Sterben, der scheinbaren Niederlage, hat er in Wahrheit den größtmöglichen Triumph errungen: den Triumph über den Tod.

Der Gedanke, dass das Leiden und Sterben Christi bereits Ausdruck seines Triumphes sind, zeigt sich anschaulich in einer längst aus der Mode geratenen Darstellungsweise Jesu: Statt ihn als Gekreuzigten leidend oder bereits tot darzustellen, fand man im Mittelalter oftmals einen anderen bildnerischen Ausdruck. Christus wurde als gekrönter König dargestellt, nicht nackt, sondern bekleidet, nicht mit gebrochenenem, zerschundenen Körper, sondern aufrecht, wie auf einem Thron.

Das Mordwerkzeug wird zum Heilswerkzeug.

Der Ursprung dieser Darstellungsart liegt im italienischen Lucca. Dort, in der über 800 Jahre alten Kathedrale, findet sich in einem mit goldenen Gittern verschlossenem Schrein ein einfaches Holzkreuz. Der Leib des Gekreuzigten ist in ein langes Gewand mit goldenem Gürtel gehüllt, sein Blick liegt ruhig auf dem Betrachter, den Kopf ein weniger schief gelegt, als würde er über sein Gegenüber nachdenken. Dort, wo normalerweise die Dornenkrone sitzt – von den Soldaten des Pontius Pilatus zum Spott aufgesetzt –, ruht eine goldene Krone.
Das Kreuz verliert in dieser Art der Darstellung ganz und gar seine Bedrohlichkeit; dem Gekreuzigten sieht man nicht an, dass er etwas durchleiden muss, sein ganzer Ausdruck ist der einer ruhigen Erhabenheit. Ikonographisch tritt hier der innere Gehalt des Kreuzes nach vorne, und seine grausame Materialität verschwindet. Es zeigt sich ganz deutlich, was inhaltliche Aussage des Kreuzes ist: Gott hat sich selbst und mit ihm unsere schwache menschliche Natur in der Erniedrigung des Kreuzestods erhöht.

Das Fest der Kreuzerhöhung

Das Fest der Kreuzerhöhung geht auf die Verehrung der Kreuzreliquie in Jerusalem zur Zeit der Antike zurück. Ein Ritual, das aus der Jerusalemer Liturgie zu diesem Fest erhalten geblieben ist, ist die Kreuzverehrung, die wir heute nur noch von der Karfreitagsliturgie kennen. Wenn der Priester das Kreuz enthüllt, ruft er: „Seht das Kreuz, an dem der Herr gehangen, das Heil der Welt.“ Das Mordwerkzeug wird zum Heilswerkzeug.

Papst Franziskus rief einmal junge Priester auf, die Schwachheit als einen Ort der Gottesbegegnung zu betrachten – der, „der seine Schwäche kennt und mit dem Herrn darüber spricht, dem wird es gut gehen“. Das kann für alle gelten, nicht zuletzt deswegen, weil in der größten vorstellbaren menschlichen Schwäche seine ganze Größe wirksam geworden ist. Der Blick auf das Kreuz kann immer auch ein Blick auf die eigene Schwachheit sein, auf die eigene Fehlerhaftigkeit. Auch kann uns das Kreuz die Ungerechtigkeit vor Augen führen, die in vielen Teilen der Welt herrscht, die Armut und das Leid unzähliger Menschen. Der gekrönte Gekreuzigte und dessen ruhiger Blick fügen dem aber noch etwas anderes hinzu: eine Hoffnung, die über den Zustand des Leids hinausweist. Die Krone des Heilands macht sichtbar, dass in der Schwäche keine Niederlage liegt. Im Gegenteil: Indem Christus die menschliche Schwäche angenommen hat, hat er sie verklärt. Matthias Wunder

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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