Heilige
Alles, was du von mir begehren wirst, und wärʼs die Hälfte meines Königreichs

Ausschnitt aus dem Bild „Salome mit Kopf des hl. Johannes des Täufers“ von Caravaggio (1607). 
 | Foto: Wikimedia Commons
  • Ausschnitt aus dem Bild „Salome mit Kopf des hl. Johannes des Täufers“ von Caravaggio (1607).
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Sechs Monate nach Heiligabend feiert die Kirche die Geburt Johannes des Täufers. Sein Leben war Vorausdeutung Jesu: Christi Kommen kündigte Johannes sein Leben lang an, selbst im Tod.

Der Tod ist im Neuen Testament fast omnipräsent: Da sind der Kreuzestod Jesu Christi, die Martyrien der Apostel und auch ein Tod, der so gar nicht hineinpassen will, vor allem deshalb, weil er so sinnlos erscheint. Durch den Tod Christi erlöste Er die Menschen, durch das Martyrium legten die Apostel Zeugnis dafür ab. Der Tod des letzten Propheten, Johannes des Täufers, wirkt dagegen so, als wäre er für nichts gestorben.

Johannes wurde von König Herodes II. Antipas inhaftiert, weil dieser ihn und seine zweite Frau Herodias öffentlich anprangerte. Sie war nämlich die Frau seines Bruders und, um sie heiraten zu können, verstieß Herodes seine erste Frau. Der König fürchtete das Volk allerdings zu sehr, in dem Johannes als heiligmäßiger Mann hohes Ansehen genoss, sodass er ihn nicht hinrichten ließ. Erst als die Tochter der Herodias, Salome, nach einem Tanz für den König als Belohnung den Kopf des Täufers verlangte, tötete Herodes ihn.

Ist Johannes also nur gestorben, weil die Frau des Königs beleidigt war durch die öffentlichen Verunglimpfungen des Propheten? Die kurzen Passagen in Matthäus- und Markusevangelium lassen viel Spielraum für Interpretation.

Richard Straussʼ Oper „Salome“, die auf dem gleichnamigen Drama von Oscar Wilde basiert, zeichnet zum Beispiel ein vielschichtiges Bild: Hier ist es nicht nur der beleidigte Stolz der Herodias, es ist auch die unerwiderte Anziehung Salomes zu Johannes, die ausschlaggebend für den Tod des Propheten ist.

Tanz für mich, Salome.

Salome, bedrängt von den lüsternen Blicken ihres Stiefvaters, flüchtet auf die Terrasse seines Schlosses, in dem gerade die Geburtstagsfeier des Königs stattfindet. Dort hört sie aus einer Zisterne das Rufen eines Mannes: Es ist Johannes, der trotz seiner Inhaftierung es nicht unterlässt, Umkehr im Angesicht des ankommenden Messias zu predigen. Salome, von seiner Stimme in Bann gezogen, lässt ihn aus dem Kerker holen und trotz der Verwünschungen, die Johannes auf sie und ihre Mutter herabruft, beginnt Salome, ihn zu begehren. Dies aber bleibt unerwidert, sodass er zurück in den Kerker gebracht wird. Dann tritt Herodes auf den Plan, der sein Verlangen nach Salome kaum noch zu bändigen weiß: Er wünscht sich von ihr, für ihn zu tanzen und schwört, ihr alles zu geben, was sie verlangt. Also tanzt sie und verlangt im Gegenzug den Kopf des Johannes. Herodes kann dies nicht zulassen, bietet ihr alle Reichtümer seines Reiches an, doch seine Stieftochter lässt sich nicht beirren, sodass der König schließlich einwilligt.

Sehr zur Freude ihrer Mutter hält sie kurz darauf den Kopf des Johannes auf einer Silberschale in der Hand; zum Ekel ihres Stiefvaters beginnt sie, ihn zu küssen – das, was er ihr zuvor noch verwehrt hat. So abgestoßen von dieser Szene befiehlt Herodes, Salome töten zu lassen.

In dieser Nacherzählung der kurzen biblischen Passage ist es letztlich enttäuschtes Verlangen und ungestillte Gier, die zu Johannesʼ und auch zu Salomes Tod führt. Das im Fin de Siècle geschriebene Werk erzählt von Dekadenz und Maßlosigkeit, vom Rausch des Überflusses, dessen erstes Opfer die Unschuldigen sind, der am Ende aber auch das Leben derjenigen fordert, die am meisten von diesem Überfluss profitieren. Das maßlose Begehren der Prinzessin macht sich jenes niedere Begehren zu Nutze, das der König ihr entgegenbringt, doch letztlich bringt eben er sie zu Fall. Es wirkt, als wäre die Gier des einen mit der Gier der anderen in einem blutigen Kampf, aus dem keiner als Sieger hervorgeht: Salome verliert ihr Leben und Herodes verliert somit, was er begehrte.

Das erste Opfer aber ist Johannes. Was er kritisierte, war das, was ihn zu Fall brachte: die Gier und Maßlosigkeit der Herrscher, die sich über das Gesetz Gottes hinweggesetzt haben. Er war Ankündiger Jesu, der Erfüllung des Gesetzes werden sollte. Dass Johannes einer gesetzlosen Gier zum Opfer fiel, kann wie sein ganzes Leben als Vorausdeutung Christi verstanden werden, der als das unschuldige Lamm zum Opfer unserer Sünden wurde. Wenn wir Johannesʼ gedenken, denken wir immer auch an den, auf den er sein ganzes Leben gezeigt hat: Jesus Christus.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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