NÖ Telefonseelsorge 142
Zunahme der Intensität der Gespräche

Die Zeit vor Weihnachten belastet viele Menschen: Verbringe ich diese Zeit alleine oder in Gemeinschaft? Auch die Weihnachtszeit selbst kann eine schlimme Phase sein. „Die Welt steht an den Feiertagen still, so fühlen es viele“, erzählt Ama Ramona Lovenson, die seit Juli 2023 die Telefonseelsorge in Niederösterreich – die getragen wird von der Diözese St. Pölten – leitet. Und das könne das Gefühl der Einsamkeit verstärken. Hilfreich seien dann etwa Gottesdienst-Angebote der Pfarren oder Begegnungsmöglichkeiten.

Themen wie Konflikte etwa in der Familie, körperliche und psychische Erkrankung sowie Einsamkeit waren immer Schwerpunkte in der Telefonseelsorge. Aber jetzt seien die Gespräche „intensiver“ geworden, erklärt Lovenson. Es sei nämlich der materielle Aspekt dazugekommen: „Kann ich mir zu Weihnachten Essen leisten? Geht sich die Winterkleidung finanziell aus?“ Derartige Fragen würden viele Menschen in den Anrufen beschäftigen.

Thema Suizid massiv verstärkt

Die Leiterin der Telefonseelsorge gibt zu bedenken, dass sich gegenüber 2019 die Zahl der Gespräche, die das Thema Suizid oder suizidale Gedanken bei sich oder bei Angehörigen behandeln, fast vervierfacht und seit dem Vorjahr um 30 Prozent zugenommen habe! Mit Stichtag Mitte Dezember hatte die NÖ Telefonseelsorge schon 21.500 Gespräche: online, per Chat, E-Mail oder Telefon.

Zu der Intensität der Gespräche komme auch die Komplexität dazu: „Oft gibt es eine Vielzahl an Problemen. Viele Menschen spüren, dass die Lebensumstände sehr schwierig geworden sind!“ Belastungen könnten Menschen oft „heftig erwischen“. Umso wichtiger sei es, mit anderen darüber zu sprechen. „Es tut gut zu wissen: Da hört jemand zu, da ist jemand da“, so Ama Ramona Lovenson. Manchen helfe es zu erzählen. Anderen bringt es viel, wenn eine Zuhörerin oder ein Zuhörer hilft, Gedanken zu sortieren. Und die Telefonseelsorge kann auch viele Angebote anderer Organisationen nennen, die unterstützend sein können.

Es seien oft kurze Momente, in denen man nicht weiß, was man tun soll, hier tue ein Gespräch gut. Auch in einem Gespräch „Dampf abzulassen“ entlaste und nehme Druck. Damit sich Stress nicht aufstaut, soll man schon frühzeitig die Telefonseelsorge kontaktieren. Gemeinsam könne man oft viel bessere Entscheidungen für den Alltag treffen als einsam, und nicht immer sind Freunde oder Familie für ein Gespräch erreichbar, sagt Ama Ramona Lovenson. Mit der Kontaktaufnahme bei der Telefonseelsorge, die vertraulich, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar ist, sei man schon nicht mehr alleine.

Neuer Ausbildungskurs im Jänner

Lovenson dankt der Diözese, die Trägerin der NÖ Telefonseelsorge Notruf 142 ist, und erinnert, dass diese von Kirchenbeitragszahlenden ermöglicht wird. Vor allem würdigt sie den Dienst der 110 ehrenamtlichen Telefonseelsorger in Niederösterreich. Sie würden das freiwillig in ihrer Freizeit tun und sie seien stets bereit, sich fortzubilden. Ende Jänner startet ein neuer Ausbildungskurs, bei dem noch Plätze frei sind. Infos dazu: telefonseelsorge@dsp.at.

Telefon 142, www.telefonseelsorge.at

Autor:

Wolfgang Zarl aus Niederösterreich | Kirche bunt

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