Betroffene und Angehörige
Wie umgehen mit einer Depression?

Schätzungen der WHO zufolge leiden 5,1 Prozent der österreichischen Bevölkerung an Depressionserkrankungen. Da psychische Erkrankungen in unserer Gesellschaft noch immer ein tabuisiertes Thema darstellen, wird vermutet, dass in der Realität noch wesentlich mehr Österreicherinnen und Österreicher als bisher angenommen von Depressionserkrankungen betroffen sind. | Foto: mrmohock  – stock.adobe.com
  • Schätzungen der WHO zufolge leiden 5,1 Prozent der österreichischen Bevölkerung an Depressionserkrankungen. Da psychische Erkrankungen in unserer Gesellschaft noch immer ein tabuisiertes Thema darstellen, wird vermutet, dass in der Realität noch wesentlich mehr Österreicherinnen und Österreicher als bisher angenommen von Depressionserkrankungen betroffen sind.
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Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden mindestens 5,1 Prozent der österreichischen Bevölkerung an Depressionserkrankungen. Wie können Betroffene und ihre Anghörigen damit umgehen?

Bestimmt nur eine Phase. – Iss mal ein biss­chen Schokolade! – Du darfst dich nicht so anstellen: Immer noch berichten viele Menschen, die unter Depressionen leiden, von Reaktionen wie diesen. Mal tröstend, mal spottend gemeint, zeugen sie vor allem davon, wie wenig noch immer die breite Bevölkerung über diese Erkrankung weiß. Folgend ein Überblick über Ursachen, Symptome und mögliche Gegenmaßnahmen.

Wer ist besonders von Depressionen betroffen? Grundsätzlich können Depressionen jeden treffen. Auch Kinder und Jugendliche können erkranken. Psychologen mahnen auch, Altersdepression nicht zu unterschätzen. Für hochbetagte und immobile Menschen mangle es oft an psychotherapeutischer Hilfe. Insbesondere für Männer über 80 Jahren sei es zudem noch stark tabuisiert, sich solche Unterstützung zu holen. Generell erkranken Frauen etwa zwei- bis dreimal so häufig an Depressionen wie Männer.

Welche Ursachen hat eine Depression? Für eine depressive Erkrankung gibt es meist nicht einen einzigen Auslöser. Ein verbreitetes Miss­verständnis ist die Annahme, dass krisenhafte Ereignisse wie eine Scheidung, ein Todesfall oder Jobverlust einen Menschen in die Depression stürzen. Psychosoziale Faktoren – darunter traumatische Erlebnisse – spielen häufig eine Rolle, ebenso aber neurobiologische Aspekte wie die genetische Veranlagung oder ein Ungleichgewicht von Botenstoffen in bestimmten Hirnregionen.

Welche Anzeichen deuten auf eine Depression hin? Man fühlt sich ständig niedergeschlagen, hat kaum noch Freude an Hobbys oder Treffen mit Freunden, fühlt sich schnell erschöpft: Das erlebt jeder einmal. Wenn jemand unter diesen Hauptsymptonen über mehr als zwei Wochen leidet, kann es sich um Anzeichen für eine Depression handeln. Hinzu kommen oft mangelnde Konzentration, Schlafprobleme und ein vermindertes Selbstvertrauen.

Welche Ansprechpartner sind zuständig? Wer an einer Depression leidet, sollte in jedem Fall professionelle Hilfe suchen. Der erste Ansprechpartner ist der Hausarzt, der Betroffene an einen Psychotherapeuten oder Psychiater überweisen kann. Ausführlich Auskunft gibt es zudem beim Niederösterreichischen Bündnis gegen Depression, das u. a. von der Caritas der Diözese St. Pölten und vom NÖ Gesundheits- und Sozialfonds mitgetragen wird. Auf der Homepage (buendnis-depression.at/Regionale-Buendnisse/Niederoesterreich) gibt es ausführliche Informationen und vor allem hilfreiche Telefonnummern wie u. a. jener von der Telefonseelsorge (Tel. 142) und dem NÖ Krisentelefon (Tel. 0800 20 20 16), die beide rund um die Uhr besetzt sind.

Wie lange dauert eine depressive Phase? Dies ist sehr unterschiedlich und hängt vor der Art der Depression ab. Manche Menschen erleben sogenannte depressive Episoden, zwischen denen sie gesund sind. Bei anderen sind die Symp­tome schwächer ausgeprägt, dauern jedoch über einen längeren Zeitraum an. In 70 Prozent der Fälle kehrt eine Depression nach dem Abschluss der Akutbehandlung zurück.

Was kann – neben einer möglichen Therapie oder medikamentöser Behandlung – gegen Depressionen helfen? Viele Betroffene erleben feste Strukturen als hilfreich: Dazu kann ein Wochenplan gehören mit realistischen Zielen, was erledigt werden soll. Auch ein fester Tagesablauf mit geordneten Schlafenszeiten wird empfohlen. Sport, gesunde Ernährung und bewusste Erholung – etwa durch Autogenes Training oder Meditation – können Symptome ebenfalls lindern. All dies sind freilich keine Allheilmittel.

Wie kann man als Angehöriger Betroffenen helfen? Experten raten dazu, sich zu informieren, etwa bei einem gemeinsamen Arztbesuch. Daneben braucht es Geduld. Wenn Angehörige sich selbst überlastet fühlen, gibt es Selbsthilfegruppen und Beratungsangebote. Fachleute mahnen zudem, sich mit gut gemeinten Ratschlägen zurückzuhalten. Eine Befragung unter Betroffenen ergab, dass scheinbar schlichte Botschaften oft am meisten helfen, zum Beispiel: Du bist mir wichtig! Ich versuche, diese Krankheit zu verstehen. Oder: Wir schaffen das zusammen.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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