Viel Engagement in den Pfarren
Welttag der Kranken

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Für Christen zählt der Besuch von Kranken zu den „Sieben Werken der Barmherzigkeit“ – das ist schon in der Heiligen Schrift aufgetragen. Jedes Jahr am 11. Februar feiert die Kirche den Welttag der Kranken. „Dieser Tag soll daran erinnern, dass wir nicht nur als Gesunde wichtiger Teil der Kirche sind“, betont Christiane Schalk, Koordinatorin der diözesanen Krankenseelsorge. Denn gerade die kranken Menschen stünden, so wie Papst Franziskus sagt, „im Mittelpunkt des Gottesvolkes, das gemeinsam mit ihnen voranschreitet als Prophetie einer Menschheit, in der jeder wertvoll ist und niemand beiseitegeschoben werden darf“.

Es sei deshalb wichtig, dass auch kranke und hochbetagte Menschen als Teil unserer Pfarren wertgeschätzt werden. Überall in unserer Diözese gibt es Besuchsdienste, die Pfarrangehörige, die nicht mehr in die Kirche kommen können, zu Hause oder in Pflegeeinrichtungen besuchen und auf Wunsch die heilige Kommunion nach Hause bringen, so Schalk. „Mein besonderer Dank gilt aber auch den vielen Menschen, die, obwohl sie nicht mehr gesund sind, die Seelsorge in den Pfarren, Kliniken und Pflegeeinrichtungen mit ihrem Gebet begleiten.“ Es gebe kaum ein größeres Geschenk als dieses Gebet und den reichen Erfahrungsschatz unserer erkrankten oder hochbetagten Mitchristen.

PfarrCaritas bietet Know-how

Zahlreiche Tipps führt die diözesane PfarrCaritas zum Thema Besuchsdienste an. Die konkrete Organisation und Koordination von Besuchsdiensten liegt in der autonomen Verantwortung der jeweiligen Pfarre. In einigen Pfarren geschieht dies in Kooperation mit der jeweiligen Sozialstation von „Betreuen und Pflegen“. Die Pfarrgemeinden bieten alten und pflegebedürftigen Menschen Kontakt und Begegnung an. Die konkrete Form ist von Pfarre zu Pfarre unterschiedlich und richtet sich nach den Möglichkeiten und dem Bedarf. Das heißt u. a. regelmäßige wöchentliche Besuche, um soziale Kontakte zu ermöglichen; punktuelle Besuche mit der Möglichkeit zum „Miterleben“ des Kirchenjahres durch z. B. kleine Geschenke (Palmbuschen, Erntegaben, Kuchen vom Pfarrkaffee, usw.); pflegende Angehörige für die Dauer des Besuches zu entlasten und ihren Dienst zu würdigen; trauernden Menschen zur Seite stehen und ihrer Trauer Raum geben.

Im Wesentlichen gehe es laut PfarrCaritas darum, Zeit und Freude zu schenken und mit den Menschen ihr Leben zur Sprache zu bringen. Die Pfarren suchen oft Menschen, die gerne diesen Dienst ehrenamtlich machen wollen oder bereit sind, in einem Besuchsdienst-Team mitzuarbeiten.

An Pfarren melden, wenn Besuche im Krankenhaus erwünscht sind

„Kranke und bettlägrige Menschen freuen sich, wenn sie Besuch bekommen. Für manche ist es der Höhepunkt der Woche oder des Monats“, bestätigt Msgr. Hans Zarl, der auch nach seiner Pensionierung im Pfarrverband Enns-Donauwinkel wirkt und im Rahmen eines fünfköpfigen Teams die Krankenkommunion bringt. Meistens ist der Termin der erste Freitag im Monat, der Herz Jesu-Freitag. Aber solche Begegnungen werden oft individuell ausgemacht, damit die Seelsorger gut Zeit haben.

Früher hat Zarl auch viele Kranke in den umliegenden Krankenhäusern besucht. Aber das ist aufgrund der Corona-Pandemie und wegen Datenschutzbestimmungen schwieriger geworden: Daher ergeht auch die dringende Bitte an Angehörige von Spitalspatienten, gewünschte Besuche in der Pfarre zu melden.
Auch H. Benedikt Felsinger erzählt, dass es kranken Menschen große Freude bereitet, wenn sie „geistlichen Besuch“ bekommen. Der als Kräuterpfarrer bekannte Prämonstratenser-Priester betet in seinen Pfarren Hart und Blumau mit den Menschen, bringt die Kommunion und plaudert mit ihnen.

Ehrenamtliche der Pfarre Langenlois besuchen im örtlichen Pflegezentrum vor allem jene Menschen, die keine Angehörigen mehr haben oder kaum Besuch bekommen. Außerdem bringen Pfarrangehörige pflegebedürftige Menschen zu den Freitags-Gottesdiensten, sagt Pastoralassistent Johannes Leitner. Es gebe ein gutes Einvernehmen mit der Hausleitung und man lädt die freiwilligen Mitarbeiter auch zu Festen ein. Auch bei Sterbefällen oder zu Krankensalbungen wird bei der Pfarrgemeinde angerufen.

Auch der Schremser Pfarrvikar Friedrich Mikesch betont, dass viele Besuche bei kranken Menschen aus christlicher Motivation heraus gemacht werden. Für viele seien diese Begegnungen jedenfalls stärkend.

In Grafenschlag wurde eine Gruppe von Frauen für den häuslichen Besuchsdienst ausgebildet. Sie wurden zwar von Corona „gebremst“, aber demnächst wollen sie den Dienst wieder starten. In der kleinen Gemeinde wurde dieses schöne Angebot gerne angenommen. Die Damen versuchten dann, den pflegebedürftigen Menschen ein paar schöne Stunden zu ermöglichen, etwa bei einem Kartenspiel.

Seit über 15 Jahren gibt es in der Pfarre Pöchlarn einen engagierten Besuchsdienst, der kranken Menschen den Besuch des Gottesdienstes ermöglicht: Zehn Pfarrmitglieder holen Patienten des Pflegezentrums immer mittwochs zum Vormittagsgottesdienst ab und bringen sie zurück. Damit entlasten sie das Pflegepersonal enorm. Auch traditionelle Feiern wie Herbergssuchen, Kreuzweg oder Maiandacht werden gemeinsam begangen, erzählt Helene Renner von der Pfarre.

Pfarre holt Menschen zu Messe

Am Sonntag nach Ostern nimmt die Pfarre Purgstall wieder eine tolle Initiative auf, die vor der Corona-Pandemie jahrelang ausgeübt wurde: Zehn bis 20 Personen aus einem benachbarten Pflegezentrum werden von Pfarrangehörigen in einer Rollstuhl-Kolonne zur Sonntagsmesse gebracht und wieder zurückgeführt, erzählt Pfarrer Franz Kronister. Vorausgesetzt natürlich, sie wollen das und fühlen sich fit genug für den Gottesdienst.
Es gibt auch einen pfarrlichen Besuchsdienst. Pfarrangehörige machen sich dabei mit pflegebedürftigen Purgstallern einen Termin aus. Dabei wird gemeinsam Kaffee getrunken, gespielt und geplaudert.

Im Mai gibt es in Purgstall einen speziellen Tag, an dem die Krankensalbung gespendet wird. Dazu lädt Pfarrer Kronister ältere Menschen ein oder auch jüngere, die vor einer Operation stehen: „Alle, die die Stärkung durch die Liebe Gottes suchen.“

Nicht immer gibt es ein Pfarrteam, das „institutionalisiert“ kranke Menschen besucht. Oft sind es auch Einzelne, die dem christlichen Aufruf nachkommen, älteren oder kranken Personen beizustehen. In Tulln nehmen diese Aufgaben etwa Altpfarrer Anton Schwinner oder der frühere Pastoralassistent Stefan Mayerhofer gerne wahr. Vielerorts wird auch appelliert, kranke, ältere und einsame Menschen zu besuchen: egal ob aus christlicher Motivation heraus oder nicht.

Bei Johanna Grünstäudl rücken umgekehrt die ausländischen Pflegerinnen in den Fokus. Einmal jährlich veranstaltet sie einen Nachmittag für 24-Stunden-Betreuerinnen, die aus Rumänien oder Tschechien stammen und oft kaum Kontakt mit den Nachbarn oder der „Außenwelt“ haben, im Stift Zwettl. Frau Grünstäudl organisiert für die Pflegerinnen vergnügliche Stunden inklusive Stiftsführung und Mehlspeisen-Jause.

Kraftvolle Worte vom Papst

Mit kraftvollen Worten bittet Papst Franziskus, sich um die Kranken und Schwachen unserer Gesellschaft zu sorgen: „Sorge für ihn“ (Lk 10,35) ist die Bitte des Samariters an den Gastwirt. Jesus richtet diese auch an jeden von uns und schließlich fordert er uns auf: „Geh und handle du genauso.“ Wie Franziskus in seiner Enzyklika Fratelli tutti zur Geschwisterlichkeit betont hat, „zeigt das Gleichnis auf, mit welchen Initiativen man eine Gemeinschaft erneuern kann, ausgehend von Männern und Frauen, die sich der Zerbrechlichkeit der anderen annehmen. Sie lassen nicht zu, dass eine von Exklusion geprägte Gesellschaft errichtet wird, sondern kommen dem gefallenen Menschen nahe, richten ihn auf und helfen ihm zu laufen, damit das Gute allen zukommt“ (Nr. 67).

Der Papst sagt weiters: „Wir sind für die Fülle geschaffen, die man nur in der Liebe erlangt. Es ist keine mögliche Option, gleichgültig gegenüber dem Schmerz zu leben“ (Nr. 68).

Autor:

Wolfgang Zarl aus Niederösterreich | Kirche bunt

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