Sehnsuchtsort Mond
Was finden wir auf dem Mond?

Buzz Aldrin auf dem Mond. Im Hintergrund ist die amerikanische Flagge, im Vordergrund technisches Gerät. | Foto: commons.wikipedia
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Vor 55 Jahren, am 21. Juli 1969, landeten die ersten Menschen auf dem Mond. Technische Revolution, politisches Kalkül und menschliche Höchstleistung treffen in diesem Ereignis zusammen. Doch was hat der Mensch auf dem Mond gefunden?

Franz Grillparzer dichtet über den Mond: „Und auch mich hast du begeistert, / Der ich dir dies Liedchen sang, / Meiner Seele dich bemeistert, / Da mein Lied sich aufwärts schwang!“ Vielleicht haben die, die 1969 am Fernseher dabei zusahen, wie die USA drei Männer auf dem Mond landen ließen, eine ähnliche Erfahrung gemacht, wie sie Grillparzer beschreibt. Beim Anblick dieser menschlichen Leistung, die unwahrscheinlicher kaum sein kann, kann man eigentlich gar nicht anders, als begeistert zu sein. Wie großartig ist nicht der Erfolg der Menschen, die sich „aufwärts schwangen“, das scheinbar Unmöglich möglich machten und unseren Planeten von außen sahen.


Die Erde vom Mond her gesehen

Doch was sahen sie, als sie hinunterblickten? „Die Erde vom Mond her gesehen“ – so titelte „Kirche bunt“ in der ersten Ausgabe des Mondlandungsjahres. Wie sieht die Erde vom Mond gesehen aus? Was bedeutet dieser Perspektivenwechsel, den die Mondlandung vornehmen wird? Was werden wir von dort oben sehen? Was werden wir herausfinden? Das mussten sich die Menschen damals gefragt haben und diese Fragen kann man heute vielleicht auf eine andere Art wiederholen: Was haben wir auf dem Mond gefunden?


Perspektivenwechsel

Was man beim Blick auf der Erde aus dieser Distanz sicherlich nicht mehr wiederfindet, ist den einzelnen Menschen. Er verschwindet auf der großen blauen Kugel und mit ihm all seine Probleme, Sorgen, all das Unrecht, das ihm widerfährt, all die Ungerechtigkeit, in der er sich befindet. In der Woche der Mondlandung selbst ist auf dem Titelbild der St. Pöltener Kirchenzeitung ein vietnamesisches Kind zu sehen, das an Krücken geht. Daneben die provokante Frage: „Übt er Mondspaziergang?“ Diese Frage fällt nicht aus dem Himmel, sie ist eine plakative Weise, sich dem großen sozialen Paradoxon der Mondlandung anzunehmen: Wie kann es sein, dass der Mensch fähig ist, die Erde zu verlassen, hingegen unfähig, sie zu einem besseren Ort zu machen?
Papst Paul VI. sagte nach der Mondlandung: „Junge Menschen müssen den idealen und positiven Impuls spüren, der von der großartigen Raumfahrt ausgeht.“ Der Konzilspapst regt an, über die Mondlandung auf eine Weise nachzudenken, die sie als Ansporn für Gutes versteht, als einen Impuls in Richtung Mensch und Gott.


Das Geheimnis der Schöpfung

Die russischen Kosmonauten mussten bei ihrer Raumfahrt unterzeichnen, dass sie im Himmel keine Engel und keinen Gott sahen; dass uns ein solches Großereignis aber näher zu Gott und näher zu den Menschen rücken kann, will Paul VI. deutlich machen und trifft damit eigentlich genau ins Herz der ganzen Mondlandung. Wenn wir sie – was politisch sicher der Fall war – als einen Sieg im Wettlauf gegen den geopolitischen Gegner betrachten, lernen wir nichts daraus. Wenn wir sie als Sieg des Menschen über die Natur sehen, lernen wir ebenso wenig. Wenn wir sie aber als einen Vorstoß in das Geheimnis der Schöpfung begreifen und zwar durch eine gemeinsame Unternehmung des menschlichen Geistes, vermag die Mondlandung einen „idealen und positiven Impuls“ zu geben. Wohl haben die Astronauten den einzelnen Menschen nicht mehr gesehen, als sie auf dem Mond waren, vielleicht schafft aber der Anblick der einen Erde ein Bewusstsein dafür, dass es eben diese eine Erde ist, die sich alle Menschen teilen.

Im Rückblick auf die Mondlandung und die 55 Jahre seitdem beantwortet die Frage, was wir auf dem Mond gefunden haben, vielleicht ernüchternd: die politische Lage und die Not der Menschen ist noch immer erdrückend – hätten wir dort Menschlichkeit finden sollen, so scheint dies nur bedingt der Fall zu sein. Jedoch: Der Auftrag bleibt. Paul VI. sagt uns noch heute: Spürt den positiven Impuls und handelt danach.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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