Vatertag
Papa nur an ein paar Tagen

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Zum Vatertag lässt „Kirche bunt“ einen Vater zu Wort kommen, der getrennt von seinen Kindern lebt. In sehr persönlicher Weise erzählt er von seiner Lebenssituation und seinem Anliegen, ein gleichberechtigter Elternteil zu sein.

Ich habe drei Kinder: zwei Söhne und eine Tochter. Zum ältesten Sohn Peter* aus der ersten Beziehung besteht auf seinen Wunsch hin seit Jahren kein Kontakt. Der Grund? Ich denke, die Mutter meines Sohnes, bei der er lebt, hat jahrelang auf ihn eingewirkt und Stimmung gegen mich gemacht. Ich versuchte und versuche immer wieder mit Briefen und Geschenken mit ihm in Kontakt zu kommen – bislang vergeblich. Dabei hat es nach der Trennung, Peter* war vier Jahre alt, ein Jahr lang sehr gut funktioniert: Ich habe ihn an jedem zweiten Wochenende bei mir gehabt, dazu jeden Dienstag- und Donnerstag-Nachmittag. Wir hatten eine innige Verbindung. Als ich eine Beziehung mit einer neuen Partnerin einging, fingen die Probleme an: Streit um Kontaktzeiten, um Alimente und um die finanzielle Trennung des Haushalts. Als Peter* sich einmal verletzte, wurde mir das als Gewalttätigkeit ausgelegt. Mein Sohn wollte in dieser Zeit immer weniger zu mir kommen.

Das Kind im Loyalitätskonflikt
Er befand sich sicher in einem Loyalitätskonflikt: Wenn er gern zum Papa geht, kränkt er vielleicht die Mama. Auf Dauer hat ein solcher Loyalitätskonflikt verschiedenste negative Auswirkungen auf das Kind, z. B. vermindertes Selbstvertrauen. Es kann Angst bekommen, beide Elternteile zu verlieren; wenn der Druck zu groß wird, kehrt es einem Elternteil den Rücken. Es gibt für dieses Verhalten sogar eine wissenschaftliche Erklärung: das so genannte PAS-Syndrom, auf Deutsch die „Eltern-Kind- Entfremdung“. In der Zeit, nachdem mein zweiter Sohn geboren wurde, hat Peter* den Kontakt mit mir vollständig verweigert. Seit Jahren habe ich nicht mehr mit ihm gesprochen. Obwohl ich über das Gericht alles versucht habe, was mir möglich war.
Auch meine Partnerin, mit der ich einen Sohn und eine Tochter bekommen habe, und ich leben mittlerweile getrennt. Wir teilen uns das Sorgerecht für unsere Kinder. In der Stadt, in der sie mit Mutter und Großmutter gemeinsam leben, habe ich mir ein berufliches Standbein aufgebaut und eine Wohnung gemietet, um meine Kinder, elf und acht Jahre alt, oft sehen zu können. Die Mutter möchte seit einiger Zeit ebenfalls den Kontakt zwischen mir und meinen Kindern einschränken. Da werden Verwandte eingeladen, wenn die Kinder eigentlich bei mir sein sollten, und die Kinder wollen lieber bei dieser Familienfeier sein. Die Mutter verlangt von mir immer wieder, auf den Kontakt mit den Kindern zu verzichten.
Als Selbständiger kann ich mir die Zeit so einteilen, dass ich oft mit meinen Kindern zusammen sein könnte. Das ist aber leider nicht so oft möglich, wie ich mir das wünsche. Wenn sie zu mir kommen, dann haben wir recht bald wieder eine innige Beziehung. Aber jede Beziehung braucht Zeit. Ich kann an ihrem Alltag nur durch das teilhaben, was sie mir erzählen – und das ist natürlich selektiv.
Von der Mutter kommen ständig Vorwürfe. Ich möchte zum Beispiel, dass die Kinder ein Instrument lernen und dafür auch regelmäßig üben. Die Mutter wirft mir vor: Ich zwinge die Kindern zum Musikspielen. Ein anderes Beispiel: Die Tochter hat einmal geweint und wollte zur Mama. Ich habe sie beruhigen können. Ihre Mama meinte allerdings, ich hätte sie zurückbringen sollen.

Ist es bei der Mama schöner?
Ich habe Angst, dass die Kinder das Leben bei der Mama attraktiver finden: Dort gibt es einen Fernseher, mehr Süßigkeiten, der Bub hat ein Smartphone bereits im Alter von zehn Jahren bekommen, es gibt allgemein weniger Regeln und weniger Pflichten. Manchmal sind die Kinder lieber „zuhause“, bei Mama. Einmal habe ich den Satz gehört: „Wenn ich das nicht darf, dann komme ich nicht mehr zu dir!“
Ich war selbst ein Scheidungskind und habe mir sehr eine intakte Familie gewünscht. Es ist der große Wunsch meines Lebens: dass ich ein guter Vater bin. Genau das ist nicht gegangen. Ich habe Jahre gebraucht, um mich davon halbwegs zu erfangen. Jetzt möchte ich alles dafür tun, dass es den Kindern möglichst gut geht. Ich bin überzeugt davon, dass Väter eine enorm wichtige Rolle im Leben und Aufwachsen der Kinder spielen. Sich vom Vater geliebt zu fühlen, führt zu einem viel glücklicheren Leben als Erwachsener.
Von den Institutionen fühle ich mich als Vater meist unfair behandelt. Ich möchte ein gleichberechtigter Elternteil sein, doch die meisten beteiligten Personen, ob Richterin oder Sozialarbeiterinnen – meistens sind es Frauen –, schenken der Mutter mehr Glauben.
Mein Wunsch wäre eine 50:50-Lösung. Wenn beide Eltern gleichberechtigt wären, dann würde das Entspannung in die Situation bringen – für die Eltern und für die Kinder. Ich möchte am Leben meiner Kinder teilhaben. Ich will ihnen ein guter Vater sein. Ich bin überzeugt, meine Kinder brauchen mich ebenso, wie sie ihre Mutter brauchen. Nicht nur an jedem zweiten Wochenende.
* Name geändert
Protokoll: Patricia Harant-Schagerl

Autor:

Patricia Harant-Schagerl aus Niederösterreich | Kirche bunt

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