Haussammlung 2021
Mit der Caritas-Haussammlung beim Helfen helfen
Die Coronakrise war für alle Menschen nicht einfach, aber armutsbetroffene, kranke oder einsame Menschen traf die Gesundheits- und Wirtschaftskrise besonders hart. Um diesen Menschen helfen zu können, gehen in diesen Tagen rund 4000 Haussammlerinnen und Haussammler von Tür zu Tür, um Spenden zu erbitten. Das Geld kommt Hilfesuchenden in Niederösterreich zugute, denn damit kann die Caritas Menschen in Not schnell und direkt helfen. Auf diesen Seiten erzählen vier Menschen, wie ihnen die Caritas beistand, sowie ein Hausssammler und eine Caritas-Mitarbeiterin, wie sie helfen.
Harald Liebl
Harald Liebl ist 44 Jahre alt und lebt mit seiner Partnerin in einer bescheidenen Mietwohnung in Krems. „Ursprünglich habe ich Maler und Fassadenbauer gelernt, in diesem Beruf kann ich aber aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten“, erzählt er. Finanziell komme er insgesamt gerade so über die Runden, zum Glück hat er geringfügig Arbeit bei der städtischen Bestattung gefunden. Mehr als 300 Euro im Monat zum Leben bleiben ihm aber nicht. Daher geht Herr Liebl auch einmal in der Woche in den soma Krems der Caritas einkaufen. Hier können Menschen, die eine bestimmte Einkommensgrenze nicht überschreiten, günstig Lebensmittel einkaufen, die reguläre Supermärkte nicht mehr anbieten. Für Kleidung und Hausrat geht Harald Liebl gerne in das carla Krems, hier kann er sehr günstig gebrauchte Waren erwerben.
Zusätzlich erhielt Herr Liebl bei der Caritas Sozialberatung.Nothilfe Unterstützung. Es ist dies die Anlaufstelle für all jene, die durch Krankheit, Arbeitslosigkeit, Unglücksfälle oder durch schwierige Lebensumstände in eine Notlage geraten sind. Das Angebot reicht von einem persönlichen Gespräch zur Abklärung der Situation sowie möglicher Ansprüche aus Versicherungs- und Sozialleistungen bis hin zur Hilfe beim Durchsetzen gesetzlicher Ansprüche. Gemeinsam werden Lösungsmöglichkeiten erarbeitet und finanzielle Überbrückungshilfen gewährt.
Hilde Müller
Frau Müller, 54, hat ursprünglich als Haushälterin und Ordinationshilfe in Wien gearbeitet. Als ihr Mann erkrankt, bleibt die Mutter von zwei heute erwachsenen Töchtern längere Zeit zu Hause. Die Ehe scheitert schließlich und die Frau erkrankt in der Folge selbst psychisch schwer, ist lange in stationärer Behandlung. Eine Rückkehr auf den Arbeitsmarkt ist für sie nicht möglich. Vor neun Jahren erhielt Frau Müller einen Platz im Arbeitstrainingsprogramm der Caritas „BBO Beschäftigung und Berufsorientierung“. Dort fühlte sich die Frau wohl und kam mit den Anforderungen gut zurecht, sagt Bianca Weinhart, sozialpädagogische Trainerin in der BBO. Doch alles änderte sich, als Hilde Müller im vergangenen Herbst schwer an Corona erkrankt. Mit den Folgen der Erkrankung kämpft die 54-Jährige heute noch. Langsam versucht sie, wieder in den Arbeitsmarkt zurückzukehren.
Das Geld ist bei Hilde Müller knapp. Sie bezieht Mindestsicherung, mehr als 800 Euro im Monat bleiben ihr nicht zum Leben. Im Winter erhielt sie Unterstützung bei der Caritas Sozialberatung.Nothilfe, die eine Stromrechnung übernahm. Inzwischen arbeitet Hilde wieder einige Stunden bei der BBO. Lange vorausplanen könne man mit einer psychischen Erkrankung nicht, sagt Hilde Müller. „Ich denke in kleinen Schritten weiter, eines nach dem anderen und hoffe, im BBO bleiben zu können.“
Mirabela Ivan
Eigentlich wollte Mirabela Ivan an Caritasdirektor Hannes Ziselsberger einen Brief schreiben, um sich für die Hilfe und Unterstützung der Caritas in der schwierigsten Zeit ihres Lebens zu bedanken. Doch dann entschloss sie sich, ihre Geschichte öffentlich zu erzählen, um anderen Menschen Mut zu machen.
Mirabela Ivan kommt aus Rumänien, hat dort eine Pflegeausbildung absolviert und war, um sich und ihre zwei Kinder über Wasser halten zu können, als 24-Stunden-Betreuerin nach Österreich ins Waldviertel gekommen. Ihre Aufgabe gefiel Frau Ivan sehr gut. „Aber einen Monat hier und einen Monat in Rumänien, das konnte ich nicht mehr. Ich habe es nicht mehr geschafft, meine zwei Söhne zurückzulassen.“
Mirabela suchte für sich und ihre Kinder eine Wohnung im Waldviertel, doch sie wusste nicht, wie sie die Miete, die Kaution oder die Möbel bezahlen sollte. Schließlich schaltete die Sozialabteilung der Bezirkshauptmannschaft die Familienhilfe PLus der Caritas ein. Diese Einrichtung hilft Familien in schwierigen Lebenssituationen und stellt auch Familienhelfer zur Seite. Im Fall von Frau Ivan war es Familienhelferin Renate Meyerhofer, die mit Rat und Tat zur Seite stand. Mirabela absolvierte Deutschkurse und ließ sich zur Heimhilfe ausbilden. Heute hat sie bei der Caritas Sozialstation Grafenschlag einen fixen Job. Sie und ihre Kinder, die inzwischen perfekt Deutsch sprechen, sind längst bestens im Waldviertel integriert.
Michaela Hofmann
Seit dem Tod ihres zweiten Mannes im Jahr 2015 lebt Michaela Hofmann in der Nähe von Zwettl. Gesundheitlich geht es ihr nicht allzu gut, sie leidet nach Gewalterfahrungen in der ersten Ehe an einer posttraumatischen Belastungsstörung und Fibromyalgie, einem schweren chronischen Schmerzsyndrom, und war aus diesem Grund auch immer wieder in längerer stationärer Behandlung. Seit einiger Zeit sucht die 55-Jährige wieder dringend nach Arbeit. Sie ist ausgebildete Diplomkrankenpflegerin, die auch eine Ausbildung zur evangelischen Religionslehrerin absolvierte und diesen Beruf 15 Jahre lang ausübte. 2016 wurde sie nach einem Jahr Krankenstand gekündigt.
Aus gesundheitlichen Gründen ist es für die 55-Jährige schwierig, einen Job zu finden. Sie hofft, dass die Situation nach der Coronakrise besser wird. Die Caritas Arbeitsassistenz unterstützt Frau Hofmann bei der Arbeitssuche und bei der Caritas Sozialberatung.Nothilfe wurden weitere Unterstützungsmöglichkeiten für sie abgeklärt. Einmal in der Woche geht Michaela Hofmann zum soma nach Zwettl zum Einkaufen, denn mehr kann sie sich mit der Notstandshilfe nicht leisten. In den über zehn soma-Stellen in der Diözese St. Pölten dürfen Menschen, die ein niedriges Einkommen haben, einkaufen. „Dass es den soma in Zwettl gibt, da bin ich wirklich sehr dankbar, da ich eben nur ein geringes Einkommen habe“, sagt die Frau.
Anton Hiesleitner
Anton Hiesleitner ist einer von den rund 4000 Haussammlern, die derzeit in Niederösterreich ehrenamtlich unterwegs sind. „Es ist wichtig, dass es regelmäßige Treffen für Haussammlerinnen und Haussammler gibt, bei denen über die Spendenprojekte der Caritas gesprochen wird“, betont Anton Hiesleitner. Seit seiner Pensionierung vor zehn Jahren ist er Pfarrgemeinderat und auch Verantwortlicher für die Pfarrcaritas in der Pfarre Euratsfeld. 35 Jahre war er u. a. auch beim ÖAMTC als Pannenhelfer beschäftigt, das Helfen und auf andere zugehen, ist für ihn also selbstverständlich. Man muss sich nur eine Frage stellen, wie es den Menschen draußen geht. Um das zu erfahren, muss man ihnen begegnen, so der Haussammler.
Die Caritas-Haussammlung laufe in Euratsfeld recht gut, erzählt Anton Hiesleitner. In der Gemeinde gebe es 57 Haussammlerinnen und Haussammler bei 1.700 Einwohnern. Wie die Pfarre ihren Pfarranteil der Haussammlung für Menschen in Not verwendet, erklärt Anton Hiesleitner an einem Beispiel: „Vor einiger Zeit ist bei uns eine Frau verstorben und die Tochter, die sich in der Schule schwer getan hat, ist allein zurückgeblieben und hat nicht gewusst, wie es weitergehen soll. Die Pfarrcaritas hat das Mädchen dann bei der Organisation des Begräbnisses unterstützt und auch die Kosten übernommen. Auch eine Arbeitsstelle im Ort konnte ihr vermittelt werden.“ So wird Pfarrcaritas zur gelebten Nächstenliebe.
Sabine Schabert
Sabine Schabert ist eine der rund 2.400 Caritas-Mitarbeiterinnen, die sich mit Kompetenz und Tatkraft für Menschen in der Diözese St. Pölten einsetzen. Frau Schabert leitet die Caritas Familienberatung Psychotherapie. Sie berichtet, dass vor allem nach den Lockdowns die Nachfrage in der Beratung stark gestiegen sei. Beziehungsprobleme haben sich aufgrund des Lockdowns verstärkt, die Situation in den Familien hat sich zugespitzt, so die Familienberaterin. Viele Eltern seien mit dem Homeschooling und gleichzeitigem Homeoffice überfordert gewesen. Durch Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit sei manche Situation noch verschärft worden. Besonders Kinder und Jugendliche hätten unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie gelitten. Bei ihnen hätten sich Depressionen, Essstörungen, selbstverletzendes Verhalten oder Computersucht gehäuft.
„Niemand sollte sich schämen, bei Problemen zeitnah eine Beratung in Anspruch zu nehmen“, plädiert Sabine Schabert. Die Caritas Familienberatungsstellen helfen, gemeinsam Ziele zu formulieren, Lösungen zu finden und realisierbare Veränderungsschritte zu entwickeln. Auch für Kinder und Jugendliche wird Hilfe in Form von Psychotherapie angeboten. Im Vorjahr haben 121 Kinder und Jugendliche in mehr als 1.000 Therapieeinheiten das Angebot der Caritas Psychotherapie in Anspruch genommen. Die Therapie wird durch die Österreichische Gesundheitskasse finanziert.
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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