Friedensaktivisten
Kolumbien: Die starke Rolle der Frauen

Besuch aus Kolumbien in der Diözese St. Pölten: Fabio Mesa, Weihbischof Anton Leichtfried, Luisa Acosta, Ressortleiterin Brigitta Schnaubelt und Michaela Spritzendorfer-Ehrenhauser, die in der Diözese St. Pölten für das Welthaus zuständig ist.
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  • Besuch aus Kolumbien in der Diözese St. Pölten: Fabio Mesa, Weihbischof Anton Leichtfried, Luisa Acosta, Ressortleiterin Brigitta Schnaubelt und Michaela Spritzendorfer-Ehrenhauser, die in der Diözese St. Pölten für das Welthaus zuständig ist.
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Bei einem Besuch in der Diözese St. Pölten auf Einladung des Welthauses berichteten die Friedensaktivisten Luisa Acosta und Fabio Mesa in Schulen und Pfarren über ihre Bildungsarbeit mit Frauen in Kolumbien.

In Kolumbien ist es selbst sechs Jahre nach der Unterzeichnung des Friedesnabkommens noch ein weiter Weg, um den sozialen Zusammenhalt nach über 30 Jahren Bürgerkrieg wiederherzustellen. In dem seit Jahrzehnten schwellenden Kampf zwischen Guerilla-Gruppen und Paramilitärs haben die Frauen eine besondere Rolle eingenommen – das berichteten bei ihrem Besuch in der Diözese St. Pölten die beiden Friedensaktivisten Luisa Acosta und Fabio Mesa bei einem Gespräch mit „Kirche bunt“.

Protagonistinnen des Friedens

„Die Mehrheit der Opfer sind tatsächlich Frauen, die auf verschiedene Weise betroffen sind: Frauen sind Witwen, weil ihre Männer getötet wurden oder verschwinden, Frauen kümmern sich um alles im Haushalt, sie bauen oftmals alles neu auf, wenn Familien vertrieben wurden – und Frauen sind oft innerfamiliäre Gewalt ausgesetzt“, berichten Acosta und Mesa. Gleichzeitig seien es aber gerade Frauen, die immer stärker Protagonis­tinnen des Friedens und der Versöhnung werden. „Es sind vor allem Frauen, die sich immer öfter organisieren und die sich gemeinsam für ein friedliches Land und eine gute Zukunft Kolumbiens einsetzen“, so der Politikwissenschaftler Fabio Mesa.

Als Projektkoordinator für die Organisation SERCOLDES begleitet und berät er Frauenorganisationen sowie Frauen in Führungsrollen sozialer Bewegungen. „Uns geht es darum, die Frauen zu stärken – damit sie wieder mehr an sich selbst glauben.“ Erreicht wird das mit Bildungsprogrammen, Versöhnungsarbeit, Erfahrungsaustausch oder auch politischer Partizipation.

Luisa Acosta ist Historikerin, Köchin, Slow-Food-Engagierte und Leiterin des CESAC, der „Schule für soziokulturelle Studien der Ernährung und der kolumbianischen Küche“. Sie verknüpft die Bewahrung und Wiederentdeckung der Vielfalt der traditionellen kolumbianischen Küche mit Friedensarbeit und dem Kampf um Ernährungssouveränität.
Acosta begleitet Frauen mit Projekten in der Küche. „Beim gemeinsamen Kochen werden nicht nur Rezepte geteilt, sondern auch Lebensgeschichten – mitunter auch Geschichten, die die Frauen noch nie jemandem erzählt haben und die voll Leid und Gewalterfahrungen sind“, so Luisa Acosta. Ihr gehe es darum, dass die Frauen wieder an sich selbst glauben, ihre Ängste ablegen, wieder Vertrauen fassen und lernen, Entscheidungen zu treffen und auch lernen, sich für sich selbst und die Zukunft Kolumbiens einzusetzen. „Aus diesen Kochkursen haben sich lokale und auch ein nationales Frauennetzwerk entwickelt“, berichtet Acosta stolz.

Beim nationalen Netzwerk beteiligten sich 100 Frauen, die ein Manifest mit ihren Forderungen erarbeiteten, das nun Präsident Gus­tavo Petro übergeben wurde. Acosta: „Diese Frauen erkochen den Frieden – dieser Friede fängt in der Küche an und geht hinaus ins ganze Land.“

Friedensverhandlungen in Kolumbien

Die Organisationen bzw. Initiativen von Mesa und Acosta werden seit Jahren auch vom Welthaus der Diözese St. Pölten unterstützt. Im Rahmen ihres Besuches in der Diözese St. Pölten besuchten die Friedensaktivisten Schulen, Pfarren und Organisationen wie „fairwurzelt“.

In Kolumbien gehen indessen die Bemühungen um eine Befriedung des Landes auch auf politischer Ebene weiter: Präsident Gustavo Petro will auf alle bewaffneten Banden im Land zugehen. Ein wichtiger Schritt: Die Wiederaufnahme der Friedensgespräche mit der marxistischen ELN-Guerilla, die sich im Vorbereitungsstatus befinden und im November offiziell beginnen sollen.

Die Vereinten Nationen und die katholische Kirche sehen gute Chancen für eine Verhandlungslösung zwischen Rebellen und Regierung. Der innerhalb der katholischen Kolumbianischen Bischofskonferenz für das Verhältnis zwischen Staat und Kirche zuständige Prälat Hector Fabio Henao erklärte, die Kirche sei bereit, die Gespräche zu begleiten. Es gelte, eine starke Bürgerbeteiligung zu ermöglichen. Die ELN müsse ihren Friedenswillen zeigen, um etwas gegen Armut, Hunger und Gewalt in den Konfliktgebieten zu tun.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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