Bischofskritik in NS-Zeit
Filmdreh über Bischof Memelauer in dessen Heimat
Am 8. und 9. Juli waren die Drehtage für den 90-minütigen Dokumentarfilm „Das Land, der Bischof und das Böse“ in seiner näheren Heimat, wo der 1874 im Haus Hehenberg in der Pfarre Sindelburg geborene spätere Diözesanbischof Michael Memelauer aufgewachsen ist.
In Seitenstetten hat er das Stiftsgymnasium besucht, daher wurden Szenen mit Michael als 14-jährigem Schüler beim Ministrieren oder auch beim Botanik- und Zeichenunterricht im Hofgarten gedreht. Eine Szene über den Schulweg durch Seitenstetten zu seinem damaligen Kosthaus Holzer in der Promenade 28, wo er die acht Jahre als Schüler zugebracht hatte, sowie die Verabschiedung als Maturant beim Abt im Stiftshof komplettierten diesen Drehtag. Neben Direktor Markus Berger und mehreren Schülern des Gymnasiums wirkten seitens des Konventes Abt Petrus Pilsinger, Pater Benedikt Resch und Pater Jacobus Tisch mit, der den Bischof als mutigen, sehr sozial gesinnten und volksnahen Hirten beschreibt.
Dreh beim Elternhaus
In Sindelburg und Oed wurden neben den Aufnahmen beim Elternhaus auch der Schulweg und eine Fronleichnamsprozession nachvollzogen. Anna Rosenberger aus Oed und die zum Bischof in einem Verwandtschaftsverhältnis stehende Landtagsabgeordnete Michaela Hinterholzer fungierten für die Regisseurin Anita Lackenberger als wichtige Ansprechpartnerinnen und „Verbindungsfrauen“ in der Planung und auch vor Ort.
Die Silvesterpredigt aus dem Jahr 1941 ist gleichsam Angelpunkt und Herzstück des Films, wofür schon zweimal der St. Pöltner Dom mit 250 Schauspielern und Statisten gefüllt war – „Kirche bunt“ berichtete.
„Kein unwertes Leben“
„Du sollst nicht töten. Das ist das gewaltige, die Menschheit auf der ganzen Welt schützende Gottesgesetz. Vor unserem Herrn gibt es kein unwertes Leben!“, warnte Memelauer als einziger Oberhirte der damaligen Ostmark vor dem Euthanasieprogramm der Nazis. Und laut Aussage von Regisseurin Lackenberger hat der seiner Heimat so verbundene Oberhirte mit Sicherheit von den Krankenmorden als Teil der nationalsozialistischen „Rassenhygiene“ sowie den vielen Deportationen von Psychiatriepatienten und Behinderten aus Mauer-Öhling in die Tötungsanstalt Hartheim und die „Heil- und Pflegeanstalt“ Gugging gewusst, wo kaum jemand überlebte. Die Filmemacherin bezeichnet den Bischof als bedeutenden Vordenker mit Bedacht auf den sozialen Ausgleich.
Autor:Wolfgang Zarl aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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