Frauenarmut
Caritas-Kampagne: Weiblich, arm und psychisch krank
Die Caritas der Diözese St. Pölten machte im Vorfeld des Elisabeth-Sonntags (17. 11.) darauf aufmerksam, dass 336.000 Menschen in Österreich als absolut arm gelten, 1,3 Millionen sind armutsgefährdet. Vor allem Frauen sind davon betroffen. Und hier vorwiegend Alleinerzieherinnen und Pensionistinnen. Das Armutsrisiko steigt zudem deutlich an, wenn auch eine psychische Erkrankung vorliegt.
„35 Prozent mehr Frauen als Männer sind von absoluter Armut betroffen. Darüber hinaus sind 41 Prozent der Alleinerzieherinnen armutsgefährdet“, so Caritasdirektor Hannes Ziselsberger. Mit der gestiegenen Inflation bleibt die Nachfrage nach Hilfe und Unterstützung hoch. „Auch in diesem Jahr werden es an die 20.000 Kontakte, die wir in unseren Sozialberatungs- und Nothilfestellen in der Diözese St. Pölten verzeichnen“, so der Caritasdirektor: „Zwei Drittel der Menschen, die bei uns Hilfe suchen, sind Frauen.“Wenn wir die Ausgleichszulage erhöhen, würde sich die Zahl der armutsbetroffenen Menschen um ein Drittel reduzieren.
Viele Menschen seien durch Überlastung und Überforderung an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit oder bereits so krank, dass sie vorübergehend oder dauerhaft nicht mehr ausreichend leistungsfähig sind. „Psychische Erkrankungen sind kaum sichtbar und leider immer noch von einer Stigmatisierung betroffen“, hielt Ziselsberger fest.
So argumentierte auch Sandra Noe-Nordberg vom Psychosozialen Dienst der Caritas St. Pölten: „Armut kann eine Folge der Abwärtsspirale von psychischer Erkrankung und Suchtproblemen sein. Auch hier sind Frauen besonders betroffen.“ Vielen Frauen falle es anfangs sehr schwer, Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen.
Frauenarmut und Kinderarmut
Frauenarmut sei oft auch mit Kinderarmut verbunden, erklärte Judith Baumgartner, Leiterin der „FamilienhilfePLus“ der Caritas-St. Pölten: „Viele der betroffenen Frauen sind Alleinerzieherinnen, sind aufgrund von Sorgearbeit – also Kinderbetreuung, Pflege und Hausarbeit – nicht erwerbstätig oder teilzeitbeschäftigt.“ Die Familienhilfe Plus der Caritas St. Pölten arbeitet als mobiler familienunterstützender Dienst direkt vor Ort in den Familien. „Wir betreuen Frauen, die seit Jahren nicht mehr beim Friseur waren und aufgehört haben zu lachen, weil sie sich den Zahnersatz nicht leisten können. Wir betreuen Mütter, die an Schlafstörungen leiden, weil sie unter ständiger Anspannung und psychischen Belastungen stehen.“
Die Erhöhung der Ausgleichszulage wäre eine treffsichere Maßnahme, sagt Ziselsberger: „Wenn wir etwa 200 Euro pro Monat mehr auszahlen, würde sich die Zahl der armutsbetroffenen Menschen um ein Drittel reduzieren. Das sind vor allem Frauen, die ihr Leben lang Sorgearbeit geleistet haben, die für andere da waren, die Kinder begleitet haben, die für Mütter, Väter, Schwiegermütter, Schwiegerväter da waren.“
Spendenkonto Caritas St. Pölten: IBAN AT28 3258 5000 0007 6000.
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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