Sommerakademie in Gaming
Brückenschlag zwischen Arbeitnehmer-Vertretern

Foto: Wolfgang Zarl

Seit fast 30 Jahren vernetzen sich in Gaming bei der Sommerakademie kirchliche Arbeitnehmerfunktionäre mit Betriebsräten, Gewerkschaftern und Mitarbeitern der Arbeiterkammer. „Damit werden Brücken gebaut“, erinnern Vertreter der Kath. Arbeitnehmerbewegung (KAB) an das früher schwierige Verhältnis zwischen Kirche und Arbeitern. Die Vernetzung sei daher demokratiepolitisch bedeutend. Außerdem profitiere die KAB vom Expertenwissen der nichtkirchlichen Arbeitnehmervertreter.

Der diözesane KAB-Vorsitzende Franz Sedlmayer betonte: „Kirche und Arbeitnehmervertretern kommt die Aufgabe zu, die Gesellschaft menschenwürdig zu gestalten. Beiden liegen die Grundsätze Arbeit vor Kapital und Menschenwürde vor Profiten zugrunde.“

Hauptthemen in der Kartause Gaming waren vom 29. bis 31. August die Kath. Soziallehre, wie es Frauen in der Corona-Zeit ergangen ist und Diskussionen zur Wirtschaftsform. Auch das Projekt „Transjob“, das benachteiligten Personengruppen hilft, wurde präsentiert.

Markus Schlag­nitweit, Direktor der Katholischen Sozialakademie Österreichs (ksoe), stellte Geschichte und Prinzipien der Kath. Soziallehre näher vor. Neben den klassischen Prinzipien Personalität, Gemeinwohl, Solidarität und Subsidiarität seien die Prinzipien „Option für die Armen“, Nachhaltigkeit und Dialog dazugekommen. Der Sozialethiker fasste zusammen: „Das an der Personenwürde des Menschen und vorrangig an den Bedarfslagen der Armen sich orientierende, solidarisch und subsidiär zu verwirklichende Gemeinwohl ist das ers­te und letzte Gesetz der Gesellschaft.“

Gutes Leben - gute Arbeit

Schlagnitweit ging weiters auf die ethische und christliche Sicht zur Bedeutung von Arbeit ein. Denn gute Arbeit habe viel mit gutem Leben zu tun. In den ers­ten drei Kapiteln der Bibel werde erzählt, wie Menschen Arbeit erfahren: Zunächst als positives Mandat Gottes, an seiner guten Schöpfung mitzuwirken; der Mensch verwirkliche sich selbst erst durch Arbeit. Arbeit sei ein konstitutives Element des menschlichen Wesens. Dann werden Mühsal und Anstrengung angesprochen: Die Bibel beschreibe das Arbeitsleid als Folge des Sündenfalls, der Mensch fällt aus dem Paradies heraus.

Historisch sei Arbeit lange negativ gesehen worden: In der Sklavenhaltergesellschaft des Altertums sei sie als Fehlen von Muße erachtet worden. In der mittelalterlichen Feudalgesellschaft habe die Arbeit als Beherrschung der Natur gegolten. Langsam kam eine positive Bewertung, was mit der Arbeit in den Klös­tern zu tun hatte. In der Neuzeit kam die moderne Erwerbsarbeitsgesellschaft. Menschliche Arbeit wird immer höher bewertet. Es habe sich auch der Gedanke entwickelt, „nicht mehr die ganze Lebensenergie für die Arbeit zu nutzen. Nicht nur leben, um zu arbeiten.“

Ehrenamt und Familienarbeit seien heute zu wenig berücksichtigt, kritisiert der Ethiker. Der soziale Status hänge noch immer an Beruf und Erwerbsarbeit. Die Arbeitsgesellschaft sei u. a. in der Krise, weil die Naturalfunktion der Arbeit überbetont werde, obwohl dazu keine unmittelbare Notwendigkeit mehr bestünde. Weiters führte er aus, wenn die religiöse und personale Dimension der Arbeit stark vernachlässigt werde, sei nicht mehr der Mensch das primäre Subjekt und das Wohl der Schöpfung nicht mehr das primäre Ziel. Schlagnitweit empfiehlt der Gesellschaft: „Jeder Mensch soll durch sein Leben etwas Sinnvolles anfangen können. Man muss den Menschen die Möglichkeit geben, das zu tun, was sie wirklich wollen.“

Autor:

Wolfgang Zarl aus Niederösterreich | Kirche bunt

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