„Mostviertler Gespräche“
Beim Klima umkehren

Gernot Wagner (li.) mit Sepp Riegler, einem der Initiatoren der „Mostviertler Gespräche“ und früherem KAB-Vorsitzenden, in der „Kulturkirche“ von Amstetten St. Marien. | Foto: Wolfgang Zarl
  • Gernot Wagner (li.) mit Sepp Riegler, einem der Initiatoren der „Mostviertler Gespräche“ und früherem KAB-Vorsitzenden, in der „Kulturkirche“ von Amstetten St. Marien.
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Der renommierte austro-amerikanische Klimaökonom Gernot Wagner betonte in der Amstettner „Kulturkirche“: „Effiziente Maßnahmen retten das Klima!“

Der bekannte Klimaexperte und Buchautor Gernot Wagner – er stammt aus der Pfarre Amstetten Herz Jesu – war bei den 3. „Mostviertler Gesprächen“ in der Amstettner „Kulturkirche“ St. Marien zu Gast. Der austro-amerikanische Wissenschaftler, der u. a. Politiker, wie den New Yorker Bürgermeister, berät, sprach zum Thema „Klimaschutz – die Herausforderung. Chancen für Arbeitsplätze und Gesellschaft?“

Dazu eingeladen hatten die Kath. Arbeitnehmerbewegung (KAB) der Diözese, ÖGB und Arbeiterkammer. „Klima geht uns alle an“, betonte der Vorsitzende der KAB St. Pölten, Franz Sedlmayer. „Wir haben es in der Hand! Als Christen sind wir verpflichtet, nicht nur an uns selbst zu denken, sondern auch daran, dass künftige Generationen einen lebenswerten Planeten vorfinden können“, unterstrich Sedlmayer. Der früh­ere KAB-Vorsitzende Sepp Riegler, der die „Mostviertler Gespräche“ mitinitiierte, verwies auf enorme Herausforderungen durch den Klimawandel. Peter Bösendorfer, Pfarrer von Amstetten-St. Marien, zeigte in seinem Impuls die prophetischen Worte von Papst Franziskus in dessen Umweltenzyk­lika „Laudato si“ auf. „Wenn wir christliche Liebe ernst nehmen, dann müssen wir Verantwortung für die Schöpfung übernehmen“, so Bösendorfer.

Umdenken des Einzelnen gefordert

Die Fastenzeit sei die Zeit für Ein- und Umkehr. Das betreffe gerade auch das Klima, war man sich bei den zahlreichen Diskussionsbeiträgen einig.

Gernot Wagner betonte ebenfalls: „Es geht um das Umdenken des Einzelnen!“ Der gebürtige Amstettner begrüßt das Engagement des Papstes und von Religionsvertretern, denn „moralischer Klartext ist wichtig“. Wagner rüttelt auf: „Besser wird es beim Klima leider nicht mehr. Die letzten Jahre mögen die heißesten überhaupt gewesen sein. Sie waren auch die kühlsten des 21. Jahrhunderts.“ Der Klimawandel scheine in den Köpfen der Menschen nach Unwettern und Hitzewellen angekommen sein.

Bei der Energiewende geht es laut Wagner u. a. um die Umstellung auf Wärmepumpen, Wärmedämmungen, Solaranlagen oder Windräder; v. a. plädiert er für die Isolierung von Dachgeschossen und für Althaussanierungen: „Effiziente Maßnahmen retten das Klima!“ Statt jahrelang Geld für Öl und Gas auszugeben, gehe es um die Inves­tition im Vorhinein, die sich dann täglich bezahlt mache. Die Investition koste zwar Geld, biete aber enorme Chancen für Wirtschaft und Arbeitsplätze. Etwa wenn viel mehr Photovoltaikanlagen und Solaranlagen auf Dächern von Unternehmen und Wohnhäusern installiert werden, die freilich zu 80 Prozent in China produziert werden. Durchaus kritisch sieht Wagner den Bau von Einzelwohnhäusern am Land, wenn man gleichzeitig in Städte mit dem Auto pendelt. Temporär werde es wegen des Ukraine-Kriegs zu höheren Emissionen kommen – so würde mehr deutsche Kohle und Flüssig­erdgas, das über Ozeane nach Europa kommt, gebraucht und weniger russisches Gas. Insgesamt gelte es natürlich, die Energiewende anzukurbeln und weniger fossile Brennstoffe zu verbrennen. Ziel müsse es sein, kein Öl und Gas mehr zu verbrennen: kein russisches – das Russlands Krieg finanziere – und keines aus anderen Ländern.

Gernot Wagner (Jg. 1980) lehrt und forscht an der Columbia und an der Harvard University in den USA und ist weltweit ein gefragter Interview­partner. Der Ökonom befasst sich auch mit Geo­engineering, dem bewussten Eingriff in die Natur­abläufe. Wagners aktuelles Buch „Stadt-Land-Klima“ erschien 2021 im Brandstätter Verlag.

Autor:

Wolfgang Zarl aus Niederösterreich | Kirche bunt

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