Besuche bei Sozialeinrichtungen
Armut steigt: Caritas fordert weitere Hilfe
Bei einem Besuch im Second Hand Shop carla der Caritas in Krems wiesen Caritas-Präsident Michael Landau, Caritas-Generalsekretärin Anna Parr und Hannes Ziselsberger, Direktor der Caritas St. Pölten, auf eine nach wie vor angespannte soziale Lage hin: „Strukturelle Armut ist in Österreich nach wie vor eine bittere Realität. Bei über 200.000 akut von Armut betroffenen Menschen sind alle gut beraten, das Thema nicht kleinzureden.“
Schon 2022 seien 1,3 Millionen Menschen armutsgefährdet und 201.000 Menschen akut von Armut betroffen gewesen. Aktuellste Erhebungen der Statistik Austria würden zeigen, dass gerade die Zahl der erheblich sozial oder materiell deprivierten Menschen weiter gestiegen ist. Das deckt sich mit den Erfahrungen in den Einrichtungen der Caritas: „In den österreichweit 71 Sozialberatungsstellen der Caritas sind die Erstkontakte im letzten Jahr um mehr als 50 Prozent gestiegen, die Anfragen steigen in diesem Jahr weiter.
Die Bundesregierung habe wichtige Maßnahmen zur Abfederung der Teuerung ergriffen, darunter Einmalzahlungen, die Valorisierung von Sozialleistungen und die Abschaffung der Kalten Progression. Die Teuerung bleibe aber hoch, die Heizsaison stehe bevor, die Arbeitslosigkeit wachse und die Wirtschaft schrumpfe. Die Aussichten sind trübe. Es sei traurig, wenn sich Pensionisten, die ihr Leben lang gearbeitet haben, das Essen nicht leisten können oder Familien trotz Kälte aus Kostengründen die Heizung nicht aufdrehen. „Der Druck, der auf den Schultern vieler Menschen lastet, ist nach wie vor enorm. Die Politik darf nicht müde werden und muss gerade jetzt ein armutsfestes Sozialnetz ohne Lücken sicherstellen“, sagte Landau.
„Um Menschen jetzt und auch langfristig zielgerichtet zu helfen und Kinderarmut zu bekämpfen, muss die Bundesregierung Lücken im Sozialsystem schließen.“ Dazu schlägt die Caritas eine Reform der Sozialhilfe als letztes Auffangnetz für alle Menschen in Österreich, eine Anhebung des Ausgleichzulagenrichtsatzes sowie eine Erhöhung des Arbeitslosengelds unter Beibehaltung der Notstandshilfe vor“, fasste Landau die wichtigsten Reformvorschläge zusammen.
„Heben wir die Ausgleichszulage auf die Höhe der Armutsgefährdungsschwelle an, profitieren 600.000 Haushalte mit mehr als 1,1 Millionen Personen“, rechnete Generalsekretärin Parr die Dimension der Maßnahme vor. Das seien genau jene Gruppen, die überproportional von Armut betroffen sind. Diese Hilfe wäre rasch und unbürokratisch umzusetzen und würde die Armutsgefährdungsquote mit einer einzigen Maßnahme um ein Drittel senken. Weitersd foderte Parr: „Wir müssen alle Hebel in Bewegung setzen, um Kinderarmut in Österreich hintanzustellen. Jedes Kind, das in Österreich in Armut lebt, ist eines zu viel. Jedes Kind, das am Schulausflug nicht teilnehmen kann oder dessen Jausenbox leer bleiben muss, ist eines zu viel.“
Caritas-Angebot gegen Armut
In österreichweit 71 Sozialberatungsstellen, 41 Familienberatungsstellen, 12 Mutter-Kind-Häusern, vielen Lebensmittelausgabestellen, in 61 Second Hand Shops oder 68 Lerncafés wirkt die Caritas der Armut entgegen. „Alleine als Caritas der Diözese St. Pölten betreiben wir zehn Second Hand Shops und sechs Sozialmärkte. Davon profitieren in erster Linie jene, die dort günstig einkaufen können. Die beste Prävention von Armut ist Bildung und ein Job, von dem man leben kann. Im carla und im Sozialmarkt in Krems arbeiten Menschen mit unterschiedlichen Begabungen und Bedürfnissen“, strich der Direktor der Caritas St.Pölten, Hannes Ziselsberger, hervor. „Besonders stolz sind wir auf unsere sechs Lerncafés im Bundesland. Denn Bildung ist ein wichtiger, präventiver Schlüssel im Kampf gegen Armut. In diesen Lerncafés erhalten Kinder, die es nicht so leicht haben, eine kostenlose Lern- und Nachmittagsbetreuung“, so Ziselsberger.
Jede Spende zählt: Mit 150 Euro kann man einem armutsbetroffenen Kind Winterkleidung kaufen, mit 100 Euro können Alleinerziehende mit zwei Kindern einen Wocheneinkauf machen und für 50 Euro kann man Obdachlosen einen Schlafsack spenden.
Caritas-Spendenkonto: Erste Bank, IBAN AT23 2011 1000 0123 4560, Kennwort: Not im Inland. W. Zarl
Autor:Wolfgang Zarl aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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