Nachkriegsschicksal
Als Kind verschickt
In ihrem autobiografischen Buch „Wir Kriegskinder“ beschreibt Margareta Thill aus Scheiblwies ihre eindrückliche Erfahrung, als Kind der Nachkriegszeit zur Erholung ins Ausland verschickt zu werden:
In der ersten Klasse änderte sich mein Leben schlagartig, als der Schularzt unmissverständlich auf mich zeigte und konstatierte: „Stark unterernährt, sie fährt mit dem nächsten Transport!“ Ich war die einzige in der Klasse, die fahren sollte. Wann und wohin, wusste ich nicht. Doch es ging dann Schlag auf Schlag. Die Caritas organisierte die sogenannten Kinderverschickungen nach Schweden, Luxemburg, Spanien … Meine Eltern wurden informiert, dass ich für Luxemburg eingeteilt war, und da noch ein Platz frei sei, könne meine Zwillingsschwester ebenfalls mitfahren. Ich war froh darüber, weil ich dachte, wir kämen zur gleichen Pflegefamilie. Dem war aber nicht so.
Nach 24 Stunden Zugfahrt, mit etlichen Aufenthalten an den Grenzen, saßen wir in einem Heim und warteten auf die Abholung. Jedes Kind hatte eine Karte um den Hals gehängt, damit keine Verwechslungen passieren konnten. Meine Schwester wurde bald aufgerufen, und da wurde mir klar, dass wir nicht zusammenbleiben würden. Ich wartete und wartete, es waren fast keine Kinder mehr da; dann wurde auch mein Name aufgerufen und eine elegante, in eine Duftwolke gehüllte Dame kam auf mich zu. So begann mein Unheil, denn ich bekam starkes Heimweh.
Ich bekam meine erste Orange und wusste gar nicht, wie man sie schält, genauso erging es mir mit Bananen. Die Tochter der Familie, ein Jahr älter als ich, Mody genannt, bog sich vor Lachen. (…) Fünf Monate dauerte mein Erholungsaufenthalt.
Auszug aus: Margareta Thill, Wir Kriegskinder. Das Buch ist beim Verlag Books on Demand unter http://www.bod.de unter der ISBN 978-3-7543-7053-7 oder bei der Autorin unter thillmarg@gmx.at erhältlich.
Autor:Patricia Harant-Schagerl aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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