Kloster Maria Jeutendorf
Bäckerei erzeugt Millionen Hostien
Bereits um 4 Uhr früh geht es in der Backstube Maria Jeutendorf los, wie Priorin Elija Kreimel verrät: Fünf Schwestern sind mit der Produktion von Hostien beschäftigt. Es ist die wichtigste Einnahmequelle des Klosters. Und die Zahlen sind beeindruckend: Im Jahr 2018 wurden exakt 50.460 Priesterhostien mit einem Durchmesser von sechs Zentimetern erzeugt sowie 3.050.520 weiße und brotfarbene Hostien. Künftig könnte sich diese Zahl verdoppeln: Die Hostienbäckerei in Mödling muss schließen, die Schwestern von Maria Jeutendorf wollen deren Aufträge der Hostienproduktion übernehmen. Hostien, die später nach katholischem Verständnis in den Eucharistiefeiern in den Leib Christi verwandelt werden.
Der Kundenstamm beträgt zwischen 400 und 600 Pfarren. Das variiere, weil neue Pfarrverbände entstehen oder Pfarrer wechseln, erzählt Sr. Elija. Einen Großteil der Pfarren unserer Diözese St. Pölten beliefern die Karmelitinnen mit Hostien, dazu kommen Pfarren in der Steiermark, in Kärnten oder in Tirol. Der Corona-Lockdown zu den wichtigsten Gottesdienstzeiten, also zu Ostern und im Advent, bringt eine weit niedrigere Verkaufszahl. Insgesamt bedeuteten weniger Kirchgänger in den letzten Jahren auch für die Hostienbäckerei weniger Bestellungen.
Bei den Schwestern von Maria Jeutendorf kann man sich auf die Qualität verlassen. „Es wird nur Weizen und Wasser verwendet“, versichert die Priorin, die selber in der Bäckerei mitarbeitet. Das sei im Kirchenrecht so vorgeschrieben. Weizen und Wasser kommen aus der Region.
Die Ordensfrau hat ein großes Anliegen an die Pfarren und kirchlichen Institutionen: „Bitte kaufen Sie die Hostien bei den Klöstern. Ohne materielle Existenz können wir unsere Rechnungen nicht bezahlen. Unsere Kunden unterstützen unser kontemplatives Lebens, ihnen gilt unser Dank.“
Selbst Hostien „Made in China“ seien ihr schon untergekommen. Mehrere Klöster in Österreich haben sich wie jenes in Maria Jeutendorf auf die Hostienerzeugung spezialisiert, wie die Karmelitinnen von Wien, Innsbruck oder Mariazell. Schwester Elija Kreimel verweist darauf, dass es doch wünschenswert sei, Hostien von Gemeinschaften zu beziehen, die im christlichen Geist leben: „Es ist etwas anderes, wenn die Bäckerinnen ihr Leben an ihrem Glauben orientieren, statt nach Gewinn zu streben.“
Das Herstellungsverfahren
Die Hostien werden mit einem großen Backautomaten gebacken. In einem Kessel werden 27 Kilogramm Mehl und 37 Liter Wasser vermischt. Der fertige Teig wird durch einen Schlauch hochgepumpt und auf das heiße Hostieneisen aufgespritzt. Aus dem dünnen Teig entsteht in zwei Minuten eine feste, knus-prige Hostienplatte. Stets muss eine Schwester bereit sein, diese heißen Platten abzunehmen. Die Brothostien benötigen eine Temperatur von 200 Grad, die weißen Hostien, die etwas dünner sind, ungefähr 150 Grad. Die Hostienplatten werden zum Ausbohren der Hostien in einem eigenen Raum aufgelegt und angefeuchtet. In einen Holzrahmen kann man rund 40 feuchte Platten hineinschlichten. Aus einem vollen Rahmen mit 40 Platten können 2520 kleine Hostien herausgestanzt werden.
Geschichte der Bäckerei
Am 15. September 1985, anlässlich und zum Gedenken an das 200-Jahr-Jubiläum der Diözese St. Pölten, zogen fünf Gründungsschwes-tern aus dem Karmel von Mariazell und eine aus dem Karmel Graz sowie zwei Novizinnen in das renovierte Klostergebäude ein. Sie übernahmen es von den Serviten, die von 1695 bis 1978 dort lebten und wirkten. Vom Gebet der Karmelitinnen und ihrem Leben der Hingabe erhoffte man sich eine Erneuerung und geistliche Befruchtung für die ganze Diözese. Derzeit umfasst der Konvent zehn Schwestern. Seit 1985 gibt es auch die Hostienbäckerei.
Auf der Internetseite der Gemeinschaft gibt es unter http://jeutendorf.karmel.at ein Video, wo Interessierte die Produktion der Hostien ansehen können. Auch Gruppen von Erstkommunionkindern sind eingeladen, die Entstehung der Hostien mitzuerleben.
Autor:Wolfgang Zarl aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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