Auch wenn Pflege ein weibliches Gesicht hat, es gibt auch pflegende Männer!
Wie Männer pflegen

Männer pflegen in erster Linie ihre Partnerin und seltener die eigenen Eltern oder Schwiegereltern. | Foto: Adam Wasilewski – stock.adobe.com
  • Männer pflegen in erster Linie ihre Partnerin und seltener die eigenen Eltern oder Schwiegereltern.
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Mehrere Jahre lang hat Arnold sich um seine demente Frau gekümmert. Die beiden Kinder des Ehepaares wohnen in weiter Entfernung, sodass sie nicht für ihre pflegebedürftige Mutter sorgen können. Unterstützt wurde Arnold zunächst von einer stundenweisen Hilfe, in den letzten fünf Jahren durch eine 24-Stunden-Betreuung.

Auch wenn Pflege ein überwiegend weibliches Gesicht hat, gibt es doch auch viele Männer wie Arnold, die Angehörige pflegen: Laut der Studie „Familie und Demenz“ des Österreichischen Insituts für Familienforschung (ÖIF) sind rund ein Fünftel aller pflegenden Angehörigen männlich und, wenn man den Pflegebegriff etwas weiter fasst und zum Beispiel auch die Organisation der Pflege miteinbezieht, dann könne man von einem Männer­anteil von etwa einem Drittel sprechen.

Mit der Pflege eines Angehörigen sind Frauen und Männer in unterschiedlichem Lebensalter konfrontiert. Während Frauen überwiegend in der Altersspanne von 40 bis 74 Jahren pflegen, tun Männer das meist in der nachberuflichen Lebensphase (55 bis 85 Jahre). Ein Grund dafür liegt darin, dass Männer eher ihre Partnerin betreuen, während sie sich seltener um Eltern oder Schwiegereltern kümmern. Mit der Übernahme der Pflege müssen manche Männer erst lernen zu kochen, den Haushalt zu führen und zu pflegen.

Dass Frauen häufiger im erwerbsfähigen Alter pflegen, hat natürlich negative Auswirkungen auf ihre finanzielle Lage. Wenn die Pflege einmal vier Stunden täglich oder mehr umfasst, dann ist eine Erwerbstätigkeit nicht mehr oder nur sehr eingeschränkt möglich. Männer, die im erwerbsfähigen Alter pflegen, sind weiterhin eher die Ausnahme.

In ihrer Dissertation „Wie Männer pflegen“ untersuchte die Krankenpflegerin und Sozialgerontologin Erna Dosch, wie Männer mit dieser Situation umgehen. Einige Vollzeit arbeitende Männer nähmen ausschließlich die Organisation der Pflege wahr und delegierten pflegerische sowie hauswirtschaftliche Tätigkeiten an außerhäusliche Einrichtungen und Fachkräfte. Die meis­ten aber kümmerten sich zusätzlich zur Erwerbsarbeit sowohl um die Organisation der Pflege wie auch um „körpernahe Pflegetätigkeiten“. Delegiert werden insbesondere unangenehme und ungewohnte Tätigkeiten wie die Intimpflege sowie Haushaltstätigkeiten.

Der Theologe und Historiker Martin Rosowski weist in seiner Untersuchung „Männer und Pflege“ darauf hin, dass Männer früher als Frauen professionelle Hilfe in Anspruch nehmen und dadurch weniger häufig in eine Situation der Überforderung geraten. „Männer sehen, wenn sie pflegen, hierin vor allem eine Aufgabe, die organisiert und bewältigt werden muss“, erklärt Rosowski. Männer seien deutlich weniger bereit, ihre Arbeitszeit zugunsten der Pflege zu reduzieren oder gar die Erwerbsarbeit zur Gänze aufzugeben. In der Folge fühlten sich die befragten Männer von der Pflege weniger belastet als Frauen.

In der ÖIF-Studie „Familie und Demenz“ ist zu lesen, dass Männer die Pflege eines Angehörigen eher ablehnen können, „ohne soziale Sanktionen fürchten zu müssen“. Das sei der Grund, warum Frauen die Pflege eher als Pflichtaufgabe empfinden, während Männer nach eigenen Angaben eher „aus Liebe“ pflegen. Befragt nach ihrer Motivation, werden aber auch Pflichtgefühl, Dankbarkeit, moralische und religiöse Werte sowie finanzielle Gründe genannt. ph

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Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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