Familie
Wertschätzend miteinander reden

Foto: Jenny Sturm – stock.adobe.com

Es gibt Gespräche, die bringen Leute zusammen, während andere Dialoge für Verstimmung sorgen. Irmgard Bayrhofer sieht in der Gewaltfreien Kommunikation nach Rosenberg einen Weg, Beziehungen zu verbessern.

Durch’s Reden kemman d’Leut zsamm.“ So wahr das Sprichwort ist und so wichtig ist es ist, überhaupt miteinander zu reden, genau­so ist auch von Bedeutung, wie man miteinander spricht. Die Art und Weise, wie ein Gespräch verläuft, welche Worte fallen und ob das Gegenüber offen zuhört, all das prägt nicht nur die Atmosphäre der Situation, sondern auch die Beziehung zum Gegenüber.
„Die Gewaltfreie Kommunikation ist sowohl eine Methode als auch eine innere Haltung“, erklärt Irmgard Bayrhofer, langjährige hauptamtliche Mitarbeiterin bei der Telefonseelsorge NÖ und seit März Betriebsrätin der diözesanen Zentralangestellten. Es gehe dabei vor allem um Einfühlungsvermögen – sowohl sich selber als auch dem Mitmenschen gegen­über. Und darum, „dahinterzuschauen“, was hinter den Aussagen eines Menschen steckt.

Sachlich und emotional
Die „Gewaltfreie Kommunikation“ nach Mar­shall B. Rosenberg soll Menschen ermöglichen, so miteinander umzugehen, dass ein Gespräch zu mehr Vertrauen und Lebensfreude führt. Dafür unterschied der US-amerikanische Psychologe vier Ebenen eines Gesprächs: die Sach­ebene, auf der ohne Bewertung oder Interpretation Beobachtungen ausgetauscht werden; das Gefühl, das durch eine Aussage oder einen anderen „Auslöser“ ausgelöst wird; das dahinter liegende Bedürfnis (wie z. B. nach Respekt, Kontakt oder Sinn); und schließlich eine Bitte an das Gegenüber, die aus dem Bedürfnis entspringt.
Weil mehr Menschen im Homeoffice arbeiten, wird vielerorts „Desk-Sharing“ (mehrere Mitarbeiter teilen sich einen Schreibtisch) eingeführt. In manchen Betrieben wird dieses Thema heiß diskutiert – weil es nicht nur um den Schreibtisch geht, sondern auch um Gefühle und Bedürfnisse, wie z. B. das nach Intimsphäre. Mitarbeiter fragen sich: Wo ist mein Platz? Bin ich willkommen? Kann ich meinen Bereich persönlich gestalten? Als Betriebsrätin kann Irmgard Bayrhofer hier die Methoden der Gewaltfreien Kommunikation anwenden. „Wenn solche Bedürfnisse des Einzelnen gehört und respektiert werden, entsteht ein gutes Klima, in dem Kompromisse leichter möglich sind.“
Mit sachlichen Gesprächen würden oft auch tiefer liegende Themen abgehandelt, ist die Betriebsrätin und Trainerin für wertschätzende Kommunikation überzeugt. Das sei der Grund, warum auch ein sachliches Thema oft zu emotionalen (und für das Gegenüber mitunter unverständlichen) Reaktionen führt. Viele Menschen machten für (negative) Gefühle dann den anderen verantwortlich („Du bist schuld, dass es mir schlecht geht!“), anstatt sich mit dem eigentlichen Ursprung des Gefühls auseinanderzusetzen, so Bayrhofer.
Dabei seien die dahinter steckenden Bedürfnisse kein Hinweis auf Bedürftigkeit, sondern ein Motor der Zusammengehörigkeit, weil sie alle Menschen miteinander verbinden. Jeder Mensch sehnt sich nach Respekt, Wertschätzung, Schutz, Zuwendung, Zugehörigkeit … Durch Zuhören und Nachfragen lerne man in der Gewaltfreien Kommunikation, diese Bedürfnisse besser zu erkennen, so Bayrhofer. So werde aus einer Methode immer mehr eine innere Haltung des Bejahens.

Einladung
Eine „Online-Werkstatt der Lebensfreude“ nennt Irmgard Bayrhofer ihr dreiteiliges Online-Angebot mit Impulsen aus der Gewaltfreien Kommunikation, jeweils von 18.30 bis 20.30 Uhr: JA – Zuwendung ausdrücken (14. 10.); NEIN – Fokussierung schaffen (18. 11.); UND – Gegensätze verbinden (13. 1.).
Anmeldung im Bildungshaus St. Hippolyt, www.hiphaus.at, hiphaus@kirche.at.

Autor:

Patricia Harant-Schagerl aus Niederösterreich | Kirche bunt

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