Erzählung
Neues Leben
Während der auferlegten Mußezeit jetzt, die mir im Wechsel von Drinnen und Draußen zuzubringen gegönnt ist, bin ich ein bisschen zur Beobachterin von (scheinbar) Unscheinbarem geworden.
Eine tote Grille vorm Grillenloch, abgelegt am Hang der „Weingartgstettn“, wo ich gehe, ist ja noch kein Zeichen von Aufbruch oder Leben. Oder doch? Die Grillen jedenfalls schaffen schon Ordnung nach dem Winter und der kleine runde Eingangs-„Spund“, wo sie sich sonnen, das Erdloch, ist frisch gerundet und erneuert. Und vielleicht, so mein Gedanke, üben die Tierchen im Erdinnern ja längst für ihr öffentliches Grillenkonzert im Mai? Da ich jetzt gerade in der Außenwelt nichts versäume, nehme ich mir hier viel Zeit zum Schauen. Der Ameishaufen bewegt sich schon, der Larven-Nachwuchs wird umgeschichtet und das Hin und Her der kleinen Gesellen, das übliche Balkenschleppen, kommt in Gang.
Der blaue Himmel ist da und der allgegenwärtige Wind, trotz der Sonne kommt er immer noch „scharf“. Unterm bleichen Gras vom Vorjahr drängt sich Grün schon in Schüppeln, dazwischen der Löwenzahn, so schön!
Zweimal täglich, vormittags und nachmittags, verordne ich mir Ausgänge ins nahe Weingartgebiet. Das Ziesel, das hier auch verbreitet wohnt, hat seine Erdstube noch nicht geöffnet, die Blindschleiche wird sich auch bald zeigen. An diesem sonnigen Nachmittag wusste ich noch nicht, was mich ein Stück weiter vorn erwartete. Dargeboten auf einem Erdvorsprung und wie zur Beschau dort hingelegt: ein Prachtstück einer Smaragdeidechse! In Grün-Gelb gewandet, Halspartie und Köpfchen braungesprenkelt, die Augen beweglich zu mir her. Das Tier ließ mich schauen, es floh nicht, aber wir waren einen Moment lang voreinander erschrocken, auch ich, vor ihm. Doch dann stellte sich auch ein Staunen ein: über das neu erwachte Leben und die Wunder der Natur.
Margret Pfaffenbichler
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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