Lukas Pallitsch (34), Religionslehrer in Eisenstadt
Vom Staatsmeister zum Reli-Lehrer
Lukas Pallitsch wollte ursprünglich Profisportler werden. Doch er entschied sich anders. Heute wirkt er als Religionslehrer.
Christopher Erben
Wenn die Sonne über dem Ruster Hügelland auftaucht ist Lukas Pallitsch in seinem Element. Vor ihm liegen rund 20 Kilometer Laufstrecke. Wenn er läuft, so sagt er, dann lässt er vieles hinter sich. So auch die Schule, in welcher der mehrfache Staatsmeister im Mittelstreckenlauf unterrichtet. Seit drei Jahren ist er Lehrer am Gymnasium der Diözese Eisenstadt, kurz „Wolfgarten“ genannt. Religion und Deutsch, das sind hier seine beiden Disziplinen.
Auf Augenhöhe begegnen. Die erste Schulstunde beginnt immer mit einem Gebet. Mit seinen Schülern spreche er meistens das Vaterunser – ab der dritten Klasse auch auf Latein oder in einer anderen Sprache. Das sei ihm besonders wichtig, erzählt Lukas Pallitsch, weil dieses Gebet alle Christen verbinde. Seine SchülerInnen sollen dadurch ein Gespür entwickeln, wie es in anderen Ländern wirkt. In der ersten Klasse muss er seinen Schülern viel religiöses Basiswissen vermitteln. „Ich lege meinem Unterricht breit an“, erklärt Lukas Pallitsch. Erst in den darauf folgenden Jahren greife er mit ihnen auch gesellschaftspolitische Themen wie zum Beispiel Euthanasie oder Schöpfungsverantwortung auf. Diese interessieren sie sehr, erzählt Pallitsch. Wie im Sport schätzt er auch im Unterricht ein gleichberechtigtes Miteinander. Seine SchülerInnen sollen sich in die Augen schauen können und ihre Meinung sagen dürfen.
Spannung und Entspannung. Lukas Pallitsch gönnt sich jetzt eine kurze Pause; trinkt einen Schluck aus der Wasserflasche. Im Sport darf man keine Angst haben, erzählt er. „Weder vor sich selbst – noch vor den Gegnern.“ Er zieht Parallelen zur Schule. Auch Schüler geben ihr Bestes für eine Spitzenleistung – zum Beispiel bei Prüfungen. Deren Begabungen seien aber oft sehr unterschiedlich, beobachtet er vor allem im Religionsunterricht. Wenigen Jugendlichen sei bewusst, welche sie haben und wie sie diese nach der Schulzeit entfalten können, so der Lehrer.
Halbzeit – circa 40 Minuten sind es noch bis zum Ziel, freut sich der Religionslehrer und flüstert erleichtert: „Bald ist es geschafft“. Jeder Sportler versuche das Ziel zu erreichen. Lediglich wenige Sekunden und Minuten können bei einem Wettbewerb über Sieg oder Niederlage entscheiden. Auf einen Wettkampf bereitete er sich früher oft über ein Jahr vor. Je näher der Lauf rückte, erzählt er, desto größer wurde der Stress; umso mehr musste er dafür trainieren. Beim Sport lernte er Disziplin im Umgang mit stressigen Situationen sowie Selbstbeherrschung, Spannungsaufbau und Entspannung.
Sport als Lebensschule. Diese Erfahrungen gibt er heute an seine SchülerInnen weiter. Mit zehn von ihnen lief er etwa im vergangenen November auf der Laufbahn des Sportplatzes der Schule einen Staffellauf. Jeder hat für das Team alles gegeben. Alle erreichten aber das Ziel, erzählt der Amateursportler und Religionslehrer begeistert: „Wir haben es gemeinsam geschafft, weil wir fest an uns glaubten.“
Zwei Leidenschaften: Sport und Religion. Weshalb ist Lukas Pallitsch Religionslehrer geworden, wollen wir vom 34-Jährigen erfahren? „Das ergab sich rein zufällig“, erinnert er sich. Ursprünglich wollte er Sport studieren; aber sein Trainer riet ihm davon ab. Sport oder Religion – das seien seine beiden Leidenschaften. Wie würde er sich entscheiden, stünde er erneut vor der Berufswahl? „Ja, ich würde auch heute wieder Religionslehrer werden wollen“, sagt der Pädagoge mit voller Überzeugung. Doch auch auf den Laufsport würde er niemals verzichten wollen, betont Pallitsch. „Dieser bereichert mein Leben und sorgt für jede Menge Abwechslung – nicht nur an den Wochenenden.“
Autor:Redaktion martinus aus Burgenland | martinus |
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