DIÖZESE_EISENSTADT
Blick zurück nach vorne
Julius Potzmann (64) arbeitete über 40 Jahre als hauptamtlicher Seelsorger im Südburgenland. Ende 2023 geht er in Pension. Mit ihm werfen wir einen Blick auf seinen Alltag.
Aufgezeichnet von CHRISTOPHER ERBEN
Julius Potzmann: Es ist kurz nach neun Uhr am Vormittag. Die Sonne wirft ihre Strahlen in den Gang des Pflegeheimes in Güssing. Ich gehe durchs Haus – von Stockwerk zu Stockwerk und von Zimmer zu Zimmer. Bei einer Tür bleibe ich stehen und klopfe an. Ich drücke die Klinke hinunter und öffne langsam die Tür.
Guten Morgen, sage ich. Mit den Worten „Gut, dass du wieder da bist“ werde ich begrüßt. In einem anderen Zimmer sagt jemand „Ohne di wär das nix.“
Bereits in meiner Jugend wollte ich in der Seelsorge arbeiten. Nach der Matura an einer HTL, einem Jahr Theologiestudium in Wien und dem Zivildienst als Sanitäter kam ich zur Krankenhausseelsorge in Güssing. Den Theologischen Fernkurs konnte ich berufsbegleitend absolvieren. In weiterer Folge erweiterte sich mein Einsatz auch auf das Krankenhaus Oberwart zur Unterstützung für den dort tätigen Pater. Im Jahr 1993 konnte ich ganz nach Güssing wechseln. Neben dem Krankenhaus war ich zusätzlich in der Stadtpfarre Güssing Pastoralassistent. Im Oktober 2001 beendete ich meinen Einsatz in der Pfarre und konnte für die Menschen im Pflegeheim Haus St. Franziskus seelsorglich tätig sein.
Anders und besonders – so ist jeder Arbeitstag von mir. Am wichtigsten sind für mich die Gespräche und der Austausch mit den Menschen im Krankenhaus und im Pflegeheim. Dabei versuche ich ihnen meine ganze Aufmerksamkeit zu schenken. Was „draußen“ wie zum Beispiel in der Pfarre oder in der Heimatgemeinde los ist, interessiert vor allem die Pflegeheim-BewohnerInnen. Gemeinsam erinnern wir uns an Bekannte. In den Gesprächen mit Patient-Innen merke ich immer wieder, dass sie von mir nicht an ihre Krankheiten erinnert werden wollen.
Mit dem Fahrrad pendle ich zwischen beiden Häusern, weil sie nur wenige Minuten voneinander entfernt liegen. Da wie dort tausche ich mich in Pausen auch mit den MitarbeiterInnen aus. Schwer zu schaffen macht Pflegepersonen und ÄrztInnen die Personalnot und der Arbeits- und Spardruck. Für sie bin ich wie ein Gast, der ihnen zuhört und eine andere Wirklichkeit mitbringt und hoffentlich auch stärkt.
Im Pflegeheim und im Krankenhaus ist die Einladung zu den Gottesdiensten in der Kapelle ein Fixpunkt meines Dienstes. Aber die wenigsten PatientInnen können an den Messfeiern in der Kapelle teilnehmen. Über die Kopfhörer am Bett folgen sie ihm. Wie das funktioniert, erkläre ich ihnen bei meinen Besuchen. Ja, gelegentlich bekomme ich mit, dass sie dabei sogar die Lieder mitsingen, was mich besonders freut. Einmal hatte ich ein schönes Erlebnis: Als ich einer Frau die Krankenkommunion bringen wollte, sagte sie mir. „Gut, dass sie kommen, aber gehen wir ins Krankenzimmer nebenan.“ Sie wollte die Kommunion nur in Gemeinschaft empfangen! Zu einer meiner Tätigkeiten gehört auch die Begleitung Sterbender. Erfahre ich von den Angehörigen, dass er oder sie ein religiöser Mensch im Leben war, spreche ich ein Gebet mit ihm oder ihr.
Mit Anfang 2024 ist es so weit: Mein Einsatz in der Krankenhaus- und Pflegeheimseelsorge war eine Lebensaufgabe für mich. Ich habe meinen Dienst in der Seelsorge gerne geleistet und bin dankbar für die unzähligen Begegnungen mit den Menschen im Krankenhaus und im Pflegeheim.
Autor:martinus Redaktion aus Burgenland | martinus |
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