Künstlerin Ingrid Brezina
Neue Stola für die Pfarre entworfen
Die Künstlerin Ingrid Brezina schneiderte der Pfarre Kemeten eine Stola. Den Spagat zwischen Religion und Kunst sieht die Wahlburgenländerin als Akt der Verkündigung – selbst wäre sie als junges Mädchen beinahe in ein Kloster eingetreten.
Gerald Gossmann
Von der Frauenzeitschrift „Brigitte“ bekam sie einst einen Preis für selbst entworfene Pullover verliehen. Sie hat Kinderspielzeug erzeugt, über zwanzig Jahre Ikonen gemalt. Und nun der Pfarre Kemeten eine prächtige Stola geschneidert. Das Lebensthema der studierten Malerin und Grafikerin Ingrid Brezina wurde zunehmend das Zusammenspiel zwischen Kunst und Religion.
Vererbtes Talent. Lange lebte Brezina wegen des Berufs ihres Mannes in der Schweiz – und war auch dort künstlerisch hochaktiv. Für ein Altersheim gestaltete sie eine Christusdarstellung, sie fertigte Ikonen und gab Krippenfiguren-Baukurse. „Ich kann fast mit jedem Material arbeiten“, erzählt die Absolventin der Universität für angewandte Kunst. Ihr Talent dürfte sie von der Großmutter vererbt bekommen haben, „die immer an der Nähmaschine gesessen ist und Schneidermeisterin war.“ Anfangs begeisterte sie vor allem die Malerei, doch nachdem ihre Mutter ein Textilgeschäft führte, kam sie auch mit Stoffen in Berührung.
Religion und Kunst seien für sie „untrennbar verbunden“. „Wo das Herz dranghängt“, sagt Brezina, „machen die Hände automatisch mit.“ Durch verschiedene Arbeiten zu religiösen Themen habe sie ihren Glauben zugleich vertieft.Ihre Religiosität machte sich mit dem Besuch einer Klosterschule bemerkbar, „wo mich eine Ordensfrau sehr beeindruckt hat“. Als Jugendliche bewirkte ein Seelsorger einen Aufschwung ihres Glaubens. Lange überlegte sie ernsthaft selbst einem Orden beizutreten und ins Kloster zu gehen. Ein schwerer Unfall stoppte ihren Wunsch. „Danach war der Gedanke irgendwie verflogen“, sie lernte ihren späteren Mann kennen und das eine fügte sich ins andere. Mithilfe der Kunst versucht sie ihrem Glauben Ausdruck zu verleihen. „Mit meiner Arbeit kann ich die Nachfolge Christi am besten leben“, sagt sie. Vor vier Jahren kehrte die gebürtige Wienerin mit ihrem Mann nach Österreich zurück. In Stadtschlaining ließen sie das verwaiste Museum von einem Architekten in ein Wohnhaus umbauen. Oft sitze sie in ihrem Wintergarten oder erfreut sich ihres kleinen Springbrunnens im Innenhof. Das geräumige Domizil nützt sie um mit verschiedensten Materialien zu arbeiten.
Kirchliche Heimat. In mehreren Pfarren fühlt sie sich mittlerweile zu Hause. Neben Stadtschlaining auch in Bad Tatzmannsdorf. Die Kirche ist ihr Faszinosum und Heimat geblieben. Ein Abt ermöglichte ihr einst zahlreiche Ikonenausstellungen. Andere Priester bezeichnet sie als „Inspiration“. Es sei „ein Beweis für meinen Glauben, dass sich das eine ins andere fügt“, erzählt Brezina. Heute ist sie Mitglied in einem franziskanischen Dritten Orden, einer vorwiegend aus Laien bestehenden Gemeinschaft.
„Innerlich getragen.“ Das Burgenland ist zu ihrer Heimat geworden. Auch wenn sie ähnlich wie in der Schweiz hier nur eine „Zuagroaste“ sei. Die Stola für die Pfarre Kemeten hat sie ehrenamtlich, ohne Auftrag erstellt und verschenkt. Sie ist doppelseitig verwendbar. Brezina fühlt sich „innerlich getragen“, wie sie im Gespräch verrät. Wenn der Pfarrer ihre Stola während des Gottesdienstes trägt, vermutlich umso mehr.
Autor:Redaktion martinus aus Burgenland | martinus |
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