BLICK_WINKEL
Von Goldzähnen und über Schweine

 

Er werde den Krieg in der Ukraine binnen eines Tages beenden. Er, Donald Trump, hat dieses Versprechen in seinem Wahlkampf in die Welt gesetzt. Die großmäulige Ankündigung zerplatzte, dies wird nicht die erste Seifenblase der neuen Zeiten sein. Das Geld, das die Vereinigten Staaten in den letzten Jahren in die Unterstützung der von Russland überfallenen Ukraine investiert haben, verlangte der amerikanische Präsident dann auch gleich zurück: zahlbar in Form von Mineralien, die man aus ukrainischem Boden holen könnte. Mir kommt Donald Trump dabei wie ein Arzt vor, der an das Bett eines Sterbenskranken gerufen wird, und anstatt dem Patienten zu helfen reißt ihm der Mediziner erstmal die Goldzähne aus dem Mund um sein Honorar zu sichern ...

Den Präsidenten der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, blamierte er vor den Augen der Weltöffentlichkeit und laufenden Fernsehkameras mit einer nie dagewesenen Konfrontation. Trump schien dabei Selenskyj die Schuld daran zu geben, dass er selber es nicht geschafft hatte, sein voreiliges Versprechen eines Kriegsendes binnen Tagesfrist einzulösen.

„Das undankbare Schwein bekam eine kräftige Ohrfeige von den Besitzern des Schweinestalls.“ Mit diesem aufgeregten Sager reagierte Moskau auf das traurige Faschingskabarett im Weißen Haus. Kein Geringerer als der frühere russische Präsident Dmitri Medwedew höhnte auf diese Weise Richtung Westen.

Dass es in Russland eine starke Tendenz gibt, die Westliche Welt als Schweinestall zu etikettieren, ist nicht neu. Aufhorchen lässt aber die Überhöhung, dass der amerikanische Präsident der Besitzer der Westlichen Welt wäre. Donald Trump scheint sich zumindest in so einer Rolle zu gefallen. Mit der Würde souveräner Staaten und ihrer guten Beziehung zueinander hat das nichts zu tun.

Ist das die neue Weltordnung? Die Raubtiere Russland, China und nun auch die USA teilen die Welt untereinander auf? Und wir in Europa haben keine ander Wahl als die, von wem wir uns lieber zerreissen und fressen lassen wollen?

Aus vatikanischer Sicht haben am jüngsten Eklat zwischen US-Präsident Trump und dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj beide Seiten Schuld. In einem Kommentar der Vatikanzeitung „Osservatore Romano“ heißt es, das heftige Wortgefecht im Oval Office zeige, was dabei herauskomme, wenn man vor laufenden Fernsehkameras über Abkommen wie in einer Show verhandle. Zugleich werde dadurch die Komplexität des Problems deutlich und „dass man geschützte Räume braucht, um Wege zum Frieden zu finden“.

Der Vorfall im Weißen Haus zeige, dass die klassischen Schemata der Diplomatie gesprengt wurden. „Eine solche Verhandlung passiert nicht live im Fernsehen“, so der Kommentar der Vatikanzeitung. Und weiter: „Um eine solch komplexe Verhandlung nach drei Jahren Krieg und angesichts der dauernden Furcht vor einem Dritten Weltkrieg zu einem guten Ende zu bringen, müssten alle Seiten beteiligt werden – und das nicht im Fernsehen.“ Ferner müssten alle „in der Lage sein, einen Schritt zurückzutreten“, um das zu erreichen, was Papst Franziskus „ehrbare Kompromisse“ genannt habe. Und weiter: „Es steht hier nicht nur das Überleben eines verwüsteten Landes auf dem Spiel, sondern vor allem die Fähigkeit der Großmächte, miteinander zu sprechen und eine Eskalation auf globaler Ebene zu vermeiden.“

Franz Josef Rupprecht
Chefredakteur

Autor:

martinus Redaktion aus Burgenland | martinus

Powered by PEIQ