...und bleib gesund

Wolfgang Bahr, Publizist. | Foto: Kathbild.at / Franz Josef Rupprecht
  • Wolfgang Bahr, Publizist.
  • Foto: Kathbild.at / Franz Josef Rupprecht
  • hochgeladen von Redaktion martinus

Politiker und Freunde sagen es und auch mir ist es vielleicht schon einmal herausgerutscht: das derzeit allgegenwärtige „Bleiben Sie gesund“. Und doch habe ich ein Unbehagen, wenn ich es höre. Kann ich denn jemanden auffordern gesund zu bleiben? Schuster, bleib bei deinem Leisten: Da liegt es am Schuster, ob er meinem Rat folgt.
Treu sein, beieinander bleiben: Da liegt es an mir, wie ich mich entscheide.
Christian Haidinger, der Altabt von Altenburg, erzählt in seinen Lebenserinnerungen, wie ihm in einer Berufungskrise ein Ordensbruder weitergeholfen hat mit dem Rat: Bleib bei der Stang.

Aber es gibt schon auch Fälle, in denen das „Bleiben Sie gesund“ in Ordnung ist, weil wir natürlich wissen, dass es keine Aufforderung ist, sondern ein Wunsch. Wenn die Großmutter sagt „Bleibts gsund“, habe ich keinen Vorbehalt. Und wenn der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer den letzten Brief an seine Eltern vor seiner Hinrichtung durch die Nazis mit den Worten beendet „Bleibt nur gesund. Habt vielen Dank für alles“, stockt mir der Atem.

Und damit bin ich bei der Gegenwart, in der uns zwar keine Hinrichtung droht, aber doch eine ernste Gefahr. Wenn mir da ein Freund das Gesundbleiben wünscht, weiß ich, dass er es gut mit mir meint. Wenn es aber mit einem Augenzwinkern daherkommt, weil man das derzeit halt so sagt, kann es mir gestohlen bleiben.

Autor:

Redaktion martinus aus Burgenland | martinus

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ