Sr. Maria Zeitler, Religionslehrerin in Eisenstadt
Zurück zu vielen Wurzeln
Religionslehrerin Maria Zeitler unterrichtet heute an jener Schule, an der sie einst Schülerin war. Ein Blick zurück und nach vorne. CHRISTOPHER ERBEN
Nur wenige Stimmen sind zu hören. Plötzlich schrillt die Schulglocke. „Ich kenne das Theresianum von früher“, sagt Maria Zeitler mit lauter Stimme. Neun Jahre lang war sie hier Schülerin. Doch niemals hätte sie gedacht, dass sie nach längerer Zeit wieder an diesen Ort zurückkommen würde. Nach der Matura studierte die gebürtige St. Margarethnerin zunächst Deutsch und Geschichte an der Universität Wien. Im September 1991 trat sie in die Kongregation der Schwestern vom Göttlichen Erlöser ein, absolvierte das Postulat und das Noviziat.
Seit 27 Jahren. Sr. Zeitler fühlt sich im Theresianum daheim, denn sie arbeitet nicht nur dort, sondern lebt in diesem Haus. „Ich bin aber die einzige im Orden, die hier noch unterrichtet“, erklärt die 58-Jährige. Als sie noch die Schulbank drückte, waren es über 30 Schwestern. Zu unterrichten begann Zeitler vor über 27 Jahren. Nebenbei studierte sie Religionspädagogik. Für sie war das eine sehr herausfordernde Zeit, da sie zu den Vorlesungen und Seminaren extra nach Wien pendeln musste. „Distance Learning“ wie heute gab es damals nicht.
In der Fülle des Lebens. Authentisch und lebensnah soll jede Religionsstunde sein. Schwester Maria gestaltet diese daher so, dass sich religiöse Themen mit gesellschafts- oder sozialpolitischen abwechseln. Denn junge Menschen von heute bewegen Sorgen, Fragen oder Anliegen. Doch nicht nur sozialpolitische Themen bewegen sie – auch deren Glaube, aus dem sie Kraft schöpfen sollen, wünscht sich die Religionspädagogin. Eine Bibelstelle, die sie bewegt und antreibt, ist jene aus dem Johannesevangelium (unter Joh 10,10 zu finden). Jesus sagt darin: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“ Für die Ordensfrau gehören zu einem erfüllten Leben aber nicht nur positive Erlebnisse, sondern auch negative wie das Scheitern oder Schicksalsschläge. Diese seien leider normal und sollen aber keinesfalls ein Grund sein, um aufzugeben oder zu resignieren – ganz im Gegenteil: Man solle Mut fassen zu Neuem um Krisen zu bestehen. Das sei mit Gottes Hilfe möglich, ist Sr. Maria Zeitler überzeugt.
Von Angesicht zu Angesicht. Aus heiterem Himmel traf der erste Lockdown nicht nur die SchülerInnen und LehrerInnen am Theresianum. Von heute auf morgen musste der Unterricht auf „Distance Learning“ umgestellt werden. Sr. Maria Zeitler gab ihren SchülerInnen etwa Arbeitsaufträge mit nach Hause, mit denen sie sich auseinandersetzen sollten – einer umfasste Übungen zu den Kreuzwegstationen. Bereitwillig und neugierig machten alle mit, erinnert sich die Lehrerin heute an die Wochen im Frühjahr 2020.
Technische Möglichkeiten in der Schule. Im vergangenen Schuljahr wurden auch die technischen Möglichkeiten an der Schule ausgebaut und angepasst. So konnte Maria Zeitler ihre Klassen auch während der Lockdowns via der Internetplattform Teams unterrichten, was gut funktionierte und für alle eine neue, ungewohnte Erfahrung bedeutete. Trotzdem taten ihr die SchülerInnen leid, da sie oft den ganzen Tag vor dem Laptop verbringen mussten und sich nicht persönlich austauschten konnten. Denn die Corona-Krise hat vielen auch eines vor Augen geführt: „Ein Schulhaus muss voller Leben sein“, ist sie überzeugt – damals wie heute. „Das gehört für mich einfach dazu.“ «
Autor:Martina Mihaljević aus Burgenland | martinus |
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