Von Heldinnen und Hüterinnen des Waldes

Sie setzen sich in Kolumbien ein für Naturschutz, Klimagerechtigkeit und Frauenrechte: Waldina Muñoz, Aida Jacanamejoy Miticayanoy und Inés Narváes Jacanamijoy. Die drei Frauen sind Mitglieder der Organisation Sercoldes und Leitungsfrauen in ihren Gemeinden. (v.l.n.r.)
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Starke Frauen in Kolumbien erheben ihre Stimme für mehr Klima- und Geschlechtergerechtigkeit. Unterstützt werden sie dabei von der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö).

Aida Jacanamejoy Miticanoy blickt nachdenklich ins üppige Grün. Die Kolumbianerin lebt in Villa Garzón. Das Dorf im Südwesten des kolumbianischen Bundesstaates Putumayo ist umgeben vom Amazonas-Regenwald. In dieser schwach besiedelten Region leben vor allem indigene Gruppen von kleinbäuerlicher Landwirtschaft. Angebaut werden für den Eigenbedarf hauptsächlich Mais, Bohnen, Yamswurzeln und Früchte wie Bananen. Zudem betreiben sie Fischfang und die Haltung von Kleinvieh wie Geflügel. Die Lebensbedingungen der Menschen sind hart, die Armut ist groß, Gewalt und Umweltzerstörung sind gang und gäbe. Die Ursachen der Klimakrise spüren vor allem die Bäuerinnen vor Ort, obwohl sie wenig zur Klimaveränderung beigetragen haben.

WERTVOLLE RESSOURCEN

Aida gehört zum Volk der Inga. Die Schätze des Regenwaldes – die unzähligen Tier- und Pflanzenarten – sind den indigenen Frauen heilig. Für sie ist das Land, auf dem Flora und Fauna wachsen und gedeihen, wie ihr eigener Körper, der Leben schenkt. Diesen kostbaren Lebensraum zu bewahren liegt ihnen daher besonders am Herzen. Allerdings ist das herausfordernd. Da die Region auch im inneren der Erde wertvolle natürliche Rohstoffe wie Gold, Erdöl und Kupfer in sich birgt, kommt es, dass wegen wirtschaftlicher Interessen die Regierung trotz Landreform nach wie vor Schürfrechte vergibt und die Förderung etwa von Erdöl und Erdgas vorantreibt. Durch den Ressourcen-Abbau multinationaler Konzerne im großen Stil werden die Lebensgrundlage der indigenen Bevölkerung und die Umwelt u. a. durch Abholzung der Wälder und durch Verunreinigung des Bodens und der Gewässer zerstört. Das intakte Ökosystem leidet und gerät mehr und mehr aus dem Gleichgewicht.

KAMPFGEIST

Wenn es um den Schutz des Regenwaldes und der Umwelt in ihrer Heimat geht, tritt Aidas Kampfgeist hervor. Entschlossen und mutig engagierte sich die 61-Jährige bereits im Jahr 2002 für die Bewahrung der Schöpfung. Damals wurde sie zur Gouverneurin ihrer Gemeinde in Putumayo gewählt und setzte sich verstärkt dafür ein, das Bewusstsein für den Schutz der Natur zu schärfen und die Umwelt aktiv zu verteidigen. Dabei erzielte Aida Erfolge. Durch unermüdliches Verhandeln ist es ihr gelungen, die Erdölförderung eines Konzerns in Villa Garzón zu verhindern und 301.000 Hektar Regenwald vor der Zerstörung zu retten.

HÜTERINNEN DES WALDES

Aida gründete in Folge die Umweltschutzbewegung „Hüterinnen das Waldes und des Wassers“. Ihr haben sich im Laufe der Jahre viele Aktivistinnen angeschlossen. Unterstützt werden Aida und ihre Mitstreiterinnen von der kolumbianischen Organisation Sercoldes, einem Projektpartner der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö). Seit mehr als 50 Jahren stärkt Sercoldes das Selbstbewusstsein und die Fähigkeiten von Frauen in einer patriarchal geprägten Gesellschaft. Angeboten werden Workshops und Seminare zu Umweltschutz und Klimagerechtigkeit, Frauen- und Menschenrechten, Gleichberechtigung, Friedenssicherung, Gewaltlosigkeit und Bildungsmöglichkeiten. Um Problematiken wie Gewalt gegen Frauen und Umweltzerstörung aufzuzeigen und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, organisiert Sercoldes zusätzlich Radiosendungen und Demonstrationen.

Aida Jacanamejoy Miticayanoy ist Gründerin der Umweltschutzbewegung „Hüterinnen des Waldes und des Wassers“ in Putumayo.
  • Aida Jacanamejoy Miticayanoy ist Gründerin der Umweltschutzbewegung „Hüterinnen des Waldes und des Wassers“ in Putumayo.
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BEWAFFNETE KONFLIKTE

Auch von Österreich aus gibt es Unterstützung für die kolumbianischen Frauen. Mit Mitteln der Aktion Familienfasttag (FFT) wird die Arbeit von Sercoldes in Putumayo gefördert. Insgesamt werden dadurch 230.000 Menschen in der Region erreicht. „Frauen in Kolumbien haben mit vielen Herausforderungen zu kämpfen“, sagt Anna Raab. Die stellvertretende Vorsitzende der kfbö und Verantwortliche für den FFT erzählt, dass noch immer nicht der Friede im Land herrscht, den sich die Kolumbianer:innen seit der Unterzeichnung des Friedensvertrages 2016 erhofft haben. „Nach wie vor kommt es zu bewaffneten Konflikten zwischen der kolumbianischen Armee, Guerillabewegungen und paramilitärischen Gruppen, die ihre Machtgebiete verteidigen wollen und das Land ausbeuten“, sagt Anna Raab. Hintergründe dafür sind häufig illegaler Rohstoffabbau, Drogen-, Waffen- und Menschenhandel. Dabei geraten die indigenen und kleinbäuerlichen Gemeinden oft massiv zwischen die Fronten. Das führt laut Raab neben der Zerstörung der Natur zu Konflikten um Land, folglich zu „Gewalt und Vertreibungen von Menschen und zur Verletzung ihrer Rechte. Die Lage ist prekär.“

MACHISMO

Ein weiteres Problem kolumbianischer Frauen ist, so Raab, die gesellschaftliche Ungerechtigkeit im Land. Das Geschlechterverhältnis zwischen Mann und Frau ist geprägt vom Machismo, einem übersteigerten Gefühl männlicher Überlegenheit und Vitalität. Das führt neben mangelnder Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten zu Gewalt gegen Frauen und Mädchen, nicht nur im Bereich Klimaschutz. „Die patriarchalen Verhältnisse in Kolumbien sind so extrem, dass es enorm viel Gewalt an Frauen gibt bis hin zu Frauenmorden. Im Jahr 2020 kam es zu 630 sogenannten Femiziden. Zudem haben vor allem Frauen die große Last der Sorgearbeit zu tragen – auch im Amazonas-Regenwaldgebiet“, sagt Anna Raab.

Von all diesen Herausforderungen lassen sich die Aktivistinnen in Putumayo trotzdem nicht abschrecken. Mutig kämpfen sie weiter um ihren Lebensraum, um ihre Rechte, um eine intakte Umwelt. Aida ist zuversichtlich, dass es in den nächsten Jahren mehr und mehr Frauen geben wird, die diesen Kampf vorantreiben.

SUSANNE HUBER

Der Artikel entstand in Zusammenarbeit mit der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö).

AKTION FAMILIENFASTTAG 2025

Während der Fastenzeit wirbt die entwicklungspolitische „Aktion Familienfasttag“ der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö) auch heuer wieder mit traditionellen Benefizsuppenessen in allen österreichischen Diözesen und Pfarren um Spenden für rund 70 geförderte Hilfsprojekte der kfbö weltweit. Im Zentrum der diesjährigen Kampagne der größten Frauenorganisation des Landes steht das Thema „Gemeinsam für mehr Klimagerechtigkeit“ und das Schwerpunktland Kolumbien, wo sich die Organisation Sercoldes seit mehr als 50 Jahren für Frauenrechte und Klimagerechtigkeit einsetzt.

Infos: www.teilen.at

Sie setzen sich in Kolumbien ein für Naturschutz, Klimagerechtigkeit und Frauenrechte: Waldina Muñoz, Aida Jacanamejoy Miticayanoy und Inés Narváes Jacanamijoy. Die drei Frauen sind Mitglieder der Organisation Sercoldes und Leitungsfrauen in ihren Gemeinden. (v.l.n.r.)
Aida Jacanamejoy Miticayanoy ist Gründerin der Umweltschutzbewegung „Hüterinnen des Waldes und des Wassers“ in Putumayo.
Anna Raab ist stellvertretende Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö) und Verantwortliche für den Familienfasttag (FFT).
Autor:

martinus Redaktion aus Burgenland | martinus

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