Gute Lösungen auf den Weg bringen
Vom Weinbauern-Sohn zum Generalvikar

Michael Wüger, derzeit noch Stadtpfarrer in Neusiedl am See, pflegt die Weinstöcke in seinem Garten. | Foto: FRANZ JOSEF RUPPRECHT
  • Michael Wüger, derzeit noch Stadtpfarrer in Neusiedl am See, pflegt die Weinstöcke in seinem Garten.
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Mit Michael Wüger kehrt ein erfahrener Seelsorger an die Spitze der katholischen Kirche im Burgenland zurück. Transparenz, Kommunikation und innovative Ideen stehen für ihn im Vordergrund. Der neue Generalvikar der Diözese Eisenstadt gab für die Leser der Kirchenzeitung „martinus“ ein Interview.

DAS GESPRÄCH FÜHRTE FRANZ JOSEF RUPPRECHT

Was macht eigentlich ein Generalvikar?
Michael Wüger: Ein wesentlicher Punkt meiner neuen Aufgabe wird der Verwaltungsbereich sein. Dazu gehört das Personalreferat mit seinen unterschiedlichen Fragen, die auch zur schwierigen Gradwanderung werden können. Darüber hinaus möchte ich mit den Mitarbeitern in Seelsorge wie auch Verwaltung ins Gespräch kommen. Und bei all den Fragen des Alltags im Leben unserer Ortskirche, die sich stellen, sowie den neuen Projekten, die auf uns zukommen, helfen, dass gute Lösungen gefunden und auch auf den Weg gebracht werden. 

Auf welche Deiner Talente und Fähigkeiten kannst Du Dich dabei stützen?
Wüger: In meinen Pfarren habe ich gelernt, Entscheidungen mit den Leuten abzusprechen und so das Miteinander zu fördern. Dort wo Lösungen notwendig sind, möchte ich gezielt an ihrer Verwirklichung arbeiten und dabei auf die Menschen zugehen.

Was sind Deine Pläne für die berühmten „ersten hundert Tage“, also so zirka für die Zeit vom Amtsantritt Anfang Oktober bis Weihnachten?
Wüger: Ich muss mich einmal in den Bürobetrieb einarbeiten. Zwar habe ich als Stellvertretender Generalvikar die grundsätzlichen Arbeitsabläufe kennengelernt, aber die vielen kleinen Schritte eines funktionierenden Alltags im Büro und das Zusammenspiel mit den Kolleginnen und Kollegen möchte ich mir gut aneignen.

Wo liegen die größten Herausforderungen für Dich?
Wüger: Bei den Personalentscheidungen will ich versuchen, neue Möglichkeiten der Transparenz und Kommunikation zu finden. Hier haben ja die Mitglieder der Personalkommission unserer Diözese bereits damit begonnen, bei Versetzungen von Priestern vorab die Ratsvikare zu besuchen und zu informieren.
Ich stelle mir auch die entscheidende Frage: Wie kann ich bei all der Verwaltungstätigkeit weiterhin Seelsorger bleiben? Also ich nehme mir schon vor, mich in seelsorgerischen Bereichen einzubringen. Es liegt auch sehr nahe, meine Berufung als Seelsorger in den Gesprächen mit den Mitarbeitern nicht zu vergessen.

„In meinen Pfarren habe ich gelernt, Entscheidungen mit den Leuten abzusprechen und so das Miteinander zu fördern. Ich möchte auf die Menschen zugehen.“MICHAEL WÜGER 

Was ist die wichtigste Aufgabe der Kirche in nächster Zeit?
Wüger:
Auf Jugendliche und auf junge Familien mit Kindern zuzugehen! Sie sind von der Pandemie besonders schwer getroffen. Hier sollten wir auf innovative Ideen setzen und anknüpfen an Pfarren, die hier schon viel bewegen, an die Erfahrungen von ReligionslehrerInnen und der Katholischen Jugend und Jungschar. «

WORDRAP

Wein oder Bier?Bier 

Fußballplatz oder Burgtheater? Fußballplatz

Neuigkeiten erfährst Du am Handy oder in der Zeitung auf Papier gedruckt?
Bin klassischer Zeitungsleser.

Welches Buch hast Du zuletzt gelesen? „Das Leben ist ein Pilgerweg“ von Odilo Lechner.
Rückzugsort? Garten

Liest Du die Kirchenzeitung „martinus“? 
Ja, seit ich sie als Kind jeden Samstag Nachmittag in Illmitz ausgetragen habe.

BISCHOF ÄGIDIUS ÜBER DEN NEUEN GENERALVIKAR:

„Wertvoller Mensch und Seelsorger“

Ich empfinde Freude und Dank für seine Bereitschaft. Es ist nicht selbstverständlich, etwas aufzugeben, woran man hängt, um eine neue, noch größere Verantwortung zu übernehmen“, betonte Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics. Gleichzeitig sei der neue Generalvikar Michael Wüger „ein erfahrener und beliebter Seelsorger aus dem Burgenland, der die Diözese wie kaum ein anderer kennt und der in den verschiedensten bisherigen Aufgaben fleißig, still, bescheiden und glaubwürdig gewirkt“ habe. „In allen Bereichen seines bisherigen Wirkens hat er viele positive Spuren bei den Menschen hinterlassen und das Evangelium glaubwürdig bezeugt“, strich Zsifkovics hervor. Würger sei „ein wertvoller Mensch und Seelsorger und mir als Bischof ein kompetenter und treuer Mitarbeiter. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit für die Menschen unserer Diözese.“

Heimkehr. Kanonikus Wügers Bestellung ist eigentlich eine Heimkehr. Er ist schon lange Mitglied der Diözesanleitung, unter anderem als stellvertretender Generalvikar, war Pastoralamtsleiter und ist Mitglied des Eisenstädter Domkapitels. Bischof Zsifkovics: „Ich kann mir gut vorstellen, dass die Neusiedler einen beliebten Seelsorger wie ihn nicht gerne hergeben. Umso mehr danke ich allen für das Verständnis für seinen nunmehr notwendigen Dienst am größeren Ganzen, der für alle Menschen im Burgenland von Bedeutung ist.“ Zu seiner Ernennung meint Wüger: „Nach der Anfrage war eine Zeit des Überlegens für mich wichtig, da dieser Schritt die bisherigen schönen und vielfältigen Aufgaben in der Pfarrseelsorge zurücklässt.“ Er habe dem Bischof dann aber seine „bewusste Zusage gegeben“. „Ich bin bereit, die Herausforderung anzunehmen und dabei meine bisherigen Erfahrungen innerhalb der diözesanen Arbeit einzubringen. Neben dem Verwaltungsbereich und den Personalfragen wird es besonders auch darum gehen, den kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Seelsorge und in der Verwaltung Gehör zu schenken und immer wieder Lösungen zum Wohl der Menschen und der Diözese zu finden.“
Sein Nachfolger als Stadtpfarrer von Neusiedl und Weiden am See wird Wilhelm A. Ringhofer. Der bisherige Kreisdechant, Dechant, Propst- und Stadtpfarrer in Eisenstadt-Oberberg, wird mit Oktober diese Pfarren übernehmen. Zu dessen Nachfolge heißt es vom Bischöflichen Ordinariat: „Im Zuge dieser personellen Disposition ist in der Landeshauptstadt Eisenstadt geplant, den Seelsorgeraum Eisenstadt-Stadt beginnend mit der Propstei- und Stadtpfarre Eisenstadt-Oberberg, der Stadtpfarre Eisenstadt-Kleinhöflein sowie der Dom- und Stadtpfarre Eisenstadt umzusetzen, wobei noch die notwendigen Gespräche laufen.“ Der neu ernannte Generalvikar Wüger, 51, stammt aus Illmitz im Seewinkel. Im Jahr 2004 hat er sein Studium der Theologie abgeschlossen und wurde im selben Jahr zum Diakon geweiht. 2005 wurde er von Bischof Paul Iby im Martinsdom zum Priester der Diözese Eisenstadt geweiht. Unter anderem war er Jugendleiter im Dekanat Frauenkirchen, Diözesansekretär und später Dienststellenleiter der Katholischen Jugend und Jungschar, Diözesanjugendleiter, Pfarrer in verschiedenen burgenländischen Gemeinden sowie Leiter des Pastoralamtes der Diözese. Zusätzlich wird Wüger auch Dompropst des Eisenstädter Domkapitels.

Autor:

Martina Mihaljević aus Burgenland | martinus

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