ÜBER_BLICK
Synodendokument ist „Sensation“

Die Zustimmung des Papstes zum Abschlussdokument der Weltsynode ist aus Sicht der Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stet-ter-Karp, eine „kleine Sensation“. „Indem er auf ein Nachsynodales Schreiben verzichtet, gibt er der Weltsynode eine große Bedeutung im synodalen Prozess. Ihre Beschlüsse sollen in der Weltkirche direkt umgesetzt werden“, erklärte Stetter-Karp am Sonntag in Berlin. „Deutlich zu erkennen ist aber nach wie vor, dass auch diese Weltsynode eine Bischofssynode war“, betonte Stetter-Karp.

Das Abschlussdokument der Weltsynode hat nach Ansicht des Bonner Kirchenrechtlers Norbert Lüdecke keine rechtlichen Folgen. „Der Papst hat die Publikation des Textes erlaubt. Er hat die Inhalte nicht approbiert“, sagte Lüdecke am Sonntag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Die Forderungen und Vorschläge des Abschlusspapiers blieben daher unverbindliche Optionen und hätten keine Verbindlichkeit.

Irme Stetter-Karp

Synode verändert kirchliches Leben
Mit dem Abschluss der Weltsynode am 26. Oktober in Rom ging ein intensiver Beratungsprozess zu Partizipation, Machtstrukturen und der Rolle der Frauen in der katholischen Kirche zu Ende. Papst Franziskus übernahm das von der Synode erarbeitete Abschlussdokument direkt in sein Lehramt und unterstrich damit die wachsende Bedeutung synodaler Beratungen.

Erzbischof Franz Lackner, Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz, zieht nach Abschluss der Bischofssynode ein positives Resümee. „Wie immer man im Detail zu den bisherigen Ergebnissen steht: Klar ist, dass der Synodale Prozess das kirchliche Leben nachhaltig verändert“, betonte er am Samstag nach der Abstimmung über das Synoden-Dokument im Kath-press-Interview. Der von Papst Franziskus vor drei Jahren gestartete weltweite Prozess sei „in seiner Art einmalig“ und werde künftig „Messlatte und Prüfstein für alle Arten von Kirchenversammlungen“ sein. „In die richtige Richtung“ gingen für Lackner u. a. die Vorschläge der Synode zur Etablierung synodaler Strukturen auf verschiedenen kirchlichen Ebenen. Die Kirche in Österreich habe mit den Pfarrgemeinderäten und den Pasto-ral- bzw. Diözesanräten im weltweiten Vergleich bereits einen „guten Standard“ erreicht, „freilich mit Luft nach oben“. Wer mitbestimmen wolle, „muss aber auch mitverantworten“, hielt Lackner fest. Mehr Synodalität bedeute zugleich mehr Transparenz und Rechenschaftspflicht für alle, die in der Kirche ein Amt ausüben. Auch in diesem Punkt habe es einen erfreulich breiten Konsens bei der Bischofssynode gegeben, sagte Lackner.

Er hat als Vertreter Österreichs sowohl an der letztjährigen ersten als auch jetzt bei der zweiten und abschließenden Vollversammlung der Bischofssynode teilgenommen, die am Sonntag mit einem Festgottesdienst im Petersdom beschlossen wurde.

LANGER ATEM
Was Papst Franziskus mit dem Synodalen Prozess angestoßen habe, sei noch nicht abgeschlossen. Es brauche nicht nur einen „langen Atem“, sondern auch ein gemeinsames Bild einer synodalen und zugleich hierarchisch verfassten Kirche, resümierte der Erzbischof und schloss mit einem Vergleich: „Es kommt mir in der Weltkirche derzeit ein wenig so vor, als würden wir wie bei der Auto-Zulieferindustrie von überall her perfekte Einzelteile liefern, ohne aber noch einen gemeinsamen Plan vom Endprodukt zu haben. Dennoch kehre ich aus der Bischofssynode mit einer neuen Form von Hoffnung zurück: Sie ist ein Glaube, der noch nicht klar sieht und noch nicht genau weiß.“

Erzbischof Franz Lackner

Kardinal Christoph Schönborn (79) bewertet das von Papst Franziskus sofort in Kraft gesetzte Schlussdokument der Weltsynode als einen entscheidenden Schritt zu einer synodalen, reformierten Kirche. Das Dokument der Weltsynode sei von Dialog und Transparenz durchzogen und fordere eine tiefgreifende Gesinnungs- und Strukturreform, erklärte Schönborn im Kathpress-Interview. Als roter Faden ziehe sich dabei der Begriff der „Umkehr“ durch das Dokument und damit ein Aufruf zur „Bekehrung der Herzen“.

In der ORF-Sendung „Orientierung“ sagte der Kardinal am Sonntag: „Das wichtigste Ergebnis ist, dass wir als Kirche lernen, gemeinsam zu gehen.“ Besonders wichtig sei ihm, dass die Rolle der Frau in der Kirche umfassend und nicht nur in Hinblick auf Weiheämter diskutiert werde. Es gelte, die Rolle der Frau in der heutigen Kirche und der Welt ganzheitlich anzuschauen. „Die Frauenfrage nur auf die Weihefrage zu beschränken, wäre eine Reduktion.“

Aus Österreich hat u. a. auch Kardinal Christoph Schönborn als Mitglied des Synodenrates an der Weltsynode teilgenommen. Aufgrund seiner bevorstehenden Emeritierung als Erzbischof von Wien scheidet er allerdings künftig aus dem Rat der Weltbischofssynode aus. Doch es gibt für ihn bereits ein neues Amt: Kürzlich hat er die Leitung der Kardinalskommission der Vatikanbank IOR übernommen.

Autor:

martinus Redaktion aus Burgenland | martinus

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