Sicheres Arbeiten im Wald
Die Gefahr bei Waldarbeiten wird unterschätzt, wie Zahlen des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) vermuten lassen. Im Jahr 2023 sind mit 36 Toten besonders viele Menschen bei Forstunfällen gestorben. Präventionsmaßnahmen können helfen, Schlimmstes zu verhindern.
Laut KFV sind in den vergangenen sechs Jahren mindestens 197 Menschen bei Waldarbeiten tödlich verunglückt. Das sind durchschnittlich 33 Personen pro Jahr. Die meisten tödlichen Unfälle ereignen sich in den ersten drei Monaten des Jahres und im September. In einem Viertel der Fälle werden die Betroffenen vom zu fällenden Baum erfasst oder eingeklemmt. Danach folgen mit 19 Prozent in Bewegung gesetzte Baumstämme oder Wurzelstöcke, 17 Prozent werden von herabstürzenden Ästen getötet. Auch Fehler bei der Bedienung oder Sicherung von Maschinen, der Absturz in steilem Gelände oder das Treffen eines Nebenbaums gehören zu den häufigen Unfallursachen.
SICHERHEITSAUSRÜSTUNG TRAGEN
Angesichts des alarmierenden Anstiegs der tödlichen Forstunfälle appelliert das KFV, verstärkt auf Sicherheitsmaßnahmen zu achten. Das beginnt damit, beim Arbeiten im Wald Schutzausrüstung zu tragen. Dazu gehört eine Schnittschutzhose, die vor schweren Verletzungen mit der Motorsäge schützt, ein Forsthelm, eine Wetterschutzjacke, Sicherheitsstiefel, Gehörschutz und natürlich Handschuhe. Egal mit welchen Maschinen gearbeitet wird, diese sollten regelmäßig inspiziert und gewartet werden. Vor dem Gebrauch eines neuen Geräts ist es ratsam, sich mit dessen Handhabung ausreichend vertraut zu machen. Da Waldarbeit höchste Konzentration und Achtsamkeit erfordert, ist es wichtig, dabei nicht zu hetzen und immer wieder Pausen einzulegen. Rund 40 Prozent der Unfälle passieren aufgrund von Unachtsamkeit und Ablenkung. Das KFV rät zudem, nicht alleine zu arbeiten. So kann man sich gegenseitig schnell helfen, sollte etwas passieren. Im Idealfall ist auch immer eine vollständige Erste-Hilfe-Ausrüstung parat, deren Bestandteile regelmäßig auf das Ablaufdatum überprüft werden. Damit keine unbeteiligten Dritten zu Schaden kommen, sollten diese entsprechend mit Absperrtafeln am Anfang und am Ende des betroffenen Gebiets gewarnt werden. Darauf sollten sich die Hinweise „Forstliches Sperrgebiet“ und „Gefahr durch Waldarbeit“ sowie das Datum befinden. Bevor der Baum gefällt wird, immer einen lauten Warnruf abgeben.
VORAB ÜBERLEGUNGEN ANSTELLEN
Bevor es ans Fällen geht, sollte neben der Ausrüstung auch die Umgebung kontrolliert werden. Welche Bäume befinden sich hier, wo sind abgebrochene oder dürre Äste, die herunterfallen könnten? Gibt es Stromleitungen, Straßen oder Gehwege in der Nähe? Wie sieht der Bereich aus, wohin der eigene Baum fallen soll? Nicht zuletzt sollte der Baum selbst begutachtet werden (Höhe, Wuchsrichtung, Gesundheit, Baumkrone ...).
ACHTUNG BEIM BAUMFÄLLEN
Liegt nur eine kurze Ausbildung für Holzarbeit vor oder wurden nur einzelne Kurse absolviert, ist es besser, nur gesunde und gerade stehende Bäume zu fällen, die sich in ebenem Gelände befinden. Andere Bäume sollten lieber den Profis, etwa Forst-Facharbeiter:innen oder Forstwirtschaftsmeister:innen, überlassen werden. Wichtig ist zudem, dass beim Fällen der Bäume genügend Abstand gehalten wird. Handelt es sich um mehrere gleichzeitig gefällte Bäume, gilt ein Sicherheitsabstand von mindestens 1,5 Baumlängen als Richtwert. In Hanglagen achten die Expertinnen und Experten darauf, dass die Bäume in gleicher Höhe stehen, weil sonst das Risiko von ins Rollen geratenen Stämmen steigt. Fällt der Baum, heißt es, den Gefahrenraum zu verlassen und in „Rückweiche“ zu gehen. Damit wird jener Bereich bezeichnet, in den man sich zurückzieht, wenn der Baum zu fallen beginnt. Er liegt entgegen der Fällrichtung und sollte frei von Hindernissen sein. Nach Empfehlung des KFV sollte mindestens fünf bis sechs Meter zurückgewichen werden, bei sehr großen Bäumen oder Laubbäumen mindestens neun Meter. Ist der Baum gefallen, noch mindestens zehn Sekunden warten, falls noch abgebrochene Äste herunterfallen.
RETTUNGSKETTE BEI FORSTUNFÄLLEN
Die Landwirtschaftskammer definiert sechs Schritte, wie bei einem Forstunfall vorzugehen ist. Schon bevor die Arbeit im Wald beginnt, sollten auf einem Notfallblatt die wichtigste n Daten zusammengefasst werden (z. B. Notrufnummern, Ortsangaben, Anfahrtsbeschreibung, Koordinaten). Ist etwas passiert, sollte man sich einen Überblick über die Situation verschaffen und dabei die GAMS-Regel anwenden: Gefahren erkennen, absichern, Menschen retten und Spezialkräfte anfordern. Die Rettungskräfte sind über die Notrufnummern 144 oder 112 erreichbar. Diese brauchen Infos darüber, wo der Unfall und was passiert ist, wie viele Verletzte es gibt und je nach Situation noch weitere Auskünfte. Ist der Anruf erledigt, sollten Erste-Hilfe-Maßnahmen durchgeführt werden. Beim Eintreffen der Einsatzkräfte diese einweisen. Wenn ein Hubschrauber zur Rettung kommt, sollte für diesen der Ort möglichst sichtbar gemacht werden. Die Einsatzorganisationen koordinieren schließlich die Versorgung und den Abtransport der verletzten Personen.
LISA-MARIA HAMMERL
Autor:martinus Redaktion aus Burgenland | martinus |
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