Requiem und Begräbnis: Generalvikar Martin Korpitsch
Sein Lächeln wog alles auf
Freunde, Kollegen und Weggefährten begleiteten Generalvikar Martin Korpitsch auf seinem letzten Weg. Beim Requiem im Eisenstädter Martinsdom und den Begräbnisfeierlichkeiten in seiner Heimatgmeinde Mogersdorf fanden Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics und Propstpfarrer Wilhelm Ringhofer sehr persönliche Worte.
Franz Josef Rupprecht / Gerald Gossmann
Wenn das Handy einmal nicht läutete, fragten alle: ‚Was ist mit Martin los?‘“ Mit dieser Erinnerung rückte Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics den Drang zur seelsorgerischen Präsenz des verstorbenen Generalvikars ins Gedächtnis der Trauernden. In seiner Predigt beim Requiem in Eisenstadt betonte der Bischof, dass Korpitsch nicht der geborene Büromensch, aber ein Vollblut-Seelsorger mit Herz gewesen sei.
Unermüdlicher Seelsorger. Und er gemahnte an die bewundernswerte Geduld, Güte und Zuversicht, mit der er seine schwere Krankheit trug und den seelsorglicher Eifer, der ihn dabei nie verließ. Indem er noch vom Krankenbett aus bis zum letzten Atemzug Seelsorge betrieben habe, sei er ein Vorbild „für uns alle, für junge, gesunde Seelsorger“ gewesen. Und so, wie Korpitsch unzählige Menschen im Leben und Sterben begleitet habe, sei es für ihn, den Bischof, ein Trost gewesen, dass er mit Bischof Paul Iby, den Geschwistern und seiner über das Handy zugeschalteten Mutter ihm im Abschied beistehen durfte – diese letzte Stunde an seinem Sterbebett war „für mich ein großes Geschenk“, so Bischof Ägidius. Wie sein Namenspatron, der hl. Martin von Tours, sei Korpitsch ein Brückenbauer gewesen. Zsifkovics berief sich dabei auf einen Bericht des Hagiographen Sulpicius Severus, demzufolge die letzte Reise des hl. Martin einer Streitschlichtung in der Pfarrei Candes gegolten habe: Korpitsch „musste immer wieder in den Pfarrgemeinden, zwischen den Pfarren und der Diözese Brücken bauen, als Personalreferent manche Entscheidungen durchführen und Streit schlichten – wenn es gelungen ist, strahlte er über das ganze Gesicht, wenn es nicht gelang, litt er darunter sehr!
Er hatte eine Eselsgeduld im Zuhören, suchte Kompromisse, die Versöhnung und den Neubeginn. Wenn nichts ging, lächelte er und man konnte ihm nicht böse sein.“ In seinem Wort zog Zsifkovics Vergleiche zwischen dem verstorbenen Generalvikar und dem Diözesanpatron Martin von Tours: Wie sein Namenspatron sei Korpitsch ein Pilger gewesen, dessen Spur durch weite Teile Europas führte – auch die Stationen von Korpitsch Lebensweg habe Fußabdrücke an zahlreichen Orten hinterlassen. „Einmalig und erwähnenswert“ fand es der Bischof, dass „Martin in allen Pfarren von Eisenstadt als Seelsorger tätig“ gewesen sei. Alleine seine Dienstorte seien eine große Pilgerschaft. Dazu kämen noch seine Dienstreisen aufgrund seiner vielfältigen Tätigkeiten in der Diözese, auf Österreich-Ebene, in den Partnerdiözesen und weit darüber hinaus.
Für alle da. „Vergessen wir nicht seine vielen Bildungsreisen, Wallfahrten und nicht zuletzt auch seine privaten Reisen quer durch Europa und die ganze Welt.“ Zsifkovics nahm Anleihe an einem bekannten Bonmot, das er auf den Verewigten abwandelte: „Ohne Übertreibung kann man sagen, der liebe Gott ist überall und unser Martin war überall!“ Generalvikar Martin sei „ein leidenschaftlicher, unermüdlicher und kreativer Seelsorger“ gewesen. „Weil er als Christ und Priester tief in Gott verankert war, konnte er den ihm Anvertrauten auch ganz nahe sein. Er war Tag und Nacht – ohne Rücksicht auf die Gesundheit – für die Menschen da, weil er Gott und die Menschen über alles liebte“. Des weiteren würdigte Zsifkovics die zutiefst menschliche Zuwendung des Heimgegangenen zu seinen Gesprächspartnern: „Er begegnete jedem und jeder auf Augenhöhe, war kontaktfreudig, weltoffen, hatte viel Verständnis für Menschen in verschiedenen Lebenslagen, ging ihnen nach und begleitete sie in ihren Nöten. Die Liebe zu den Armen zeichnete ihn aus – auch wenn er oft ausgenützt wurde. Sein Lächeln bleibt uns allen wohl unvergesslich! Erwähnen muss ich die Mesner, Gehörlosen, Grabesritter, Kolpingwerk, martinus und die St. Martins-Gemeinschaft, die er betreute sowie seine unzähligen Aushilfen in der Seelsorge, landauf und landab, zeitlich oft so knapp gelegt, dass er nicht pünktlich sein konnte, man war ihm nicht böse, weil sein Lächeln alles aufwog.“ In der Zeit der Pandemie und in seiner schweren Krankheit sei Korpitsch den Menschen mit seinem Handy per WhatsApp-Nachrichten seelsorglich nahe gewesen – „vom einfachen Gläubigen über die Mitbrüder, Mitarbeiter bis hin zu Bischöfen, dem Superintendenten und zum Kardinal.“
„Sein Leben hat eine Erfüllung erfahren, die alles Begreifen übersteigt, betonte Wilhelm Ringhofer, Propst- und Stadtpfarrer von Eisenstadt-Oberberg, bei der Begräbnisfeier in Mogersdorf. Trauern müsse man nicht um den Verstorbenen, sondern „um uns“, so Ringhofer. „Wir sind ärmer geworden.“ Er verwies auf den „ungebrochenen Lebenswillen“ des Generalvikars, trotz dessen schwerer Krankheit. Indem uns Martin nun genommen ist, spüren wir erst, was uns mit ihm gegeben war.“
Ein Geschenk. Ringhofer beschrieb in seiner Predigt die innige Beziehung zu Korpitsch von der ersten Begegnung Ende der 1970er-Jahre „im Stegersbacher Pfarrhof bei seinem Onkel Dechant Alois Tonweber, der letztlich ausschlaggebend dafür war, dass ich Priester geworden bin. Dechant Tonweber war die Brücke zwischen Martin und mir.“ Korpitsch habe er zeitlebens als „vermittelnd, verstehend und ermutigend“ erlebt. Er sei „durch und durch Mensch“ gewesen. Diese Haltung faszinierte Viele, die Korpitsch oft als „nachgehenden Priester“ beschrieben; als einen, der seine Tätigkeit nicht mit der Sakramenten-Spendung als beendet ansah. „Er war für sie immer in Offenheit da. Ein ‚Nein‘ aus Martins Mund ist mir nicht bekannt“, so Ringhofer. „Er wollte nie herrschen, weder Kraft seines Amtes, noch Kraft seiner Persönlichkeit. Er wollte versöhnen und überzeugen.“ Seelsorger sei Martin Korpitsch auch als Generalvikar geblieben. „Wie kaum einer war Martin Brückenbauer – selbst wo keine Ufer in Sicht waren, versuchte er vermittelnd zu wirken.“ Konnte er mit keinem Argument mehr überzeugen, so Ringhofer, „so bewirkte sein Lächeln Vieles und Lösungen wurden greifbarer“. Ringhofer habe beinahe jede Woche mit Martin Korpitsch telefoniert oder ihn getroffen. Bei ihrer letzten Begegnung bat der Generalvikar seinen Priesterfreund um eine „persönliche, freundschaftliche Predigt, nicht um einen geistlichen Nachruf“. Es sei „ein Geschenk“ gewesen, so Ringhofer abschließend, ihn, den Menschen Martin Korpitsch gekannt zu haben.
Autor:Redaktion martinus aus Burgenland | martinus |
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