Diözesanpilgerfahrt nach Athen
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Am vergangenen Wochenende kehrten die Teilnehmer der ökumenischen Pilgerfahrt der Diözese Eisenstadt aus Griechenland nach Österreich zurück.

Franz Josef Rupprecht

Am vorletzten Tag der Reise bekräftigte der orthodoxe Metropolit von Austria, Arsenios Kardamakis, die Absicht, im burgenländischen St. Andrä am Zicksee das erste Kloster seiner Kirche in Österreich neu zu bauen.
Im Rahmen einer Göttlichen Liturgie (hl. Messe) im Kloster Vlatadon in der Oberstadt von Thessaloniki stellte Kardamakis den 133 burgenländischen Pilgern die sieben Priesterstudenten aus seinen Jurisdiktionsgebieten in Österreich und Ungarn vor, die derzeit in dieser zum ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel gehörenden Hochschule in Theologie und griechischer Sprache ausgebildet werden.Die kollektive geistliche Leitung der konfessionsumspannenden Reise teilte der Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics mit Metropolit Kardamakis sowie dem burgenländischen Altsuperintendenten Manfred Koch. Koch predigte auf den Ruinen der Agora („Hauptplatz“) des alten Korinth an der Stelle, wo sich der Apostel Paulus vor Gericht verantworten musste.
Für die Christen anderer Konfessionen beten. Altsuperintendent Koch predigte im Rahmen der Reise auf den Ruinen der Agora des alten Korinth an der Stelle, wo sich der Apostel Paulus vor Gericht verantworten musste. Dabei legte er ein leidenschaftliches Plädoyer für die Ökumene ab. In der Geschichte des Christentums habe es immer wieder Auseinandersetzungen und Spaltungen gegeben. Doch der Glaube an Jesus Christus könne und müsse über alle Differenzen hinweg verbinden. Er schaffe Brücken zwischen Menschen über alle unterschiedlichen Einstellungen und Konfessionen hinweg, so Koch und weiter wörtlich: „Der Glaube an die Rettungstat Gottes in Jesus Christus muss deshalb nicht warten, bis alle Spaltungen überwunden sind, sondern hilft, auf dem Weg zueinander.“ Ernsthafte Ökumene bringe es mit sich, „dass wir täglich auch für die Christen der anderen Konfessionen beten“.
Bischof Zsifkovics zeigte sich beeindruckt vom Zeugnis des in den griechischen Gemeinden seit der Gründung durch den Apostel Paulus vor 2000 Jahren ununterbrochen lebendigen Christentums. Als außerordentliche Geste ökumenischer Offenheit und Geschwisterlichkeit bewertete es Zsifkovics, dass drei orthodoxe Metropoliten die burgenländische Pilgergruppe persönlich in ihren Kathedralkirchen empfingen und Worte zur Geschichte und Gegenwart ihrer Ortskirchen an die Österreicher richteten: Dionysios von Korinth, Theoklitos von Stagi und Meteora sowie Nikephoros von Amoriou (Abt des zum Ökumenischen Patriarchat gehörenden Klosters Vlatadon in der Oberstadt von Thessaloniki). Metropolit Nikephorus hatte den burgenländischen Seewinkel anlässlich der Segnung des von der Diözese Eisenstadt gestifteten Grundstücks für das orthodoxe Kloster in Begleitung des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios persönlich besucht. Ein weiterer Metropolit (vergleichbar mit einem katholischen Diözesanbischof), Stephanos von Philippon, Neapolis und Phasos, traf mit den Pilgern am Strand von Philippi zum Essen sowie zum Austausch von Gedanken und Geschenken zusammen. Im Gedächtnis bleiben die ungezählten großen und kleinen Momente: Gebete im Autobus, viel geschenkte Zeit und gern gegebene Süßigkeiten der griechischen Gastgeber, große Augen vor Ikonenwänden und Klöstern auf Felswänden. Und das neu gewonnene Wissen, dass die Welt größer ist als das kleine Österreich und die Christenheit mehr als die durchaus große römisch-katholische Kirche. 

Teil 1 (aus der Vorwoche, im martinus erschienen)

133 burgenländische Pilger tauchen diese Woche in ein sonnengetränktes Griechenland ein. Unter der Leitung von Bischof Ägidius wandeln die Wallfahrer auf den Spuren des Apostels Paulus und entdecken dabei wesentliche Wurzeln der europäischen Kultur.

Möglicherweise ist Athen mit einem Alter von 5000 Jahren die älteste Stadt Europas. Ausgrabungen im Stadtzentrum weisen darauf hin. Als der Apostel Paulus vor nicht ganz 2000 Jahren diese Stadt betrat, hatte sie also bereits einiges an Siedlungsgeschichte hinter sich. Und war zum Schnittpunkt von Händlern, Künstlern und Kriegern über Epochen, Kulturen und geographische Räume hinweg geworden. Paulus war erstaunt, welch große Zahl von Göttern aus allen Himmelsrichtungen der Erde hier eine Kultstätte gefunden hatten. Als er sich in der Nähe des wichtigsten städtischen Heiligtums, dem Tempelbezirk auf der Akropolis hinstellte, um ein Wort an die Öffentlichkeit zu richten, hatte er zuvor einen Altar entdeckt, der „einem unbekannten Gott“ geweiht war. Das schien dem Völkerapostel einen Anknüpfungspunkt für die Rede über den damals weitgehend unbekannten Herrn und Heiland Jesus Christus zu sein. Die Gruppe der Burgenländer verfolgte exakt an dem historischen Ort, den die Apostelgeschichte in Kapitel 17 beschreibt, dieses Geschehen nach. Es ist der Areopag-Felsen, der schroff aufragt, in historischen Zeiten tagte dort das höchste Gericht. Und viele Menschen waren dort zwischen Marktplatz und dem prachtvollen Tempelbezirk unterwegs. Und was für ein enttäuschender Anfang für Paulus: Anstatt Interesse brachten ihm die Athener Gelächter und Spott entgegen.

Tiefes Eintauchen in Kultur und Religion. Viel herzlicher war der Empfang heute für die Reisenden aus dem Burgenland. Gleich. Nach ihrer Ankunft wurden die Pilger in der Kathedrale des griechisch-orthodoxen Erzbischofs zu einer feierlichen Vesper willkommen geheißen. Ermöglicht wurde dieses festliche Abendgebet mit Chorgesang und Weihrauch von Metropolit Arsenios, im Burgenland wohlbekannter Oberhirte der orthodoxen Christen in Österreich. Er führt die Pilgerschar gemeinsam mit Bischof Ägidius in seiner griechischen Heimat an. Und die Sonntagsmesse hieß die Pilger gleich wieder an einem besonderen Ort willkommen: Der malerische Garten der deutschsprachigen katholischen Gemeinde von Athen nahm die Burgenländer gastfreundlich auf. Ihr Pfarrer ist Pater Rafi, er ist mit Bischof Ägidius seit den gemeinsamen Studententagen in Rom in Freundschaft verbunden. Unser Bischof konnte die Gelegenheit nutzen und zwei jungen Burschen aus dieser Pfarre das Sakrament der Firmung spenden. Alexander und Paul, ihre Familien und viele weitere Mitglieder der kleinen örtlichen deutschen Gemeinde feierten die Messe als bischöflichen Firmungsgottesdienst. Und sie luden die Burgenländer zu einer prickelnden Agape zwischen Oleandern und unter Olivenbäumen.

Aufatmen. Am Weg von den prachtvollen Tempeln auf der Akropolis in die Altstadt von Athen schmiegen sich uralte byzantinische Kirchen und gemütliche Tavernen. Auf ihren marmornen Stufen sitzen junge Einheimische auf blauen Pölstern bei einem Kaffee oder mit dem Bierglas. Die Häuser warten mit gastlichen Tischen voll vom Erdgeschoß bis auf die blumenumrankten Dachterrassen hinauf auf hungrige Touristen. Und es scheint, dass die sorgengeschüttelte Volkswirtschaft im östlichen Mittelmeer dank ihrer vielen Gäste wieder aufatmen kann.

Autor:

Redaktion martinus aus Burgenland | martinus

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