Porträts
Neue Seelsorger für die Diözese
Vier Männer wurden im Eisenstädter Martinsdom von Bischof Ägidius zu Diakonen geweiht – zwei davon sind auf dem Weg zum Priester, zwei werden als Ständige Diakone wirken. Im martinus-Gespräch erzählen sie von ihren vielfältigen Lebenserfahrungen: Zoltán Csiki war verheiratet, hat eine zwölfjährige Tochter, ehe er die Berufung zum Priester verspürte. Andreas Gold hat Krisen gemeistert und will nun ein mitfühlender Seelsorger sein. Andreas Wurzinger will anderen helfen und Stefan Guczogi erzählt davon, wie er früh von Kirche und Glaube begeistert wurde – und was das mit einem „Doppler“ Wein zu tun hatte.
GERALD GOSSMANN
Vier Männer verstärken künftig die Seelsorge der Diözese Eisenstadt. Zoltán Csiki stammt aus Rumänien, Andreas Gold aus Mattersburg – beide werden auf dem Weg zum Priester zu Diakonen geweiht. Dazu kommen Andreas Wurzinger aus Tadten und Stefan Guczogi aus Steinberg an der Rabnitz, die zu Ständigen Diakonen geweiht werden. Was die vier Männer vereint: Sie haben schon viel erlebt – privat sowie beruflich – und wollen ihre Erfahrungen nun als Seelsorger einfließen lassen. martinus stellt die vier Weihekandidaten vor – und gewährt spannende Einblicke.
Zoltán Csiki, 45
Der Rumäne Zoltán Csiki ist ein klassischer Spätberufener auf dem Weg zum Priester. Der Mann hat viel erlebt. Eigentlich wollte der 45-jährige schon als Kind Priester werden, wie er im martinus-Gespräch verrät. Dann aber war er als Sozialarbeiter tätig, als Journalist, er studierte sechs Jahre lang Theologie, absolvierte die Ausbildung zum Ökonom, hatte Management-Aufgaben inne, war beruflich in Rumänien und Deutschland tätig. Dazu war er (standesamtlich) verheiratet – und ist Vater einer zwölfjährigen Tochter. Zoltan Csikis Werdegang ist für eine Priesterberufung nicht unbedingt gewöhnlich. Aber: „Das sind auch wichtige Erfahrungen, die ich dadurch mitbringe – ich weiß was Ehe, Familie, Scheidung bedeuten.“ Nach der Trennung habe er Gott gefragt, welchen Weg er einschlagen solle. Bei einer Veranstaltung traf er auf den burgenländischen Bischof Ägidius Zsifkovics. „Komm zu uns, wir brauchen dich“, habe er laut Csiki gesagt. „Das war wie ein Zeichen für mich!“ Schon als Fünfjähriger wirkte er als Minis-trant in seiner Heimat Rumänien. „Manchmal sind ältere Leute irritiert darüber, dass ich ein Kind habe, aber Gott hat mich damit beschenkt.“ Im Burgenland ist er im Seelsorgeraum hl. Hildegard von Bingen (Purbach, Breitenbrunn, Donnerskirchen, Schützen am Gebirge) tätig. Die BurgenländerInnen erlebt er als „freundlich und ehrlich“. „Erfahrungen in den Pfarren zu sammeln, ist sehr wichtig in Hinblick auf meine Weihe zum Diakon und später zum Priester.“ Derzeit befindet sich Zoltan Csiki auf Exerzitien, die der Vorbereitung in Hinblick auf die Weihe dienen. „Endlich habe ich meine Berufung gefunden“, sagt er. „Gott hat mir diesen Platz in der Kirche geschenkt. Ich möchte ein Zeuge sein dafür, dass Gott existiert.“
Andreas Gold, 40
Andreas Gold aus Mattersburg ist ebenfalls auf dem Weg zum Priester, wird nun zum Diakon geweiht. Als Jugendlicher, so erzählt Gold, habe er mit der Kirche und dem Glauben wenig am Hut gehabt. Der gelernte Elektroinstallationstechniker ging gerne auf Partys und zog mit Freunden umher. „Ich war ein Getriebener, aber nichts hat mich wirklich erfüllt.“ Gold hatte einige Krisen zu meistern und fand zum Glauben. „Ich habe Halt in Gott gefunden“, betont er. Das Gebet, die Messe, die Beichte wurden wichtige Bestandteile seines Lebens. „Ich habe durch den Glauben so viel geschenkt bekommen, die Berufungsfrage hat sich automatisch gestellt. Ich wollte etwas zurückgeben.“ Sein Theologie-Studium hat er vor kurzem abgeschlossen, „ich habe dadurch Werkzeuge in die Hand bekommen, mich Diskussionen besser zu stellen.“ Sein Praktikumsjahr verbrachte er in den Pfarren Neckenmarkt und Deutschkreutz. „Ich wurde dort sehr herzlich aufgenommen“, betont Gold. Auch als Lehrer ist er tätig, was er sich anfangs nicht zugetraut hätte. „Man wird von den Kindern belohnt“, weiß er heute. „Sie sind sehr ehrlich: Wenn ihnen der Unterricht nicht gefällt, sagen sie, dass er langweilig war. Und wenn sie ihn gut finden, wird geklatscht. Vor 14 Tagen habe ich ihnen gesagt, dass nächste Woche der Religionsunterricht entfällt, weil ich auf Exerzitien sein werde, dann haben einige zu weinen begonnen.“ Gerne würde er weiterhin unterrichten. „Als Jugendlicher habe ich meine Talente vergraben, im Priesterseminar haben wir den Umgang mit ihnen erlernt.“ Auf die Diakonweihe freut er sich bereits. Was ihm besonders gut liege? „Ich fühle mit Menschen sehr stark mit, auch weil ich selbst Krisen erlebt habe. Man versteht dadurch jene besser, die gerade Probleme haben.“ Künftig soll er in der Pfarre Lockenhaus tätig sein.
Andreas Wurzinger, 47
Der Supermarkt-Manager Andreas Wurzinger stammt aus Tadten, lebte aber lange in Wien – und ist auch beruflich dort tätig. Nun wird der studierte Betriebswirt zum Ständigen Diakon geweiht. „Mir ist es in meinem Leben immer gut gegangen“, erzählt der 47-Jährige. Schon als Jugendlicher habe er eine soziale Ader gehabt und Mitschülern gratis Nachhilfe gegeben – „ich konnte einfach ganz gut Mathematik und habe das gerne gemacht.“ Es seien „alle Geschöpfe Gottes“, sagt er. „Wenn man das so sieht, dann will man den Menschen automatisch helfen.“ Religiös sei er schon immer gewesen. Als junger Bub war er als Ministrant tätig, engagierte sich in der Jungschar. Später fungierte er als Dekanatsjugendleiter und Diözesanvorsitzender der Katholischen Jugend. Eine Priesterberufung war kurzfristig Thema, doch seine Tätigkeit als Supermarkt-Manager erfülle ihn. Dabei führt er 21 Mitarbeiter, „und betreibt manchmal auch hier Seelsorge“. Sein Wirkungsgebiet als Diakon wird der Seelsorgeraum Heideboden (Andau, Tadten, St. Andrä) sein. Gerne würde er auch Seelsorge-Projekte im Supermarkt und mit Handelsangestellten verwirklichen. „Zu Beginn der Pandemie wurde für uns geklatscht, jetzt sind wir wieder das Letzte“, betont er. Als Diakon sei ihm das ein besonderes Anliegen: Andreas Wurzinger will also weiterhin das tun, was er immer gerne gemacht hat: Helfen.
Stefan Guczogi, 65
Wäre er heute 40, schmunzelt Stefan Guczogi aus Steinberg an der Rabnitz, könnte er sich den Weg zum Priester vorstellen – nun mit 65 sei er froh, zum Ständigen Diakon geweiht zu werden. Sein Erweckungserlebnis: Er habe den Pfarrer wehklagen gehört, dass ihm für vieles die Zeit fehle. Da wusste er: Man wird gebraucht. Guczogi ist verheiratet, Vater von zwei Kindern. Beruflich war er Heizungs-Techniker. Auch kirchlich war er immer engagiert: als Kommunionspender, Pfarrgemeinderat, Mesner. Seine Frau unterstützt ihn dabei, „das ist sehr wichtig“, sagt er. Der Theologische Kurs, den er mit ausgezeichnetem Erfolg absolvierte, habe ihm geholfen, seine Position anderen gegenüber zu verteidigen. „Man ist als praktizierender Katholik mittlerweile ein Exot geworden.“ Wobei er bemerkt: „Traditionschristen sterben aus, es bleibt eine kleine Gemeinschaft von wirklich Überzeugten.“ Von Kirche und Glaube begeistert wurde er auch durch seinen Religionslehrer Andreas Karall, „da haben wir Messen gefeiert wie sonst nie“, erzählt er. „Wir haben einen Doppler gekauft und einen Kilo Brot, moderne Musik aufgedreht, die Lesung kam aus der Zeitung.“ Als Jugendlicher sei er ein richtiger Rebell gewesen, seine Mutter habe ihn wegen seines Aufzugs in der Kirche kritisiert. „Der Herrgott sieht mich so wie ich bin“, antwortete er, „und nicht welche Kleidung ich trage.“
Autor:Martina Mihaljević aus Burgenland | martinus |
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