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Mut zum Träumen
Bischof Zsifkovics leitete einen Dankgottesdienst zu seinem 60er und erinnerte in seiner Predigt an das Wirken von Martin Luther King und Papst Johannes XXIII.
Beim Dankgottesdienst anlässlich seines 60. Geburtstages hat Bischof Ägidius Zsifkovics zum gemeinsamen Erinnern, aber auch zum Mut zum Träumen aufgerufen. „I have a dream“, dieser „nicht verstummte Aufschrei des Propheten Martin Luther King im Jahr 1963, der mit seiner Bürgerrechtsbewegung die bisherige Welt der Versklavung beenden wollte, hat heute – unter anderen Vorzeichen – immer noch Gültigkeit“. Das betonte der Bischof am vorigen Samstag bei der Festmesse im Eisenstädter Dom vor zahlreichen Mitfeiernden aus Kirche, Gesellschaft und Politik.
„Wir dürfen träumen und ich wünsche Mut zum Träumen“, so Zsifkovics. Für Träume brauche es Dankbarkeit, Fantasie, Freude, eine gemeinsame Kraftanstrengung und Gelassenheit, Geduld, Angstlosigkeit und Zuversicht. Das gelte für Kirche, Gesellschaft, Politik und alle Lebensbereiche.
Im Blick auf den Krieg in der Ukraine erinnerte der Bischof an Johannes XXIII. und dessen Friedensenzyklika „Pacem in terris“, die der Konzilspapst kurz vor seinem Tod 1963 veröffentlicht hatte. „Diese Friedensbotschaft, gegen Rüstungswettlauf und Atomwaffen gerichtet, war damals schon ein Stachel im Muskelmessen der Waffengiganten und ist heute noch aktueller im Blick auf den Krieg in der Ukraine, auf die Kriege weltweit und die grenzenlose Gier der Waffenindustrie.“
Musikalisch gestaltet wurde die Festmesse vom länderübergreifende Chor „Pax et Bonum“ sowie von der ebenfalls ihren 60er begehenden Bauernkapelle St. Georgen. Aus diesem Anlass sagte der Bischof: „Nicht nur in einer Musikkapelle oder in einem Orchester, sondern auch in der Kirche, in der Gesellschaft, vielleicht sogar in den demokratischen Parteien braucht es eine symphonische Kraft, die uns entdecken lässt, dass jede und jeder von uns gebraucht wird, mit der eigenen Stimme singen und mit den eigenen Instrumenten musizieren und dabei die anderen Stimmen und Mitspieler als großes Geschenk annehmen darf.“ Unter den anwesenden Gästen befanden sich Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, Landtagspräsidentin Verena Dunst sowie der evangelische Superintendent Robert Jonischkeit. Weiters gratulierten Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf, Landesrätin Daniela Winkler, Landesrat Leonhard Schneemann, Bundesratspräsident Günter Kovacs und der Bürgermeister von Eisenstadt Thomas Steiner. Der Landeshauptmann dankte Bischof Zsifkovics zum runden Geburtstag dafür, dass er das friedvolle Zusammenleben im Burgenland fördere. „Es ist wichtig, einen solchen Mann des Ausgleichs und des Dialogs an der Spitze der Diözese Eisenstadt zu wissen“. Bischof Zsifkovics sei „ein fortschrittlicher und weltoffener Bischof, ein ‚Brückenbauer‘, der die Probleme der Kirche und der Gesellschaft beim Namen nennt.“
Der Dankgottesdienst endete mit einer Einladung des Bischofs zu einer anschließenden Agape im Martinussal bzw. einem Zelt vor dem Dom. Dort gastierte die Tamburizza von Trausdorf mit Ständchen.
BIOGRAFISCHE ECKDATEN
Ägidius Johann Zsifkovics wurde am 16. April 1963 in Güssing geboren. Die Kindheit verbrachte er mit seinen Eltern Ägidius und Gertrude Zsifkovics (geb. Stipsits) und seiner Schwester Renate in der Gemeinde Hackerberg, die zur Pfarre Stinatz gehört.
Nach dem Besuch des bischöflichen Knabenseminars in Mattersburg und der Matura 1981 trat er in das Priesterseminar der Diözese Eisenstadt ein und studierte Theologie in Wien, unterbrochen durch ein Auslandsjahr in Zagreb. Am 29. Juni 1987 wurde Zsifkovics vom damaligen Diözesanbischof Stefan Laszlo im Eisenstädter Martinsdom zum Priester geweiht. Es folgte ein Jahr als Bischöflicher Sekretär und Zeremoniär, das von den Vorbereitungen des ersten Pastoralbesuchs eines Papstes in der noch jungen Diözese Eisenstadt geprägt war. Den Höhepunkt bildete der große Festgottesdienst mit Papst Johannes Paul II. am 24. Juni 1988 in Trausdorf knapp an der Grenze zum damals noch kommunistischen Ungarn.
Danach wurde Zsifkovics zum Studium des kanonischen Rechtes an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom freigestellt und beendete dieses 1992 mit dem Doktorat. Nach der Rückkehr übernahm der junge Kanonist für sieben Jahre das Amt des Ordinariatskanzlers, das er 1999 mit der Bestellung zum Generalsekretär der Bischofskonferenz abgab.
Seelsorgliche Erfahrungen sammelte Ägidius Zsifkovics ab 1994 in der Pfarre Wulkaprodersdorf, 1996 wurde er mit der Leitung des Referates für die pastoralen Belange des kroatischen Volksteils sowie mit der Chefredaktion der wöchentlich auf Burgenlandkroatisch erscheinenden Kirchenzeitung „Glasnik“ („Bote“) betraut.
Sein Amt in der Bischofskonferenz trat er in einer für die Kirche in Österreich schwierigen Phase nach den Turbulenzen der „Causa Groer“ an. Als Generalsekretär war Zsifkovics für die Vorbereitung und Abhaltung der Vollversammlungen sowie mit der Umsetzung von deren Beschlüssen befasst. Ein weiterer wichtiger Aufgabenbereich betraf Fragen im Verhältnis von Staat und Kirche.
Im Juli 2010 wurde er durch Papst Benedikt XVI. zum Nachfolger des Eisenstädter Bischofs Paul Iby ernannt. Die Bischofsweihe empfing er am 25. September 2010 im Eisenstädter Martinsdom.
In der Österreichischen Bischofskonferenz zuständig für die Bereiche Europa (ComE-CE) sowie Flucht, Migration und Integration, meldete sich Zsifkovics immer wieder im Sinne des europäischen Zusammenhalts und zugunsten einer menschlichen Flüchtlingspolitik zu Wort. Zuletzt sprach er sich u.a. deutlich für eine Freistellung des Zölibats für Weltpriester aus.
Podcast mit Anekdoten von Weggefährten: www.martinus.at/wortstark
Autor:martinus Redaktion aus Burgenland | martinus |
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